Roland Berger Krankenhaus IT-Monitor 2024
Roland Berger Krankenhaus IT-Monitor 2024: Vernetzung, Kollaboration und Interoperabilität in der Krankenhausversorgung.
Karsten Neumann, Oliver Rong, Janes Grotelüschen, Ulrich Kleipaß
"Wir müssen Versorgungsprozesse in Serie digitalisieren, sie verpflichtend einführen und in allen Komponenten der TI abbilden."
Bei der Digitalisierung muss das deutsche Gesundheitssystem im internationalen Vergleich noch immer nachholen. Angesichts steigender Kosten, fehlender Fachkräfte und ungenügender Outcomes in der Versorgung spricht alles dafür, die Chancen digitaler Technologien endlich beherzt zu nutzen. So können Automatisierung oder die digitale Selbstversorgung einfacherer Fälle einen wichtigen Beitrag dazu leisten, die Beschäftigten in Gesundheitsberufen, aber auch die entsprechenden Einrichtungen, nachhaltig zu entlasten. Digitalisierung kann zudem helfen, (Folge-) Erkrankungen beispielsweise über Coaching oder Apps zu vermeiden oder durch intensiveren Datenaustausch und eine effektivere Datennutzung (ePA, TI) für eine bessere Versorgung der Patientinnen und Patienten sorgen.
Alle Akteure im Gesundheitswesen müssen sich jetzt modernisieren, um Teil der neuen, digitalen Versorgung zu werden – und dadurch nicht zuletzt die Grundlage für ihre künftige Wettbewerbsfähigkeit zu schaffen. Die technologischen Voraussetzungen (ePA, TI) sind grundsätzlich vorhanden. Statt weiter abzuwarten, gilt es, sie jetzt im Sinne einer besseren und effizienteren Versorgung zu nutzen. Und zwar auf allen Ebenen.
So können Krankenhäuser Patientendaten nutzen, um Behandlungsabläufe zu optimieren, im Bedarfsfall schnelleren Zugang zu aufwändigen Untersuchungen zu ermöglichen oder Terminabsagen zu vermeiden. Krankenversicherungen erschließen sich bislang nie dagewesene Möglichkeiten, ihre Versicherten mithilfe von Apps und weiteren Angeboten durch eine individuelle, optimierte Gesundheitsreise zu steuern und so ein wesentlich intensiveres Verhältnis aufzubauen. Patientinnen und Patienten müssen überzeugt werden, Teil der neuen, digitalen Versorgung zu werden und sich zu ihrem eigenen Nutzen mit dem Thema digitale Identität auseinanderzusetzen.
"Um die Herausforderungen der Digitalisierung im Gesundheitswesen zu meistern, müssen wir noch häufiger den Schritt von isolierten, lokalen Lösungen hin zu gemeinsamen Ansätzen wagen."
In den vergangenen Jahren wurden wichtige gesetzliche Grundlagen geschaffen und technologische Fortschritte gemacht. Jetzt gilt es, diese Voraussetzungen in echte Fortschritte in der Patientenversorgung zu transformieren. Krankenhäuser, Ärzt:innen und Krankenversicherungen sind jetzt dazu in der Lage, digitale und hybride Versorgungspfade einführen, Routinetätigkeiten automatisieren und Daten für bessere Analysen zusammenführen.
Trotzdem gibt es immer noch Hürden. So ist unklar, wer für die Gestaltung besserer Versorgungsprozesse verantwortlich ist. Außerdem brauchen wir bessere gesetzliche Grundlagen für die Datennutzung. Viele Unternehmen schöpfen die Potenziale der Digitalisierung bisher schon intern nur unzureichend aus. Fehlende Schnittstellen zwischen Versorgern und den verschiedenen Sektoren sowie der nach wie vor hohe Anteil manueller und papierbasierter Prozesse verhindern eine optimale und dabei effiziente Patientenversorgung. Die Ursachen sind vielfältig und allseits bekannt: hohe Kosten, Personalmangel, Zeitknappheit und fehlende Standards, um nur einige zu nennen. Zwar haben Förderprogramme wie das Krankenhauszukunftsgesetz (KHZG) wichtige Impulse gesetzt, maßgebliche Fortschritte sind bislang allerdings nicht erreicht worden.
Neben den genannten haben viele Unternehmen echte Großprojekten zu bewältigen. So stehen viele Krankenhäuser vor einem Wechsel des ERP-Systems auf die neue SAP-Generation S4 Hana, manche zusätzlich vor der Auswahl und Implementierung eines neuen klinischen Informationssystems (KIS) – Krankenkassen sind auf dem Weg in die Cloud, müssen GenAI endlich in der Breite der Organisation einsetzbar machen.
Angesichts dieser Herkulesaufgaben zeigen sich viele Organisationen unzufrieden mit der Leistung ihrer IT. Die meisten Großprojekte ziehen sich deutlich länger hin als geplant, liefern nicht den erwünschten Mehrwert oder sind zu wenig auf den Bedarf der Anwender zugeschnitten. So werden einige Telematikanwendungen bislang kaum genutzt, nur rund ein Drittel der Krankenhäuser, die sich an der Befragung für unseren jüngsten Krankenhaus-IT-Monitor beteiligt haben, verwendet ein Clinical Data Repository (CDR), um eine umfassende Datenbasis für medizinische Entscheidungen bereitzustellen.
Unser Projekt-Portfolio zur Weiterentwicklung von Digital Health umfasst Themen von Kundenreisen und neuen vertikalen Versorgungsmodellen bis hin zu Cloud-Strategien oder der Reform von IT-Kernsystemen. Wir entwickeln digitale Versorgungsmodelle, agilisieren Organisationen und adressieren alle kritischen Punkte der IT-Organisation. Dies umfasst neben einer IT-Bestandsaufnahme auch die Definition einer IT-, Digital- und Datenstrategie, das Portfoliomanagement sowie die (Weiter-)Entwicklung hin zu einer zukunftsfähigen IT-Organisation und von Zielbetriebsmodellen (TOM).
Insbesondere bei komplexen Transformationsvorhaben unterstützen wir unsere Kunden bei der strategischen Bewertung von Lösungsszenarien. Hierbei berücksichtigen wir die individuellen Voraussetzungen und Anforderungen an die IT-Zielarchitektur sowie die personellen und finanziellen Ausstattungen. In der Ausschreibungs- und Umsetzungsbegleitung agieren wir als strategisches PMO und Qualitätssicherung, um auch herausfordernde Projekt- und Programmvorhaben planmäßig umzusetzen. Unser besonderer Fokus liegt auf der Realisierung von messbaren Ergebniseffekten und Prozessverbesserungen.
"Nur mit Digitalisierung lässt sich die Versorgungsqualität verbessern, gleichzeitig der Ressourceneinsatz optimieren und das Arbeitsumfeld attraktiver gestalten."
Wie können digitale Prozesse dazu beitragen, die Kosten zu senken und die Patientenversorgung zu verbessern?
Das ist eines der Themen auf der DMEA 2025, zu der der Bundesverband Gesundheits-IT im April nach Berlin einlädt. Auch unsere Experten sind vor Ort.
Roland Berger-Partner Dr. Karsten Neumann wird am 8. April 2025 (10.15 bis 11 Uhr) in Halle 6.2 die Diskussionsrunde zum Thema Digitalisierungsstrategie 2.0 moderieren und an BMG, Gematik und andere die Frage stellen, wie wir mit Digitalisierung messbare Effekte erreichen. Ab 12.15 Uhr diskutiert er mit weiteren Experten zum Thema „Visionboard – Nicht heute, morgen, sondern übermorgen: Wie sieht die Gesundheit der Zukunft aus?“
Am zweiten Veranstaltungstag (9. April 2025, 16 bis 18.15 Uhr, Stand E-111) findet am Stand von Siemens Healthineers eine Podiumsdiskussion zum Thema „Die medizinische Versorgung von morgen – verbessert, verfügbar und vernetzt?“ statt. Janes Grotelueschen wird in seinem Impulsvortrag anhand von Projektbeispielen über Erfolgsfaktoren und Fallstricke bei der Umsetzung nationaler Strategien in der Fläche berichten.
Auf dem Panel vertreten sind Tino Sorge, Gesundheitspolitischer Sprecher CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Martin Peuker, Digitalisierungsvorstand Medizinische Universität Lausitz, Matthias Pröfrock, Leitender Ministerialrat Ministerium des Inneren, Digitalisierung und Kommunen Baden-Württemberg, Dr. Hannah Krause, Universitätsmedizin Mannheim, Projektmanagerin INSPIRE Living Lab sowie Marc Schipmann, Leiter der Service Line Digital Transformation Consulting bei Siemens Healthineers AG. Die Moderation übernimmt Laura Wamprecht, Geschäftsführerin von Forward Strategy.
Im Anschluss findet am Stand das gemeinsame Networking-Event von Roland Berger und Siemens Healthineers statt.