US-Unternehmen werden zögerlicher bei Investitionen in Deutschland
Die Verwerfungen der Handelsbeziehungen mit Russland haben sich im vergangenen Jahr insbesondere mit Blick auf die Energieversorgung Deutschlands bemerkbar gemacht. Die Preise für Strom und Gas hatten sich im vergangenen Jahr zwischenzeitlich vervielfacht. Auch wenn sie zuletzt wieder gesunken sind, befinden sie sich weiterhin auf einem hohen Niveau.
Zwar ergab unsere Untersuchung, dass gut 80% der befragten US-Unternehmen in Deutschland keine Auswirkungen der hohen Energiepreise auf ihre Geschäftstätigkeit sieht. Mit Blick auf zukünftige Investitionen in Deutschland äußert sich ein Drittel der US-Unternehmen aber verhalten: 27% der Befragten wollen ihre Investitionstätigkeit in Deutschland aufgrund der gestiegenen Energiepreise verringern und 6% sogar temporär stoppen. Immerhin: Fast 10% wollen ihre Aktivitäten erhöhen, was auf Investitionen in Energieeffizienzmaßnahmen hindeutet.
Etwa ein Drittel der Mutterkonzerne der befragten deutschen Unternehmen in den USA plant aufgrund der dort günstigeren Energiepreise und stabileren Versorgungssicherheit, weitere Teile der Produktion in die USA zu verlagern.
Standortattraktivität Deutschlands leidet unter Energiekrise
Die hohen Kosten für Energie beeinflussen auch die Attraktivität des Standorts Deutschland: Vier von fünf der befragten US-Unternehmen bewerten die Energiekosten als schlecht bzw. weniger gut. Kein Unternehmen sieht Deutschland in diesem Bereich gut aufgestellt.
Den Standort Deutschland insgesamt beurteilt nur noch etwa jedes dritte US-Unternehmen als gut oder sehr gut. Im Vorjahr waren es noch fast 60%. Neben den Kosten für Energie kritisieren die US-Unternehmen auch die Arbeitskosten, die Verfügbarkeit von Arbeitskräften und die Unternehmensbesteuerung. Gut schneidet Deutschland hingegen bei der Qualität von Mitarbeitern, Zuliefernetzwerken sowie Forschung und Entwicklung ab.
Im Vergleich dazu werden die USA deutlich besser bewertet: 74% der deutschen Unternehmen stufen den Standort USA als gut oder sehr gut ein. Besonders positiv werden das Potenzial als Absatzmarkt, die Energiekosten sowie die Rahmenbedinungen für Unternehmertum und Start-ups gesehen. Nachholbedarf besteht in den USA aber bei den Arbeitskosten, der Visaerteilung und der allgemeinen Verlässlichkeit der Politik.
Das Business Barometer zeichnet damit ein gemischtes Bild der aktuellen Lage. Einerseits zeigen die Ergebnisse, wie robust die Unternehmen auf beiden Seiten des Atlantiks – trotz vieler Krisen – aufgestellt sind. Andererseits legen die Unternehmen bei entscheidenden Standortfaktoren und der aktuellen transatlantischen Kooperation den Finger in die Wunde. Es zeigt sich, dass der Reformbedarf in Deutschland höher ist als in den USA und dass sich die Unternehmen eine Intensivierung der transatlantischen Zusammenarbeit wünschen.
Für das Transatlantic Business Barometer 2023 wurden im Januar und Februar 2023 33 US-Unternehmen mit einem Standort und Umsatz von insgesamt mehr als 36 Mrd. € in Deutschland sowie 24 deutsche Unternehmen mit einem Standort und Umsatz von mehr als 97 Mrd. € in den USA befragt.