Die Automobilwelt befindet sich in einem beispiellosen Wandel. Die Megatrends der Branche lauten Polarisierung, Automatisierung, Vernetzung und Elektrifizierung – kurz: PACE.
Automotive 2040
Zulieferer
Neue Umsatzpotenziale und ein Machtgefüge im Wandel
Wie wird sich eine polarisierte, automatisierte, vernetzte und elektrifizierte Automobilwelt auf Zulieferer auswirken? Wir gehen davon aus, dass sich die Branche bis 2040 strukturell grundlegend verändern wird. Die Entwicklung wird alle Zulieferer zu massiven Anpassungen zwingen. Das Ausmaß und der Zeitpunkt hängen von drei Faktoren ab: dem spezifische Komponenten-Segment, der Position in der Wertschöpfungskette sowie dem geografischen Fokus. Zulieferer werden große strategische Weitsicht und Anpassungsfähigkeit benötigen, um wettbewerbsfähig zu bleiben und Chancen zu nutzen, wo immer sie sich ergeben.
Umsatzpotenziale erschließen
Wir erwarten, dass der globale Komponentenmarkt bis 2040 jährlich um etwa 3,4 Prozent wachsen wird. Die Zunahme wird jedoch nicht mehr durch einen stetigen Volumenzuwachs in traditionellen Segmenten angetrieben. Der Markt lässt sich in drei Kategorien unterteilen:
- Rückläufige Marktsegmente: Der Markt für ICE-Antriebskomponenten wird in den nächsten anderthalb Jahrzehnten kontinuierlich schrumpfen, weil bis 2040 voraussichtlich 70 Prozent der weltweiten Neufahrzeugproduktion auf BEVs entfallen wird. Der Anteil an ICE-Komponenten wird global um geschätzte fünf Prozent pro Jahr abnehmen, in Europa und China sogar noch schneller.
- Stagnierende Marktsegmente: Begrenzte technologische Fortschritte sowie kein wesentliches Wachstum in den Segmenten Karosserie, Fahrwerk und Interieur ergeben insgesamt nur ein geringes jährliches Wachstum von rund ein bis zwei Prozent. Dies wird Zulieferer vor große Herausforderungen stellen, weil die Zahlungsbereitschaft der OEMs für diese nicht differenzierenden Komponenten kontinuierlich abnimmt.
- Wachsende Marktsegmente: Komponenten für BEV-Antriebe, HV-Batterien und E/E werden für erhebliches Wachstum sorgen. Eine besonders starke Zunahme erwarten wir bei HV-Batterien für BEVs (etwa 11 Prozent jährlich), E-Motoren und Leistungselektronik (zehn Prozent), ADAS (neun Prozent) sowie Infotainment (vier Prozent).
Regional rechnen wir mit einem starken Wandel weg von westlichen Märkten, Japan und Korea. Diese Regionen werden 2040 weniger als 30 Prozent des globalen Umsatzwachstums im Komponentenmarkt ausmachen. Gleichzeitig werden China und der Globale Süden von einer Kombination aus Produktionsvolumenwachstum und größerem Umsatz pro Fahrzeug profitieren. Der Globale Süden wird bis 2040 voraussichtlich der größte verbleibende Markt für ICEs sein.
Konsolidierung voraus
In den kommenden anderthalb Jahrzehnten wird es zu zahlreichen Veränderungen kommen, die Zulieferer direkt betreffen. So werden sie beispielsweise von einem veränderten Beschaffungsverhalten der OEMs profitieren. Zwar bauen viele OEMs ihre Eigenfertigung kurzfristig aus, um technologiegetriebene Differenzierung zu nutzen, insbesondere in stark wachsenden Bereichen wie HV-Batterien, BEV-Antrieben und E/E-Systemen. Wir erwarten jedoch, dass dieser Trend noch vor Ende des laufenden Jahrzehnts seinen Höhepunkt erreicht, weil die technologische Reife zunimmt. Danach könnten Hersteller erneut auf Skaleneffekte, Standardisierung und die daraus resultierenden Kostenvorteile durch Zulieferer zurückgreifen. Diese Entwicklung wird Zulieferern, die sich gut positionieren, zusätzliche Chancen eröffnen.
Zweitens wird die zunehmende Systemkomplexität die Marktkonsolidierung beschleunigen. Wir erwarten bis 2040 eine starke Beschleunigung der laufenden Konsolidierung der heute fragmentierten Zuliefererlandschaft, weil Skaleneffekte in einem stark wettbewerbsorientierten Markt immer wichtiger werden. OEMs bevorzugen eine Beschaffung von wenigen großen Systemlieferanten, um Komplexität und Kosten zu reduzieren.
Drittens beobachten wir, dass etablierte Technologieunternehmen aus anderen Branchen in Automobilkomponenten-Segmente eintreten, stark in die Entwicklung investieren und ihren Marktanteil ausbauen. In einigen Fällen könnten diese neuen Akteure bestehende Zulieferer vom Markt verdrängen.
Erfolgsstrategien
Zulieferer müssen vor diesem Hintergrund strategisch denken. Akteure in schrumpfenden Marktsegmenten werden den zunehmenden Konsolidierungsdruck mit der Sicherstellung ausreichender Versorgung für ihre Kunden in Einklang bringen müssen. Dies wird in gewissem Maße auch nach 2040 gelten, obwohl wir davon ausgehen, dass sich bis dahin und darüber hinaus nur wenige Zulieferer am Markt behaupten werden. Zu den wichtigsten Erfolgsstrategien zählen in diesem Umfeld der Aufbau eines regionalen Portfolios für verschiedene BEV-Szenarien, kontinuierliche Effizienzmaßnahmen, die Suche nach Partnerschaften oder M&A sowie ein frühzeitiges Divestment in gefährdeten Bereichen beziehungsweise das Einleiten eines strukturierten Abwicklungsprozesses.
Viele traditionelle Zulieferer in stagnierenden Segmenten leiden schon heute unter schwacher Rentabilität. Der Druck auf diese Unternehmen wird weiter zunehmen. Traditionelle Geschäftsmodelle in diesen Segmenten werden im Jahr 2040 voraussichtlich nicht mehr tragfähig sein. Wir erwarten einen Paradigmenwechsel in der Interaktion zwischen Zulieferern und Automobilherstellern, möglicherweise mit einer viel engeren Zusammenarbeit zwischen OEMs und einigen wenigen, eng angebundenen Zulieferern, wie sie beispielsweise auf dem japanischen Markt bereits zu beobachten ist.
Unter den Zulieferern, die in Wachstumssegmenten tätig sind, werden Zell-Lieferanten für Batterien ihr bestehendes Geschäftsmodell beibehalten können. Für E/E- und Softwareanbieter hingegen werden die nächsten Jahre entscheidend sein: Die Wachstumsphase wird nur Platz für einige wenige, größere Anbieter lassen, die sich die enormen Vorabinvestitionen zur Erlangung technologischer Führungspositionen leisten können. Angesichts der zunehmenden Konkurrenz durch neue Akteure gehen wir davon aus, dass langfristig nur wenige traditionelle Automobilzulieferer im Bereich E/E und Software erfolgreich sein werden.
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