Der Mensch als Schlüssel zum KI-Erfolg
Unternehmen sollten die richtigen Fragen stellen, wenn sie wissen wollen, wie künstliche Intelligenz ihre Zukunft beeinflusst.
Künstliche Intelligenz (KI) verursacht in vielen Wirtschaftsbereichen bereits heute massive Erschütterungen. Sie öffnet die Pforten für neuartige Geschäftsmodelle und ermöglicht enorme Effizienzgewinne, obwohl sie ihren Siegeszug gerade erst antritt. Während KI über das maschinelle Lernen hinauswächst und die bisherigen Konzepte unternehmerischen Handelns zunehmend obsolet werden, bleibt der wichtigste Faktor nach wie vor: der Mensch. Die Roland Berger Studie „10 Theses about AI“ gibt einen Überblick über KI-Entwicklungen und -Herausforderungen, mit denen sich CEOs und Unternehmen auseinandersetzen müssen.
Wer in Zukunft von künstlicher Intelligenz profitieren möchte, muss bereits heute den richtigen Weg einschlagen. Auf diesem Weg gilt es zu klären, welche Daten von KI-Systemen genutzt und welche Probleme von ihnen gelöst werden sollen. Erfolg wird nur der haben, der künstliche Intelligenz richtig einzusetzen weiß. Und mit „der“ meinen wir einen Menschen. Denn es ist der Mensch, der auf mittlere Sicht die Schlüsselrolle bei der Nutzung von KI innehat.
Die folgenden zehn Thesen geben einen Überblick über weitere Chancen und Herausforderungen, die künstliche Intelligenz für Unternehmen bereithält:
Obwohl KI-Systeme immer mehr Analyse- und sonstigen Geschäftsaufgaben übernehmen werden, wird das Heft des Handelns auf absehbare Zeit in der Hand von Menschen bleiben. Die Führungskräfte der Zukunft werden beträchtliche zwischenmenschliche Fähigkeiten, ein ausgeprägtes Verantwortungsgefühl und ein starkes ethisches Fundament benötigen. Gleichzeitig brauchen sie einen scharfen Intellekt, um als gleichberechtigte Partner mit Maschinen zusammenzuarbeiten.
Bei sorgfältiger Nutzung werden KI-Systeme in der Lage sein, lukrative Geschäftschancen vorherzusagen. Sie werden wertvolle Lösungsansätze für konkrete Probleme bereitstellen, den strategischen Weitblick des Menschen werden sie in näherer Zukunft jedoch nicht ersetzen. Intuition, Diversität, ein breit gefächertes Meinungsspektrum und kollektive Intelligenz werden gefragt sein, um in komplexen Situationen kühne strategische Entscheidungen zu treffen. All dies sind zutiefst menschliche Eigenschaften, deren Bedeutung künftig noch zunehmen wird.
Die Digitalisierung hat den Aufstieg mächtiger Internetkonzerne ermöglicht. Durch die effektive Bündelung und Befriedigung der Verbrauchernachfrage bedrohen sie die angebotsorientierten Geschäftsmodelle traditioneller Marktteilnehmer. Viele derzeitige Anwendungsfälle von KI basieren auf vergleichsweise simplen Deep-Learning-Technologien, bei denen eine Maschine unvorstellbar große Mengen an Bildern, Texten oder Sprache verarbeitet, um darin Muster zu erkennen. Von dieser Situation profitieren besonders US-amerikanische und chinesische Technologieriesen, deren Lebenselixier Daten sind und die nach dem Motto agieren: je mehr, desto besser.
Eine KI-getriebene Welt, die von den Internetgiganten der Gegenwart dominiert wird, klingt nicht besonders vielversprechend. Wenn wir Deep Learning aber allmählich hinter uns lassen und in Richtung Machine Reasoning und genetische Algorithmen voranschreiten, wird es neue Arten von KI-Lösungen und -Technologien wie z. B. persönliche portable KI-Geräte geben, die die heutigen Kolosse ernsthaft herausfordern könnten. Auch traditionelle Unternehmen könnten hiervon profitieren, indem sie wieder einen direkten Draht zum Verbraucher erhalten.
Je transparenter und besser vorhersagbar die Verbraucher mittels KI werden, desto größer wird die Chance, sie über das gesamte Konsumspektrum hinweg gezielt anzusprechen. Unternehmen werden sich daher vermehrt mit Partnern zusammenzuschließen, um gemeinsam Kunden zu gewinnen. In solchen Wertschöpfungsnetzwerken wird der Datenaustausch besonders wichtig sein: Ein einzelnes Unternehmen ist schlicht nicht in der Lage, sich ein Bild vom großen Ganzen zu machen.
Für den etablierten Finanzsektor bedeutet KI mehr Unsicherheit und neue Herausforderungen. KI fördert die Herausbildung kleiner und kleinster Marktsegmente, in denen sich zahllose FinTech-Firmen tummeln, die alle vergleichbar unreguliert sind und sehr spezifische Lösungen anbieten. Der ohnehin komplexe Markt wird dadurch noch unübersichtlicher. Eine Herausforderung der Zukunft wird lauten, wie diese neuen Player reguliert werden können.
KI-Algorithmen, die gezielt zur Maximierung der Konsumbereitschaft geschrieben wurden, könnten sich ohne menschliches Zutun gegenseitig in die Höhe treiben, da sie „gelernt“ haben, dass eine solche Kooperation jedem einzelnen von ihnen zugutekommt. Wer müsste die Verantwortung für solche Absprachen übernehmen? Vermutlich würden die CEOs und Beratungsgremien für Entscheidungen herangezogen, die innerhalb der Blackbox ihrer KI-Systeme getroffen werden.
Künstliche Intelligenz wird sich in zweierlei Hinsicht auf die Innovationslandschaft auswirken. Zum einen wird sie viele Innovationsprozesse deutlich beschleunigen. So kann KI exakt vorhersagen, welches Ergebnis ein Experiment in der Praxis haben wird. Zweitens werden KI-Anwendungen den Innovationsvorgang auf ein neues Niveau heben, da sie das Potenzial für eine grundlegende Neugestaltung dieses Vorgangs haben. Künstliche Intelligenz wird selbst zum kreativen Schöpfer werden, allerdings nicht allein, sondern in enger Zusammenarbeit mit dem Menschen. Damit KI ihr ganzes Potenzial entfalten kann, muss der Mensch Input und Anleitung bereitstellen. Damit werden wir auch künftig die Masterminds sein, die hinter Innovation und Kreativität stehen.
Die ultimative Verantwortung für die Aktivitäten eines Unternehmens – einschließlich der von KI beeinflussten, vorbereiteten oder vorangetriebenen Aktivitäten – wird auch künftig beim Menschen liegen, d. h. bei den Führungskräften des betreffenden Unternehmens. Dieser Grundsatz wurde von den Regulierungsbehörden bereits klar formuliert. Wenn KI-Systeme Fehler machen oder Unfälle verursachen, wird das Topmanagement zur Rechenschaft gezogen werden. Für Unternehmensleiter bedeutet das erhebliche Risiken, da die selbstlernenden und selbstverändernden Mechanismen künftiger Algorithmen wenig transparent sein dürften.
KI stellt das derzeitige, auf Einwilligung basierende Datenschutzreglement in Frage. Künstliche Intelligenz ist in der Lage, ungeahnte Beziehungen zwischen Daten herzustellen und völlig neue Verknüpfungen aufzudecken. Bevor Produkte wie die oben beschriebenen portablen KI-Geräte auf den Markt kommen, dürfte es zunehmend schwerer werden, die Nutzung personenbezogener Daten zu kontrollieren. Zugleich werden noch weit mehr Daten gesammelt werden, als dies heute der Fall ist. Das Gebot der Stunde ist daher eine faire Balance zwischen Datenschutz und KI-Fortschritt. Wie in These 4 dargelegt, könnte der Schutz von Daten in der KI-Welt mittelfristig wieder leichter werden.
Unternehmen sollten die richtigen Fragen stellen, wenn sie wissen wollen, wie künstliche Intelligenz ihre Zukunft beeinflusst.