Der Zugang zu grüner Energie wird zu einem wichtigen Faktor bei der Auswahl von Produktionsstätten als Teil von globalen Wertschöpfungsketten.
Der Kampf gegen den Klimawandel – Sofort heißt SOFORT!
Von Martin Hoyer
Kurzfristige lokale Maßnahmen mit dem Carbon Footprint Model von Roland Berger
Angesichts der unbestreitbaren Bedrohungen eines bevorstehenden Klimawandels besteht kein Zweifel daran, dass schnell gehandelt werden muss, um die CO2-Emissionen zu begrenzen. Da das Erreichen kurzfristiger Ziele von grundlegender Bedeutung ist, um ein weiteres Ansteigen der Temperaturen zu verhindern und um sich Zeit zu verschaffen für die Umsetzung langfristiger Vorhaben, unterstützt das Carbon Footprint Model von Roland Berger (RB) Klimaschutzmaßnahmen auf lokaler Ebene. Natürlich muss es uns ernst sein mit dem Vorhaben, jetzt etwas zu unternehmen...
Handeln statt Reden
Die mittlere Erwärmung unserer Erde nähert sich der 1,5°C-Schwelle – die Zeit ist also gekommen zu handeln, statt zu reden. Die meisten Länder sind sich bewusst, dass sie ihre Treibhausgasemissionen drastisch verringern müssen, und zwar um durchschnittlich 55% (verglichen mit 2018), und haben sich deshalb bisher auf langfristige und großangelegte Maßnahmen konzentriert.
Um die Herausforderung anzunehmen, sind von einem gewissen Status Quo ausgehende, prozentuale Ziele ein guter Anfang. Aber auch greifbarere Ziele sind nötig, um jedem Menschen auf dieser Erde ein gewisses absolutes CO2-Emissionsbudget zuweisen zu können. Verbleibende CO2-Emissionen müssen dann durch Netto-Null-Strategien gezielt ausgeglichen werden. Und schließlich muss dafür gesorgt werden, dass Emissionen gar nicht erst entstehen (Null-Emission).
Mit dem Ansatz der greifbaren Ziele kommt man auf ein weltweites, durchschnittliches Kohlenstoffbudget von 2,2 Tonnen CO2 pro Kopf. Allerdings müssen westliche Länder wie Frankreich (5,2 t), Deutschland (9,5 t) und die USA (16,6 t) noch eine Menge tun, um ihren Kohlenstoffausstoß zu reduzieren.
Das Ungleichgewicht muss schnell und konsequent beseitigt werden. Aber wie?
Was können wir tun?
Grundlegende technologische Fortschritte versprechen große Erfolge (zum Beispiel bei grünem Wasserstoff und CCS), sind aber noch weit von der Marktreife entfernt und erfordern langfristig zudem hohe Investitionen/Subventionen. Systemische Veränderungen, wie zum Beispiel die Elektrifizierung im Wärmebereich und bei der Mobilität sowie der Umstieg auf erneuerbare Energieträger, sind näher in Reichweite, machen aber grundlegende Anpassungen bei der Infrastruktur, den Energieanlagen und vor allem bei der Gesetzgebung nötig. Für schnelles Handeln bleiben uns also Energieeffizienzlösungen, die auf lokaler (oder sogar individueller) Ebene sofort umgesetzt werden können und die Technologien nutzen, die bereits existieren. Und hier kommt unser Carbon Footprint Model ins Spiel.
Das RB Carbon Footprint Model ermöglicht sofortige und effektive Maßnahmen auf lokaler Ebene
Mit dem RB Carbon Footprint Model können Entscheidungsträger auf lokaler Ebene sofort etwas gegen den Klimawandel unternehmen, indem sie:
- die Menge und die Quellen der Kohlenstoffemissionen in ihrer Region ermitteln
- die Auswirkungen der jeweiligen Lösung messen und sie mit den gesteckten Klimazielen vergleichen
- auf ein breites Spektrum von Lösungen zugreifen, mit denen Emissionen sofort und in allen Bereichen reduziert werden können
Methodik des Modells
Das RB Carbon Footprint Model misst anhand des Postleitzahlensystems für jede Stadt oder jeden Bezirk in einem Land, inwieweit sich ergriffene Maßnahmen auf die CO2-Reduzierung auswirken. Es kombiniert auf citycarbonfootprints.info veröffentlichte Daten mit lokalen Strukturdaten und errechnet die Emissionen, die pro Industriezweig und pro Energieverbrauch in den einzelnen Postleitzahlbereichen erzeugt werden.
Sodann werden in einem Top-down-Ansatz die von der Solar Impulse Foundation (SIF) erarbeiteten profitablen Lösungen auf die resultierende Minderung des CO2-Fußabdrucks pro Postleitzahlenbereich angewendet, indem z. B. Beschäftigungs- und Bevölkerungsdaten hinzugezogen werden.
Das RB Carbon Footprint Model konzentriert sich auf CO2 als das bedeutendste Treibhausgas und wir gehen davon aus, dass 75% der vorgeschlagenen Lösungen angenommen werden. Auf lokaler Ebene kann somit das Potenzial für eine rasche Senkung der CO2-Emissionen realistisch bestimmt werden – dies gibt sowohl öffentlichen als auch privaten Interessengruppen die Möglichkeit, entschlossene Maßnahmen zu ergreifen, um den Klimawandel abzumildern und sich, wenn notwendig, an seine Folgen anzupassen.
In den vergangenen vier Jahren hat die Non-Profit-Organisation Solar Impulse Foundation (SIF) mehr als 1.000 Lösungen herausgearbeitet, die dem Umweltschutz gerecht werden und trotzdem profitabel sind, und dafür das Solar Impulse Efficient Solutions Label erhalten. Die Vergabe dieses Nachhaltigkeitslabels erfolgt auf Grundlage der Bewertung durch ein internationales Netzwerk von Experten unterschiedlicher Fachgebiete und dient dazu, verlässliche und wirkungsvolle Lösungen zu finden. Roland Berger hat 200 dieser Lösungsansätze für die Entwicklung des RB Carbon Footprint Models und für die Bestimmung des Einsparungspotenzials bei den Emissionen in verschiedenen Ländern genutzt.
In den vier europäischen Schwerpunktländern Frankreich, Deutschland, Italien und Schottland hat das Modell gezeigt, dass die Anwendung dieser Lösungen in eine grüne Zukunft führt. Wie die Abbildung unten zeigt, haben allein die kurzfristigen Maßnahmen zum Beispiel Frankreich auf den richtigen Kurs gebracht, damit es seinen Teil am 1,5°C-Ziel erfüllen kann. Mit den im Modell berechneten Auswirkungen der Lösungen können alle vier Länder tatsächlich ein Einsparungspotenzial verzeichnen, das über dem gesteckten 25%-Ziel von 2°C liegt.
Und was kommt dann?
Allein die ersten Schritte zum 1,5°C-Ziel reichen jedoch nicht aus, vielmehr müssen langfristige systemische Veränderungen und grundlegende technologische Fortschritte folgen und mit dem gleichen Enthusiasmus verfolgt werden. Die schnellen Erfolge leisten dazu einen wertvollen und notwendigen Beitrag – mit ihnen ist der Grundstein gelegt für weitere strukturelle Veränderungen. Betrachtet man die Ergebnisse des RB Carbon Footprint Model auf pro-Kopf-Basis, so zeigt sich, dass allein in Deutschland durch kurzfristige Lösungen eine Einsparung von 9,5 auf 5,5 Tonnen pro Kopf realisiert werden könnte. Aber auch weiterhin gilt: Emissionen müssen drastisch gesenkt werden, um das realistische pro-Kopf-Budget des Landes zu erreichen.
Das RB Carbon Footprint Model zeigt, dass es möglich ist, messbare Maßnahmen auf lokaler Ebene durchzuführen. Kurzfristige Lösungen sind effektiv, können unverzüglich angewendet werden und bringen uns unseren Klimazielen näher. Worauf warten wir dann noch?
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