Im Workshop haben wir vier Felder auf die mögliche Anwendung einer Blockchain untersucht.
Austausch von Gesundheitsdaten zwischen Marktteilnehmern
Die "digitale Gesundheitsakte" könnte in Blockchain über Meta-Daten, also Referenzen auf den eigentlichen Datensatz (z.B. das Röntgenbild) abgebildet werden.
Alle relevanten Gesundheitsdaten könnten an eine digitale Identität als single point of truth eines Patienten angehängt und auf der Blockchain sicher und über Zugriffsrechte steuerbar abgelegt werden. Der Patient gibt Ärzten und anderen Leistungserbringern zeitbegrenzte Zugänge, alle Zugriffe, Änderungen oder Ansichten der Daten sind in der Blockchain protokolliert. Die angestrebte Datenhoheit auf Seiten des Patienten wäre verwirklicht. In einem solchen Ansatz wäre allerdings der Konflikt zwischen einer hohen Datenmenge und der anzustrebenden Performanz der Blockchain zu lösen, beispielsweise durch eine eigene Blockchain je Versichertem. Da für eine wirklich umfassende Lösung praktisch alle Akteure im Gesundheitswesen zusammenarbeiten müssten, sind in einem ersten Schritt ohne weitere gesetzgeberische Intervention vor allem Einzelprojekte möglich.
Diagnosedatenbank
Eine weitere Anwendung, gewissermaßen eine Teilmenge der Gesundheitsakte, wäre die Sammlung aller Diagnosen und Verordnungen eines Patienten auf einer Blockchain zur Teilung mit Kassen, Ärzten, dem BVA und Forschungsinstituten wie dem Robert-Koch-Institut. Die Sammlung würde den leidigen Streit im Morbi-RSA beenden, den Patienten Einblick in die zu ihnen dokumentierten Diagnosen geben (auch auf Anfrage zur einfachen Weitergabe an Lebensversicherungen und ähnlichem) und epidemiologische Forschungen wesentlich erleichtern.
Heil- und Kostenplan GKV/Zusatzversicherung
Deutlich konkreter wäre der Einsatz von Blockchain, um die Dokumentenflut zwischen Patient, Zahnarzt, Kassen und KZV beim Heil- und Kostenplan einzudämmen. Durch ein Smart Contract-Regelwerk zum automatisierten Austausch von Genehmigungen und Zahlungsbescheiden zwischen Teilnehmern könnte Genehmigung und Abrechnung mit Kasse und gegebenenfalls. privater Zusatzversicherung schnell und effizient erfolgen. Insbesondere könnte diese Lösung mit einer begrenzten Anzahl von Teilnehmern pilotiert werden.
Verfolgung & Abrechnung von hochwertigen Hilfsmitteln
Ein weiteres anwendungsnahes Einsatzgebiet ist die Verfolgung von hochwertigen Hilfsmitteln, die von Kassen an Patienten verliehen werden. Um die Auslastung der Mittel zu optimieren und Verlusten vorzubeugen, könnten Blockchains hier schon heute zum Tracking von Transaktionen eingesetzt werden – solche Ansätze werden im privatwirtschaftlichen Bereich schon praktiziert, beispielsweise von Maschinen- und Werkzeugherstellern zur Verfolgung von Geräten und Ersatzteilen. Der Ansatz könnte ebenfalls zeitnah pilotiert werden, sofern in einer gegebenen Region die Mehrheit der beteiligten Akteure (Kassen, Verordner, Sanitätshäuser) zusammenarbeitet.
Zahlreiche weitere Lösungen für das Gesundheitswesen, wie zum Beispiel zum Beitragseinzug, der Darstellung von Registern (zum Beispiel Krebsregister; Transplantationsregister, etc.), Abrechnungsverfahren oder Bonusprogrammen sind mit Blockchains abbildbar, müssten jedoch noch hinsichtlich des erzielbaren Kosten-Nutzen-Verhältnis geprüft werden.