Die deutsche Konjunktur in der ersten Hälfte von 2022

Die deutsche Konjunktur in der ersten Hälfte von 2022

28. Februar 2022

Diese Publikation beruht auf Daten von vor dem 24. Februar 2022.

Holprige Erholung

Die erwartete deutliche Erholung der deutschen Konjunktur im letzten Jahr und insbesondere ein starker Schlusssprint sind ausgeblieben. Für 2021 hatte die Bundesregierung im Frühjahr des letzten Jahres ein Wachstum von 3,5% prognostiziert. Doch das Bruttoinlandsprodukt ist 2021 in Deutschland nur um 2,8% gestiegen. Damit blieb das Wachstum der deutschen Wirtschaft deutlich hinter den Erwartungen zurück.

Zudem war das BIP im letzten Quartal 2021 um 1,5% niedriger als Ende 2019. Die deutsche Wirtschaft konnte also immer noch nicht zum Vorkrisenniveau zurückkehren. Auch gegenüber dem Vorquartal sank das Bruttoinlandsprodukt Ende 2021 um 0,7%.

Verhaltene Hoffnung – Die deutsche Industrie startet mit vollen Auftragsbüchern ins neue Jahr

Für dieses Jahr kann trotz des ungewissen Fortgangs der Pandemie und der damit einhergehenden Maßnahmen wieder mit einem Wachstum gerechnet werden. Diese gute Nachricht ist unter anderem auf die vollen Auftragsbücher der deutschen Industrie zurückzuführen. Insbesondere die Auftragseingänge aus dem Ausland sind in den letzten Monaten wieder angestiegen.

Allerdings haben die Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes Probleme, ihre vollen Auftragsbücher abzuarbeiten: Seit Juni 2020 wurden stets mehr neue Aufträge eingeholt als abgearbeitet. Der Index des Auftragsbestands liegt mittlerweile auf dem höchsten Stand seit Einführung dieser Statistik.

Hinsichtlich der Problematik der Lieferengpässe gibt es Anzeichen für verhaltenen Optimismus

Bei der Problematik der Lieferengpässe sind mittlerweile erste Anzeichen für eine Entspannung zu erkennen. Meldeten im Dezember 2021 in der Spitze noch mehr als 80% der Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes Lieferengpässe, waren es im Januar 2022 nur noch 67%. Besonders betroffen von Lieferengpässen sind zum aktuellen Zeitpunkt noch die Elektroindustrie, der Maschinenbau und der Automobilsektor.

Diese leichte Entspannung der Situation bei den Vorprodukten gibt den Unternehmen die Möglichkeit, die Produktion wieder zu steigern und ihre hohen Auftragsbestände abzuarbeiten. Ob sich daraus eine längerfristige Entschärfung der Lieferkettenproblematik ableiten lässt, bleibt jedoch abzuwarten.

Das Damoklesschwert der Inflation

Wie ein Damoklesschwert schwebt der weiterhin beharrliche und keinesfalls nur temporären Effekten geschuldete Anstieg der Verbraucherpreise über der bislang holprigen konjunkturellen Erholung.

Die Inflation ist 2021 auf den höchsten Stand seit 30 Jahren gestiegen. Im Jahresdurchschnitt betrug der Anstieg der Verbraucherpreise 3,1%, wobei die Teuerungsrate im Dezember sogar rund 5,3% verglichen zum Vorjahresmonat betrug.

Der Inflationsdruck dürfte insbesondere zu Beginn dieses Jahres weiterhin hoch bleiben. Zwar fällt ab Januar 2022 der auf die temporäre Absenkung der Mehrwertsteuer zurückzuführende Sondereffekt weg, das Preisniveau liegt aufgrund der Dynamik des vergangenen Halbjahres allerdings deutlich höher als noch vor einem Jahr. Außerdem werden die mit den Lieferengpässen einhergehenden Kostensteigerungen und verzögerte Anpassungen an gestiegene Energie - und Rohstoffpreise 2022 voraussichtlich zu weiterhin hohen Teuerungsraten führen.

Diese Entwicklung setzt wiederum die Notenbanken hinsichtlich ihrer Leitzinspolitik unter Druck. Eine mittlerweile nicht mehr kategorisch auszuschließende Leitzinserhöhung im Euroraum könnte den stotternden Konjunkturmotor auch hierzulande schnell wieder abwürgen – ein guter Grund, um mit einer Leitzinserhöhung vorsichtig zu sein.

Andererseits belastet eine hohe Inflationsrate sowohl Konsumenten als auch Unternehmen und kann am Ende zu einer Stagflation – einer wirtschaftlichen Stagnation bei gleichzeitig hoher Inflation – führen.

Der Konjunkturmotor springt an, die Fahrt bleibt holprig

In den kommenden Monaten dürfte das Wirtschaftswachstum in Deutschland zwar positiv, aber doch eher verhalten ausfallen. Obwohl eine leichte Entspannung bei den Lieferengpässen in Sicht ist, sind dennoch viele Unternehmen nach wie vor davon betroffen. Ein Ende dieser Situation wird noch länger auf sich warten lassen. Die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie bleiben unsicher. Und auch die Preise werden zumindest im ersten Halbjahr weiter steigen. Kurzum: Auch wenn der Konjunkturmotor zu Beginn dieses Jahres langsam wieder anspringt, dürfte er 2022 doch für eine insgesamt eher holprige Fahrt der deutschen Volkswirtschaft sorgen.

Im Mittel erwarten Analysten ein Wachstum von 3,5% in diesem und 2,7% im kommenden Jahr. Die Spannweite der Einschätzungen ist allerdings sehr breit: So schätzt die Ratingagentur Moodys, dass die deutsche Wirtschaft in diesem Jahr um 2,8% wächst, während die UBS von 4,3% ausgeht.

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Studie

Die deutsche Konjunktur in der ersten Hälfte von 2022

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Die Studie analysiert die wirtschaftliche Entwicklung Deutschlands am Beginn des Jahres 2022 und gibt einen Ausblick auf die kommenden Monate.

Veröffentlicht Februar 2022. Vorhanden in
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