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Wege zu mehr Widerstandsfähigkeit in der Automobilbranche

Wege zu mehr Widerstandsfähigkeit in der Automobilbranche

7. Juli 2022

Robustheit ist der Schlüssel zu einer erfolgreichen Transformation in der Automobilindustrie

In der Automobilindustrie finden derzeit die wohl gravierendsten Veränderungen seit Beginn der Massenproduktion statt. Trends wie die Elektrifizierung und das autonome Fahren schreiten mit voller Kraft voran. Automobilzulieferer und OEMs sind gezwungen, sich auf rasante Veränderungen einzustellen. Ein Festhalten am Alten würde dazu führen, dass sie eher heute als morgen in der Bedeutungslosigkeit versinken. Unternehmen haben auf diesem dynamischen und hart umkämpften Markt nur eine Chance, wenn sie kurzfristig in der Lage sind, schnell zu reagieren – und sich gleichzeitig mittel- und langfristig zu robusten Organisationen zu entwickeln. Dies sind Unternehmen, die stabil bleiben, selbst wenn der Boden unter ihnen wackelt. Die neueste Studie von Roland Berger „Automotive Suppliers: Achieving resilience and getting ahead in a changing world“ bietet einen Überblick über die weitreichenden Einflüsse, die aktuelle Trends auf das Betriebsmodell eines Unternehmens haben. Sie zeigt, wie Unternehmen diese Trends zu ihrem Vorteil nutzen können, um robust und widerstandsfähig zu werden – Eigenschaften, die in dieser schwierigen Zeit überlebenswichtig sind.

Sechs entscheidende Faktoren führen zu irreversiblen Veränderungen in der Automobilindustrie. Erstens, und das überrascht nicht, sind die strengeren Emissionsvorschriften, welche die Autohersteller zwingen, sich schon sehr bald vom Verbrennungsmotor zu verabschieden.

Der zweite Treiber sind die steigenden Investitionen reine Elektroautohersteller und in die Elektromobilität im Allgemeinen. Sichtbar wird das auch daran, dass die Bewertungen von reinen Elektroautoherstellern ein Allzeithoch erreicht haben, während die Börsenkurse traditioneller Hersteller einen Rückgang verzeichnen.

"Robustheit bedeutet die Fähigkeit von Organisationen, sich anzupassen und weiterzuentwickeln, Unsicherheiten zu bewältigen und ihre Funktionsfähigkeit, ihre Wettbewerbsfähigkeit und ihr langfristiges Wachstum zu erhalten."
Portrait of Ina Wietheger
Senior Partner
Frankfurt Office, Zentraleuropa

Der dritte Faktor sind die rasanten technologischen Fortschritte. Autos entwickeln sich weg von reiner Hardware und hin zur Software , wo Merkmale und Funktionen durch digitale Technologie erst ermöglicht werden.

Gleichzeitig verändern sich die Präferenzen der OEMs. Schon heute zwingt eine unterschiedliche Abdeckung der Wertschöpfungskette die Zulieferer dazu, ihre Angebotspalette zu erweitern und möglicherweise ihre Vertriebskanäle zu ändern, um den verschiedenen OEMs gerecht zu werden (Plattformen, Aftermarket).

Der fünfte Faktor ist der schwindelerregende Anstieg der Energie- und Materialpreise, der sich aufgrund der russischen Invasion in der Ukraine noch verstärkt hat und die Zulieferer unter enormen Druck setzt. Der letzte Faktor ist die wachsende Bedeutung der Nachhaltigkeit , die auch in Zukunft eine wichtige Rolle spielen wird und die Art und Weise, wie Zulieferer ihr Geschäft betreiben, tiefgreifend beeinflusst. Die zunehmende Forderung nach umfassender Transparenz über die gesamte umfassender Transparenz über die gesamte Lieferkette hinweg und die Prüfung der Energiequellen stellen für die Zulieferer zusätzliche Kosten dar, die sie nicht an den Endverbraucher weitergeben können.

Die sechs Dimensionen eines robusten Unternehmens

Auch wenn diese Prognosen auf den ersten Blick nichts Gutes verheißen, können Unternehmen diese Entwicklung doch als Chance begreifen, um ihre Betriebsmodelle zu überarbeiten und so anpassungsfähig und innovativ zu werden. Während Geschäftsmodelle oft die erste Anlaufstelle für Transformationen sind, wird in der Studie deutlich, dass die Robustheit eines Unternehmens genauso wichtig ist, was aber oft übersehen wird. Roland Berger hat deshalb ein Konzept entwickelt, das den Grad der Robustheit eines Unternehmens anhand geeigneter Faktoren misst, bewertet und anschließend verbessert, indem es entsprechende Ansatzpunkt an die Hand bekommt.

Das Konzept für robuste Organisationen von Roland Berger umfasst sechs Dimensionen und wurde zur Analyse des Istzustands von mehr als 35 Automobilfirmen und Zulieferer genutzt.

  1. Purpose, Kultur und Strategie:
    Ein gemeinsames Ziel, eine gesunde Unternehmenskultur und die Fähigkeit, die Unternehmensstrategie schnell anzupassen und zu implementieren, sind wichtige Indikatoren für Robustheit.
  2. Ökosysteme und Netzwerke:
    Wenn Unternehmen eine starke Position in einem Ökosystem einnehmen, können sie Änderungen vorhersehen, Chancen ergreifen und Möglichkeiten nutzen.
  3. Prozesse und Organisation:
    Ein wichtiger Indikator eines robusten Unternehmens sind eine optimierte Arbeitsweise und agile Prozesse, die schnell angepasst werden können.
  4. Führung und Talent:
    Robuste Unternehmen brauchen sowohl starke Führungskräfte an der Spitze als auch talentierte Mitarbeiter.
  5. Technologie und Datenmanagement:
    Datengestützte Betriebsmodelle und skalierbare IT-Systeme sind die Voraussetzung für die Weiterentwicklung des Unternehmens.
  6. Finanzierung und Investitionen:
    Die Unternehmen müssen selbst in Zeiten großer Umwälzungen in der Lage sein, ihre Rechnungen zu bezahlen und ihr Kerngeschäft zu schützen.

"Unter dem Strich führen diese Faktoren dazu, dass nahezu alle Zulieferer, insbesondere jedoch die der traditionellen Antriebsstrangkomponenten, ihre Betriebsmodelle überarbeiten müssen."
Portrait of Felix Mogge
Senior Partner, Supervisory Board Member
München Office, Zentraleuropa

Wie Automobilzulieferer performen

Die Zulieferer haben in zwei Bereichen gut abgeschnitten: Erstens: Purpose, Kultur und Strategie, insbesondere im Vergleich zu anderen produktionsorientierten Unternehmen. Stabilität und ein hohes Innovationsniveau lassen sich am besten aufrechterhalten, wenn sowohl die konventionellen als auch die neuen Geschäftsbereiche des Unternehmens ein gemeinsames Ziel verfolgen, das in vielen Fällen bereits von den Zulieferern entwickelt worden ist.

Zweitens wird von robusten Organisationen ein hohes Maß an Führung und Talent verlangt. Das schließt die Notwendigkeit ein, kraftvolle Führungsqualitäten zu zeigen, die auf einer soliden Entscheidungsfindung und der Befähigung der Mitarbeiter basieren. Unsere Bewertung zeigt, dass Führung schon heute eine Stärke der Automobilzulieferer ist.

In den anderen vier Dimensionen besteht Nachholbedarf. In allen Branchen ist die Dimension Finanzierung und Investitionen schwach ausgeprägt. Auch bei Automobilzulieferern. Trotz der Tatsache, dass sie in der Regel an hohe Investitionskosten gewöhnt sind, sind Liquiditätsmanagement und ausgewogenes Kostenmanagement nach wie vor Schlüsselbereiche für Verbesserungen.

Die Beherrschung der Prozess- und Organisationsdynamik ist der Schlüssel für robuste Organisationen. Dies gilt insbesondere für Automobilzulieferer. Während sie in der Regel für ihre Prozesseffizienz bekannt sind, hinken die Zulieferer in Bezug auf die Abdeckung von End-to-End-Prozessen und die funktionsübergreifende Zusammenarbeit oft hinterher.

Eine Dimension robuster Organisationen, die für Automobilzulieferer ein verhältnismäßig neues Gebiet darstellt, sind Ökosysteme und Netzwerke. Diese sind hilfreich, um die Kundensicht in neue Produkte und Dienstleistungen zu integrieren. Sie werden darüber hinaus auch benötigt, um Partnerschaften in der Wertschöpfungs- und Lieferkette und damit Flexibilität bei der Entwicklung neuer Geschäftsmodelle zu ermöglichen.

In der Dimension Technologie und Daten hinken die Anbieter typischerweise bei der Abdeckung von End-to-End-Prozessen durch aktuelle IT-Systeme hinterher und entsprechen nicht den Technologiestandards. Nichtsdestotrotz wird dieses Thema allmählich durch die in der Branche stattfindenden IT-(System)-Transformationen erkannt und in Angriff genommen.

Unsere Studie zeigt, dass Automobilzulieferer in einigen Schlüsselbereichen Verbesserungspotenzial haben. In Bereichen, die für robuste Organisationen unerlässlich sind. In dieser Studie skizzieren wir die wichtigsten Schwerpunktbereiche für Automobilzulieferer in jeder der sechs Dimensionen und stellen spezifische Best Practices vor.

Was bedeutet Robustheit für Unternehmen – und wie erreichen sie sie?

Es ist nicht mehr die Frage, ‚ob‘ eine Auseinandersetzung mit und die Anpassung an Transformationen notwendig ist, sondern ‚wann‘. Deshalb ist es umso wichtiger, dass die Unternehmen eine flexible, agile und widerstandsfähige Struktur haben, um sich den Herausforderungen der Automobilindustrie heute und in Zukunft zu stellen.

Ein robustes Unternehmen kann Effizienzgewinne erzielen, die einen Wettbewerbsvorteil darstellen. Außerdem sorgen robuste Unternehmen für Stabilität – sie geben Zulieferern mit einem stabilen Betriebsmodell die Möglichkeit, sich auf ihr Kerngeschäft zu konzentrieren. Zudem werden Innovationen gefördert und die Anpassungsfähigkeit an neue Technologien steigt.

Je früher Unternehmen mutige und transformative Maßnahmen ergreifen, desto robuster und widerstandsfähiger sind sie, wenn sie mit neuen Umwälzungen konfrontiert werden.

In unserer neuesten Studie, die Sie hier herunterladen können, erfahren Sie mehr über die Stärkung der Widerstandsfähigkeit von Unternehmen in einer Welt voller Herausforderungen und Veränderungen.

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