Business-Ökosysteme – eine Chance für große wie kleine Unternehmen
Business-Ökosysteme verdanken ihre Attraktivität dem drastischen Rückgang der Transaktionskosten infolge der Digitalisierung.
Business-Ökosysteme sind Partnerschaften, bei denen drei oder mehr Unternehmen auf Augenhöhe miteinander interagieren, um gemeinsam einen Service bereitzustellen, den jedes Unternehmen für sich genommen nicht anbieten könnte. Ermöglicht werden sie durch den drastischen Rückgang der Transaktionskosten infolge der Digitalisierung sowie durch die Auflösung der Grenzen zwischen Branchen und einzelnen Unternehmen.
Ein Business-Ökosystem entsteht z. B., wenn sich ein Automobilhersteller, der in den privaten und öffentlichen Mobilitätssektor vordringen will, mit einer bestehenden Online-Plattform und einem Versicherer zusammentut, um neue Geschäftsideen zu entwickeln und umzusetzen.
Im obigen Beispiel sind der OEM und der Versicherer vermutlich etablierte Konzerne, während der Plattformbetreiber ein Startup ist. Trotz dieses vermeintlichen Ungleichgewichts arbeiten die Beteiligten in einem eng umgrenzten Bereich gleichberechtigt zusammen, wobei eines der Unternehmen die Aktivitäten orchestriert.
Ein Business-Ökosystem verschafft nicht nur kleineren Playern Zugang zu den Ressourcen und der Expertise ihrer größeren Pendants, auch letztere profitieren davon. Der Grund? Intrinsische Mechanismen oder M&A sind als Wachstumsfaktoren größtenteils ausgeschöpft. Zugleich folgen viele Initiativen zur Innovationsförderung einer veralteten Branchenlogik, die oft selbst dann hemmend wirkt, wenn die Initiativen in einen firmeninternen Inkubator eingebettet sind.
In einem Business-Ökosystem herrscht dagegen eine andere Innovationsdynamik , die gerade größeren Unternehmen spürbaren Mehrwert verspricht. Inkubatoren und Akzeleratoren bieten eine fruchtbare Umgebung für neue Ideen und Wachstum. Warum also nicht ein Business-Ökosystem mit Startups aus dem Akzelerator gründen oder ein solches Ökosystem gleich innerhalb eines Inkubators etablieren und die Startups als potenzielle Partner einbinden? Mit einem solchen Ansatz lassen sich vorhandene Startup-Initiativen auf völlig neue Art nutzen.
Roland Berger hat gemeinsam mit dem Helvetia Innovation Lab der Universität St. Gallen das Phänomen der Business-Ökosysteme untersucht. Dabei hat sich gezeigt, dass drei Fragen beantwortet werden müssen, bevor solche Wertschöpfungsnetzwerke effektiv funktionieren können.
Zunächst ist es wichtig, Business-Ökosysteme von digitalen Plattformen zu unterscheiden. Letztere dienen meist zur Senkung der Transaktionskosten und zur Generierung von Netzwerkeffekten, die mit zunehmender Anzahl der Anbieter auf der Plattform immer mehr Nutzen für die Kunden bereitstellen. Business-Ökosysteme verwandeln dagegen die Value Chain eines Unternehmens in ein Value Network aus mehreren Partnern.
Ebenso wichtig ist es, die Risiken zu kennen und zu verstehen, die insbesondere die Unternehmenspartner zu tragen haben. Unternehmen versprechen sich von Business-Ökosystemen Wettbewerbsvorteile, neue Märkte und kritische Ressourcen, sie gehen dabei jedoch auch Risiken ein. Neben unternehmerischen Risiken sind dies hohe Aufwendungen für die Koordination sowie wechselseitige Abhängigkeiten. Um ein angemessenes Management dieser Risiken sicherzustellen, empfehlen wir die Übernahme einer orchestrierenden und komplementierenden Funktion. Darüber hinaus sollten sich die Unternehmen an mehreren Ökosystemen beteiligen (indem sie z. B. einen Portfolioansatz verfolgen), um die Gefahr des Scheiterns eines einzelnen Ökosystems abzufedern.
Wenn ein Business-Ökosystem seinen Zweck erfüllt, verknüpft es etablierte Unternehmen und Startups so eng miteinander, dass neue Synergien entstehen – Synergien, die noch vor wenigen Jahren nicht möglich gewesen wären.
Business-Ökosysteme verdanken ihre Attraktivität dem drastischen Rückgang der Transaktionskosten infolge der Digitalisierung.