Article
19. Berliner Bankensymposium: Wege aus der Krise

19. Berliner Bankensymposium: Wege aus der Krise

22. Dezember 2020

Covid-19 und die Folgen für die Volkswirtschaft sowie für hoch verschuldete Unternehmen

Erstmals digital, aber mit gewohnt hochkarätigen Rednern hat das 19. Berliner Bankensymposium sich mit den Folgen der US-Wahl für die Weltpolitik und der Covid-Pandemie für die Unternehmensfinanzen auseinandergesetzt. Impulsgeber für die Diskussion unter 80 führenden Vertretern des Bankensektors waren der Bundesminister des Auswärtigen a.D., Sigmar Gabriel, sowie der Wirtschaftsweise und Präsident des ifo Instituts, Professor Clemens Fuest.

Seit nahezu 20 Jahren zählt das von Roland Berger ausgerichtete Berliner Bankensymposium zu den Pflichtterminen für Workout-Banker aus der DACH-Region. Aufgrund der Covid-Pandemie wurde das Branchentreffen erstmals per Live-Stream nach Deutschland, Österreich und in die Schweiz übertragen.

Highlights des 19. Berliner Bankensymposiums

In seiner Key Note rief Sigmar Gabriel drei Tage nach der US-Wahl und vor dem Hintergrund des sich abzeichnenden Wahlsiegs von Joe Biden die Europäer zu mehr weltpolitischer Verantwortung auf. Gerade die fortschreitende politische und gesellschaftliche Spaltung der USA mache eine eigenständige europäische Rolle in der Auseinandersetzung mit alten und neuen globalen Spielern notwendig. Die Welt werde auch nach der Abwahl Donald Trumps in einem sehr fragilen Zustand ohne klare Ordnungsmacht bleiben, den Gabriel in Abgrenzung zur alten G7-Weltordnung als "G0-Zustand" bezeichnete.

Gefahr eines staatlichen Dirigismus?

Clemens Fuest skizzierte in seinem Vortrag die bereits heute absehbaren wirtschaftlichen Folgen der Covid-Pandemie, die Möglichkeiten und Grenzen staatlicher Gegenmaßnahmen sowie die Chancen eines europäischen Green New Deals. Er äußerte die Hoffnung, dass dem historischen Einbruch infolge der Corona-Krise ein rascher Wiederaufschwung folgen werde, und bezeichnete den Lockdown als voraussichtlich hochrentable Investition zur Vermeidung einer längerfristigen Rezession. Für den insgesamt positiv bewerteten Green New Deal warnte er eindringlich vor einer Übersteuerung und überbordender Bürokratie.

Wie können Wirtschaftsakteure die finanziellen Auswirkungen der Pandemie bewältigen? Welche Zukunftsperspektiven bestehen für Unternehmen mit krisenbedingt erhöhter Schuldenlast? Und welche Szenarien lassen sich daraus für unsere Volkswirtschaft ableiten? Unter dem Titel "The Walking Dead" spannte Sascha Haghani, Leiter des globalen Kompetenzzentrums für Restrukturierung bei Roland Berger, den möglichen Handlungs- und Lösungsraum auf.

Ende mit Schrecken oder Schrecken ohne Ende?

Die Pandemie hat laut Haghani den größten wirtschaftlichen Einbruch seit der großen Depression zur Folge – der BIP-Rückgang ist schon jetzt dreimal höher als zu Zeiten der Finanzkrise 2008/2009. Jedes zehnte Unternehmen befindet sich infolge Covid im Krisen- bzw. Restrukturierungsmodus. Für die Bewältigung der ökonomischen Folgen blieben vier Optionen:

  • Rauswachsen und restrukturieren – die volkswirtschaftlich beste Lösung
  • Verlängern und verschieben – schafft die Gefahr "japanischer Verhältnisse" mit dauerhaft niedrigem Wachstum
  • Harte Schnitte – Bailout und Haircut reduzieren die Last der Verschuldung
  • Ende mit Schrecken – Unternehmen rutschen in die Insolvenz

Das dreistündige digitale Format bot allen Teilnehmern die Möglichkeit, sich in kompakter Form über wesentliche Trends und neueste Analysen rund um die aktuelle politische und ökonomische Großwetterlage zu informieren.

Die Veranstaltungsreihe wird fortgesetzt im kommenden Jahr mit der 20. (Jubiläums-)Ausgabe des Symposiums – dann hoffentlich wieder als Live-Event.

Das könnte Sie auch interessieren