Die deutsche Konjunktur in der zweiten Hälfte von 2021
Die Studie analysiert die wirtschaftliche Entwicklung Deutschlands im Jahr 2021 und gibt einen Ausblick auf die kommenden Monate.
Von David Born
Die Hoffnung auf eine schnelle Erholung der deutschen Konjunktur hat sich nicht erfüllt. Schuld daran ist nicht zuletzt die dritte Welle der Corona-Pandemie. Mit ihrem Aufkommen mussten geplante Lockerungen im Frühjahr ausgesetzt werden. Gleichzeitig kämpft die deutsche Wirtschaft weiter mit den Folgen des Produktionsstopps aus dem Vorjahr und damit einhergehenden Engpässen. Besonders eklatant ist der Mangel an Halbleitern und Chips in der Automobilindustrie: Einige Betriebe mussten hier ihre Produktion erneut drosseln.
Insofern ist es nicht verwunderlich, dass das Bruttoinlandsprodukt im ersten Quartal 2021 erneut um 2,0% verglichen zum Vorquartal bzw. sogar um 3,3% zum Vorjahresquartal sank. Immerhin: Nach der Aufhebung vieler pandemiebedingter Einschränkungen lief zumindest das zweite Quartal besser. Verglichen mit dem Vorjahresquartal konnte das BIP zwischen April und Juni 2021 um ganze 9,4% zulegen.
Ein genauer Blick auf die Konjunkturdaten zeigt: Das aktuelle Wachstum wird zum Großteil von höheren Konsumausgaben getragen. Insbesondere Privathaushalte haben im vergangenen Jahr erhebliche Ersparnisse aufgebaut, die nun vermehrt ausgegeben werden. Davon profitiert vor allem der Dienstleistungssektor , der nach den Lockerungen der Corona-Maßnahmen wieder starke Zugewinne verzeichnen kann.
Anlass zur Sorge gibt allerdings das verarbeitende Gewerbe. Laut einer Umfrage des ifo Instituts beklagen hier fast zwei Drittel der Unternehmen einen Mangel an Vorprodukten. Insbesondere die Automobilhersteller mussten ihre Produktion teilweise wieder drosseln, da dringend benötigte Halbleiter fehlen. Auch im nächsten Jahr dürften die Engpässe weiter bestehen bleiben.
Die Knappheit an Vorprodukten spiegelt sich bereits in steigenden Erzeugerpreisen wider. Im Jahresvergleich sind die Kosten für Vorleistungsgüter um 12,7% gestiegen. Auch die Energiepreise nahmen im Schnitt um 16,9% zu. Dieser Anstieg kann zum Teil auf Basiseffekte und die neu eingeführte CO2-Abgabe zurückgeführt werden. Da Erzeugerpreise allgemein als Frühindikator für die Entwicklung der Inflation gelten, befürchten Ökonomen, dass zumindest ein Teil Preiserhöhung in den kommenden Monaten auf die Verbraucherpreise abgewälzt wird und die Inflationsrate somit weiter steigt. Und dass, obwohl die Verbraucherpreise zuletzt bereits so rasant angestiegen sind wie seit 30 Jahren nicht mehr. Im Juli betrug die Inflationsrate 3,8% im Vergleich zum Vorjahresquartal.
Die positive Nachricht: Trotz aller Einschränkungen könnte die deutsche Wirtschaft bereits im dritten Quartal wieder ihr Vorkrisenniveau erreichen – insbesondere, wenn bestehende wirtschaftliche Beschränkungen im Rahmen des Infektionsschutzes wie erwartet bis Ende des dritten Quartals aufgehoben werden. Einer Erholung im Handel und im Dienstleistungssektor stünde dann zumindest theoretisch nichts mehr im Weg. Tragende Säule für das erwartete Wachstum wären weiterhin vor allem die privaten Konsumausgaben.
Alles in allem steht der Aufschwung aus unserer Sicht aber auf wackeligen Beinen. Ob und wie stark sich die Konjunktur erholt, hängt nicht zuletzt vom weiteren Pandemieverlauf ab. Insofern ist es nicht überraschend, dass sich die vorherrschende Unsicherheit auch in den Prognosen der Wirtschaftsinstitute widerspiegelt, die zum Teil beträchtlich voneinander abweichen: Die pessimistischsten Einschätzungen gehen von einem Wirtschaftswachstum von lediglich 2,7% im laufenden Jahr aus, während die optimistischeren Prognosen ein Wachstum von 4,0% voraussagen. Im Mittel erwarten die Ökonomen ein BIP-Wachstum von 3,3%.
Die Studie analysiert die wirtschaftliche Entwicklung Deutschlands im Jahr 2021 und gibt einen Ausblick auf die kommenden Monate.