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Digitalisierung im Krankenhaus

Digitalisierung im Krankenhaus

19. Dezember 2018

Umfassende Digitalisierung befindet sich noch in den Anfängen

Digitalisierung hat für deutsche Krankenhausmanager strategische Bedeutung. Im Rahmen der Roland Berger Krankenhausstudie 2018 gaben mehr als 93 % der befragten Krankenhausmanager an, dass die von Ihnen geführten Krankenhäuser eine Digitalisierungsstrategie hätten. Die Ziele, welche Krankenhausmanager mit ihrer Digitalisierungsstrategie verfolgen, legen allerdings nahe, dass Digitalisierung noch nicht in ihren vollumfänglichen Möglichkeiten interpretiert und genutzt wird.

Wo ergeben sich durch neue Technologien in Diagnostik, Therapie und Kommunikation Chancen und Risiken für Krankenhäuser?
Wo ergeben sich durch neue Technologien in Diagnostik, Therapie und Kommunikation Chancen und Risiken für Krankenhäuser?

Im Rahmen der Roland Berger Krankenhausstudie 2018, für die wir die 500 größten deutschen Krankenhäuser befragten, zeigte sich, dass die Ziele der Digitalisierungsstrategien deutscher Krankenhäuser vor allem in den Themen "Sicherheit" (z.B. Ausfall- und Datensicherheit) und "Optimierung" (z.B. papierloses Krankenhaus, Optimierung von Prozessen zur Behandlungsqualität oder zum Erreichen von Einsparungen) liegen. "Echte" Digitalisierung, also das Weiterentwickeln von Geschäftsmodellen mit digitalen Möglichkeiten, findet weiterhin nur selten statt.

Fokus liegt auf Cyber-Sicherheit und Optimierung

Besonders das drängende Thema "Cyber-Sicherheit" erfordert weiterhin die Aufmerksamkeit des Krankenhausmanagements. Knapp 60% der Befragten gaben an, dass sie schon einmal Opfer eines Hackerangriffes geworden sind. Der Schutz der kritischen Infrastruktur durch Maßnahmen wie eine Verschärfung der Firewall wird entsprechend mit Abstand als die wichtigste Maßnahme betrachtet. Hier wird deutlich, dass eine Digitalisierungsstrategie aktuell in erster Linie auf die Lösung operativer Probleme der Krankenhäuser und nicht auf die strategische Frage von Digitalisierung abzielt.

Angesichts des anhaltenden wirtschaftlichen Drucks in der Krankenhausbranche verfolgen Krankenhausmanager mit ihrer Digitalisierungsstrategie insbesondere auch Optimierungsziele. Durch das digitale Abbilden existierender Prozesse (z.B. digitale Patientenakte) sollen Kosten gespart und die Behandlungsqualität erhöht werden.

"Echte" Digitalisierung stellt Geschäftssystem in Frage

In der breiteren Ausprägungsform geht Digitalisierung jedoch weit über die IT hinaus. Es geht darum, das gesamte heutige "Geschäftssystem Krankenhaus" zu hinterfragen und zu eruieren, wo sich durch neue Technologien in Diagnostik, Therapie und Kommunikation Chancen und Risiken für Krankenhäuser ergeben.

Die hohe Relevanz dieses breiteren Denkansatzes wird deutlich, wenn einige bekanntere Schlagwörter fallen, wie künstliche Intelligenz, Sensorik, Augmented Reality, Big Data, Health-Cloud oder Robotik. Durch diese Themen werden sich Prozesse in Krankenhäusern massiv verändern – mit gravierenden Konsequenzen für die heutigen Strukturen und Anbieter.

Eine weitere Entwicklung droht den Sektor aufzuwirbeln: Neue Akteure suchen im Healthcare-Bereich Geschäftschancen, wodurch das heutige Geschäftsmodell von Krankenhäusern in Frage gestellt werden könnte. Dazu trägt etwa bei, dass die Zugangswege zu Gesundheitsinformationen sich umfassend verändern – Patienten informieren sich schon heute regelmäßig im Internet über die bestmöglichen Behandlungsangebote. Internationale Tech-Konzerne haben die neuen Zugangswege als potenzielles Geschäftsfeld für sich erkannt. Wie ernst zu nehmen diese Entwicklung ist, zeigt Amazon. Das Unternehmen hat zuletzt eine Onlineapotheke erworben, wodurch auch rezeptpflichte Medikamente versandt werden können, und überlegt in das Klinikgeschäft einzusteigen.

In derartigen Entwicklungen können auch Chancen liegen – Warum sollten Krankenhäuser nicht beispielsweise mit Anbietern von medizintechnischen Wearables kooperieren und gemeinsame Entwicklung oder sogar gezielte Auswertungen der erfassten Daten für Patienten anbieten? Hierdurch könnte die Qualität verbessert, zusätzliche Erlösströme generiert und Zugang zu einer breiteren Patienten- bzw. Bevölkerungsbasis erreicht werden.

Wir sehen massive Chancen in derartigen Modellen und einer Digitalisierung in einem breiteren Sinne. Im heutigen Kernbereich der Gesundheitsversorgung können neue Lösungen von innovativen Gesundheitsunternehmen die Qualität der Versorgung verbessern, die Effizienz erhöhen und die Attraktivität für Mitarbeiter steigern. Auch die Schnittstellen zu vorgelagerten und nachgelagerten Prozessen lassen sich durch die Einbindung von innovativen Startups optimieren und so die eigene Wertschöpfungskette verlängern.

Herausforderungen bei der Umsetzung der Digitalisierungsstrategie

Wir wollten außerdem von den Befragten wissen, welches die größten Herausforderungen bei der Umsetzung angestrebter Digitalisierungsmaßnahmen sind. Ganz vorne bei deutschen Krankenhausmanagern rangierte die Zusatzbelastung für Organisation und Beteiligte sowie der hohe Investitionsaufwand. Außerdem sorgen mangelndes digitales Know-How und Datensicherheit für Kopfzerbrechen.

Weiter Weg zu "echter" Digitalisierung

Zusammenfassend zeigt sich, dass das Thema Digitalisierung von deutschen Krankenhausmanagern als zunehmend wichtiger gesehen, jedoch noch zumeist noch mit den Themen "Sicherheit" und "Optimierung" in Zusammenhang gebracht wird. "Echte" digitale Disruption, also das konsequente Entwickeln neuer Geschäftsmodelle mithilfe digitaler Lösungen, findet im deutschen Krankenhauswesen bisher eher selten statt. Dies ist nicht zuletzt angesichts des zunehmenden Vordringens sowohl von Startups als auch großer Tech-Konzerne in den Gesundheitssektor eine große Gefahr. Die Frage ist dabei nicht mehr ob, sondern wann etablierte Tech-Player aus anderen Industrien den "Angriff" auf den deutschen Gesundheitssektor wagen.

Deutsche Krankenhausmanager sollten daher jetzt anfangen und konsequent an der Digitalisierung ihres Geschäftssystems arbeiten, um die Weichen für die Zukunft zu stellen und damit den Fortbestand ihrer Unternehmen langfristig zu sichern.

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