Die deutsche Konjunktur im Jahr 2025

Die deutsche Konjunktur im Jahr 2025

4. Februar 2025

Schwache Dynamik

Die deutsche Wirtschaftsleistung ist seit zwei Jahren rückläufig. Auch für das kommende Jahr deuten relevante Indikatoren auf eine weiter anhaltende Konjunkturschwäche hin. Hinzu kommt: Es sind nicht allein konjunkturelle Herausforderungen, die deutsche Unternehmen beschäftigen – auch tiefgreifende strukturelle Probleme stehen zunehmend im Fokus und trüben die Stimmung.

Die anhaltend schwache Wirtschaftsentwicklung der letzten Jahre hat die Stimmung in der deutschen Wirtschaft deutlich gedämpft. Nach einem Rückgang des BIP um 0,1 Prozent im Jahr 2023 und einer weiteren Schrumpfung um 0,2 Prozent im Jahr 2024 zeichnet sich auch für 2025 nur geringes Wachstum ab. Zu den zentralen Belastungsfaktoren zählen weiterhin hohe Energiepreise, ein hoher Bürokratieaufwand, wachsende protektionistische Tendenzen auf globaler Ebene, die Unsicherheit über die zukünftige wirtschaftspolitische Ausrichtung der neuen Bundesregierung sowie die Sorge um das potenzielle Erstarken der politischen Ränder.

Befragt nach ihrer Einschätzung der Geschäftsaussichten im neuen Jahr zeichnen Unternehmer in Deutschland ein besorgniserregendes Bild. Im Durchschnitt rechnet nur etwa jedes achte Unternehmen mit „eher günstigen“ Aussichten. Jedes dritte Unternehmen hingegen befürchtet eine „eher ungünstige“ Entwicklung. Die Sorgen sind sektorübergreifend, im Handel und im Baugewerbe allerdings besonders ausgeprägt.

Erst im Sommer 2024 konnten die Auftragseingänge im verarbeitenden Gewerbe ihre nunmehr jahrelange Abwärtsbewegung stoppen und zeigen seit Juni zumindest leichte Anzeichen einer Erholung. Dennoch bleibt die Auftragslage insgesamt schwach, was sich deutlich auf die Industrieproduktion auswirkt: Im November lag diese 3,1 Prozent unter dem Vorjahresniveau. Besonders stark betroffen waren der Sektor Elektrische Ausrüstungen (-5,9 Prozent) sowie die Chemie- und Pharmaindustrie (-4,2 Prozent). In den energieintensiven Branchen zeichnet sich hingegen eine Stabilisierung ab. Die Produktion hat sich im Jahresverlauf gefangen, verbleibt jedoch auf einem historisch niedrigen Niveau.

Die schwache Auftragslage wirkt sich nicht nur auf die Produktion, sondern auch auf die Kapazitätsauslastung aus. Diese ist in der überwiegenden Mehrheit der Industriesektoren deutlich rückläufig. Im Oktober 2024 sank die Auslastung im verarbeitenden Gewerbe auf 76,5 Prozent – ein Rückgang von 5,5 Prozentpunkten im Vergleich zum Oktober 2023. Besonders deutlich war der Rückgang im Automobilsektor (-10,3 Prozentpunkte auf 75,5 Prozent) und in der Elektroindustrie (-7,1 Prozentpunkte auf 74,5 Prozent).

Die angespannte Lage der Industrie spiegelt sich auch in den Zahlen zum Arbeitsmarkt wider: Im Dezember waren rund 170.000 Menschen mehr arbeitslos als im Vorjahresmonat, was die Zahl der Arbeitslosen auf 2,81 Millionen und die Arbeitslosenquote auf 6,0 Prozent ansteigen ließ. Auch die Zahl der Kurzarbeiter zeigt einen klaren Aufwärtstrend: Im November 2024 lag sie 13 Prozent über dem Vorjahresniveau. Gleichzeitig sinkt die Zahl der offenen Stellen kontinuierlich. Vom Rekordhoch von fast 887.000 offenen Stellen im August 2022 hat sich die Nachfrage merklich abgekühlt und erreichte im Dezember 2024 mit 654.000 gemeldeten offenen Stellen den niedrigsten Stand seit Sommer 2021.

Auch im Hinblick auf den Arbeitsmarkt zeichnet sich im neuen Jahr wenig Hoffnung ab: Jüngsten Umfragen zufolge planen erstmals mehr Unternehmen (28 Prozent), Arbeitsplätze zu reduzieren, als Unternehmen Stellen schaffen wollen (19 Prozent).

Positive Impulse dürften von der weiter nachlassenden Inflation ausgehen, die den Weg für eine fortschreitende Zinswende ebnet. Obwohl die Inflation zuletzt wieder leicht angestiegen ist, gehen wir davon aus, dass sie im Gesamtjahr 2025 mit 2,0 Prozent leicht unterhalb der Teuerung von 2,2 Prozent im Jahr 2024 liegen wird.

Begleitet von den zuletzt gestiegenen und voraussichtlich weiter zunehmenden Reallöhnen, dürfte der private Konsum im Jahr 2025 an Dynamik gewinnen und damit einen stärkeren Beitrag zur wirtschaftlichen Entwicklung leisten als im Vorjahr.

Zwar könnten die rückläufige Inflation und die erwarteten Zinssenkungen zu einer leichten Entspannung beitragen, doch angesichts des zunehmenden Protektionismus, weiterhin hoher Energiepreise und schwacher Geschäftsaussichten bleibt eine deutliche wirtschaftliche Erholung eher unwahrscheinlich. Das Roland Berger Institute prognostiziert daher für 2025 lediglich ein Wachstum der Wirtschaftsleistung von 0,4 Prozent, wodurch Deutschland im internationalen Vergleich der G20-Nationen das Schlusslicht bildet.

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Studie

Die deutsche Konjunktur im Jahr 2025

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Aufgrund schwacher Geschäftsaussichten und geopolitischer Unsicherheit kommt die deutsche Wirtschaft auch 2025 kaum über eine Stagnation hinaus.

Veröffentlicht Februar 2025. Vorhanden in
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