Neuer Instrumentenbaukasten zur präventiven Restrukturierung
Erfahren Sie, wie das neue Unternehmensstabilisierungs- und -restrukturierungsgesetz (StaRUG) Ihnen helfen kann, Ihr Unternehmen neu auszurichten.
Die deutsche Wirtschaft steht vor den größten Herausforderungen seit dem Ende des zweiten Weltkriegs. Nach der Corona-Pandemie hat der Ukrainekrieg den Druck auf die Rohstoffpreise und die Versorgungssituation weiter verschärft und die Anfälligkeit der globalisierten Welt schmerzhaft zutage gebracht. Hinzu kommen die galoppierende Inflation, rasant steigende Zinsen und die zunehmende Angst vieler Akteure vor einer möglichen Rezession. Für exportabhängige Branchen ist diese Entwicklung besonders gefährlich – sie müssen sich deshalb jetzt auf dauerhafte Veränderungen vorbereiten, um im „New Normal“ weiter wettbewerbsfähig zu bleiben.
Deutschland ist nach China und den USA der weltgrößte Exporteur. 2021 exportierte Deutschland Waren im Wert von fast 1,4 Billionen Euro und Dienstleistungen im Wert von über 320 Milliarden Euro – dies entspricht einer Gesamtexportquote von rund 48 Prozent. Zum Vergleich: Italien und Frankreich lagen bei 33 bzw. 30 Prozent. Die Abhängigkeit der deutschen Wirtschaft vom globalen Weltmarkt war noch nie so hoch wie heute – entsprechend sind Exporte ein zentrales Standbein für die wirtschaftliche Entwicklung des Landes. Dies schlägt sich auch in der Jobbilanz nieder: Jeder vierte Arbeitsplatz in Deutschland hängt am Export. Nach den Ländern der Eurozone, in die knapp 38 Prozent der hiesigen Ausfuhren gehen, sind die USA und China die größten Handelspartner. Allerdings mehren sich die Anzeichen für eine stagnierende oder gar rückläufige wirtschaftliche Entwicklung in den wichtigsten deutschen Exportmärken. Denn die globale Wirtschaft kämpft inzwischen mit hohen Inflationsraten, anhaltenden Lieferkettenproblemen und den Belastungen aus dem Ukrainekrieg wie Sanktionen, Gegensanktionen sowie steigenden Preisen für Energie und Vorprodukte. Vor diesem Hintergrund wurden die Prognosen für das Wirtschaftswachstum in den wichtigen Regionen und Ländern bereits mehrmals nach unten korrigiert. So erwartet die Industriestaatenorganisation OECD aufgrund der steigenden Unsicherheit für die USA im laufenden Jahr nur noch einen Anstieg der Wirtschaftsleitung von 1,5 Prozent (September 2021: 3,9 Prozent) – für 2023 werden nur noch 0,5 Prozent prognostiziert. Auf Sinkkurs sieht die OECD auch China und die Eurozone – die korrigierten Wachstumsraten für 2022 liegen nun bei 3,2 Prozent (zuvor 5,8 Prozent ) bzw. 3,1 Prozent (zuvor 4,6 Prozent). Eine Trendumkehr ist 2023 nicht in Sicht. Für die chinesische Wirtschaft rechnen die OECD-Experten mit 4,7 Prozent Wirtschaftswachstum Für die Eurozone liegen die Schätzungen nur noch bei 0,3 Prozent. Die damit deutlich eingetrübten Exportaussichten für hiesige Unternehmen spiegeln sich auch in den Gesamtzahlen für Deutschland wider. Die OECD hat ihre Schätzung für das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) 2022 von ursprünglich 2,9 Prozent auf 1,2 Prozent korrigiert. Für 2023 wird gar ein Rückgang des Bruttoinlandsprodukt um 0,7 Prozent vorhergesagt. Nur minimal optimistischer ist die Vorhersage der führenden deutschen Wirtschaftsinstitute im jüngsten Herbstgutachten: Sie erwarten ein BIP-Rückgang von etwa 0,4 Prozent.
Die trüben Konjunkturaussichten wichtiger Exportländer und die anhaltend hohen Energie- und Rohstoffpreise werden die weitere wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland bis auf Weiteres stark beeinflussen – denn ein Ende der diversen Krisen (Ukraine, Geopolitik, Energie, Inflation und Zins) ist nicht in Sicht. Vor allem galoppierende Energiepreise sind für einige Unternehmen inzwischen existenzbedrohend. Denn viele können die hohen Produktionskosten nicht im nötigen Umfang an ihre Kunden weitergeben. Wechselkursschwankungen bleiben ein schwer kalkulierbarer Risikofaktor. Die seit Monaten laufende stetige Abwertung des Euro gegenüber dem Dollar verteuert Importe, was vor allem bei Energie und Rohstoffen stark ins Gewicht fällt. Hält der Trend an, droht ein weiterer Inflationsschub.
So oder so gilt: Unternehmen mit hohen Exportanteilen, etwa in der Automobilindustrie , im Maschinenbau und der chemische Industrie, müssen gegenüber Krisen künftig flexibler und resilienter werden und ihre Geschäftsmodelle sowie Prozesse und Strukturen an die neuen Rahmenbedingungen anpassen. Hierfür sind sowohl operative als auch strategische Maßnahmen unabdingbar.
Neben einer grundsätzlichen Verbesserung der Effizienz, etwa durch höhere Digitalisierungsgrade in den Kernbereichen, müssen vor allem die einseitigen Abhängigkeiten von Zulieferern und einzelnen Ländern deutlich reduziert werden. Durch die weitsichtige Diversifikation der Absatzmärkte und des Lieferantenpools bei gleichzeitigem Aufbau zusätzlicher Partner wird das Geschäftsmodell widerstandsfähiger und Lieferketten können stabiler und robuster aufgestellt werden. Auch die Anpassung des Produktportfolios hin zu Produkten, die weniger Input (Energie, Rohstoffe, etc.) benötigen, sowie die Substitution von knappen Rohstoffen durch besser verfügbare Materialien kann zu einer nachhaltigen Kostenoptimierung und damit der Sicherung der Margen beitragen.
Um auch in Krisenzeiten wachsen zu können, sollten Unternehmen unbedingt ihren Heimatmarkt im Fokus herhalten und hier vorhandene Stärken weiter ausbauen. Denn gerade für kleinere und mittlere Unternehmen (KMU) ist der Binnenmarkt in volatilen Zeiten ein wichtiges Standbein für Umsatz und Ertrag. Gleichzeitig sollten die Abhängigkeiten von einzelnen Exportmärkten reduziert und neue Märkte erschlossen werden. Unternehmen mit einer starken Marke und einem klaren Alleinstellungsmerkmal können ihre Internationalisierung mit dem bestehenden Produktportfolio vorantreiben. Für Unternehmen in wettbewerbsintensiven Branchen sind dagegen Diversifikationsstrategien auf der Produktseite sinnvoll. Aber auch der Aufbau von Netzwerken innerhalb einer Branche und die Nutzung von Plattformen sind, gerade in einem unsicheren Marktumfeld, geeignete Alternativen zur Erschließung von Märkten im Alleingang. Der Grund: Durch Partnerschaften oder Kooperationen lassen sich Skaleneffekte schneller und nachhaltiger erzielen sowie Risiken minimieren.
Ungeachtet der derzeit anhaltend hohen Unsicherheiten im Welthandel sollten Unternehmen mit einem hohen Exportanteil ihre Geschäftsbeziehungen in wesentliche Exportmärkte aufrechterhalten – gegebenenfalls vorübergehend mit schlankerer Aufstellung, indem (Produktions-)Kapazitäten bedarfsorientiert und flexibel anpasst werden. Bei einer konjunkturellen Erholung ist somit ein schnelles Durchstarten in dem Exportmarkt gesichert.
Die vielfältigen Krisen seit Beginn der Corona-Pandemie haben die Kundenbedürfnisse und Lieferketten sowie gängige Prognosemethoden auf den Kopf gestellt. Den Unternehmen fehlen oft Werkzeuge und elementare Prozesse, um fundiert Entscheidungen treffen und schnell auf Veränderungen reagieren zu können. Um die gestiegene Marktdynamik und zunehmende Komplexität bewältigen zu können, ist eine neue Herangehensweise bei der Planung und Überprüfung der (operativen) Entwicklung erforderlich. Pläne müssen in kürzeren Abständen überprüft und an die jeweilige neue Situation flexibel angepasst werden können. Die Konsequenz: Lineare Planungsmodelle, welche die Gegenwart fortschreiben, gehören damit der Vergangenheit an. Unternehmen müssen vielmehr ihre Strategie mithilfe von Szenarioanalysen planen, um Chancen und Risiken schneller aufzudecken und transparenter zu machen. Nur so werden wichtige strategische Entscheidungen und die nötige Anpassungsfähigkeit erst möglich und die Widerstandsfähigkeit de Geschäftsmodells verbessert. Dies ist für alle Unternehmen unabdingbar, um (künftige) Krisen erfolgreich bewältigen zu können.
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