Endlich raus aus der Krise – Wie Automobilzulieferer auf die Erfolgspur zurückkehren
Covid-19 Pandemie verstärkt die Abwärtsspirale der Automobilzulieferer. Welche Maßnahmen nun getroffen werden müssen.
Von Florian Daniel und Felix Mogge
Der technologische Wandel setzt den Automobilzulieferern bereits seit einigen Jahren zu. Nach einer langen Hochphase ist die operative Gewinnmarge seit 2018 rückläufig. Dabei nimmt die Transformation der Industrie hin zum elektrischen Antriebsstrang, autonomen Fahren und der Digitalisierung des Autos, kurz MADE , weiter an Fahrt auf. Als wäre das nicht genug, hat die Corona Pandemie die ohnehin schon schwierige Situation der Zulieferer weiter verschärft. So ist die operative Gewinnmarge im ersten Halbjahr 2020 mit 1,7 Prozent bei einem historischen Tief angekommen. Zudem sinkt der Umsatz in diesem Jahr im Vergleich zu 2019 global im Durchschnitt zwischen 15 und 20 Prozent.
Doch die Experten von Roland Berger und Lazard sind sich sicher: Die Automobilzulieferer können diese Abwärtsspirale durchbrechen und mit der richtigen Strategie die Basis für den Erfolg in den nächsten Jahren legen. Gemeinsam mit der US- Investmentbank Lazard hat Roland Berger in der "Global Automotive Supplier Study 2020“ herausgearbeitet, wie Unternehmen jetzt handeln können, um gestärkt aus der Krise hervorzugehen. Für die Studie wurden Leistungsindikatoren von rund 600 global agierenden Zulieferern analysiert.
Roland Berger Senior Partner Felix Mogge erwartet für die letzten Wochen in 2020 zumindest keine weiteren Hiobsbotschaften: "Trotz schwieriger Rahmendaten, zeichnet sich ein versöhnliches Jahresende ab." Der Hauptgrund für die im Durchschnitt noch positive operative Gewinnmarge ist vor allem China. Das Reich der Mitte hat sich im Vergleich zu Europa und Nordamerika relativ schnell erholt und kann mit robusten Absatzzahlen punkten. Allerdings wird der Höchststand an weltweit verkauften Pkw aus dem Jahr 2017 (94,3 Mio.) erst wieder 2026 erreicht. China wird schneller aufholen und damit weitere Marktanteile gewinnen, in Nordamerika und Europa wird es länger dauern.
Dieses schwierige Umfeld und die Prognosen wirken sich negativ auf die Bonität der Zulieferer aus. In den vergangenen Monaten wurden einige am Finanzmarkt heruntergestuft. Das steht exemplarisch für das, was die Branche in den nächsten Monaten oder Jahren erwartet. Der finanzielle Druck wird sich weiter erhöhen. "Vielen Zulieferern fehlt nach dem Einbruch im Moment schlicht das Kapital für die notwendige technologische Transformation", konstatiert Mogge.
Trotz dieser Ausgangssituation können Unternehmen die Abwärtsspirale durchbrechen. Denn jede Krise, die die Marktdynamik verändert, bietet auch eine Chance für die Zukunft. Der Rückblick auf 2008/2009 zeigt, dass eine Gruppe von Zulieferern in der Lage war, die Finanzkrise als Startpunkt zu nutzen, um anschließend jahrelang überdurchschnittliche Erträge für ihre Anteilseigner zu erwirtschaften.
So haben die Experten in ihrem "Winners Framework" vier allgemeingültige Merkmale identifiziert, die damals wie heute die erfolgreichen Zulieferer von durchschnittlichen unterscheiden. "Die Unternehmen haben einen Balanceakt zwischen Restrukturierung und strategischer Neuausrichtung vor sich", beschreibt Florian Daniel, Principal bei Roland Berger, die Situation. "Mit unserem 'Winners Framework' geben wir Automobilzulieferern klare Vorgaben an die Hand, mit denen sie sich als Gewinner von morgen im Markt positionieren können."
Der Einbruch durch die Covid-19 Pandemie und die technologische Transformation werden die Margen der Automobilzulieferer noch auf Jahre hin belasten und nicht alle können als Gewinner aus der Krise hervorgehen. Deshalb ist es bereits jetzt absehbar, dass die daraus resultierenden Herausforderungen einige Unternehmen strukturell überfordern werden. "Wir werden in der Konsequenz eine stärkere Konsolidierung der Branche sehen", erwartet Felix Mogge.
Den Zulieferern steht also keine leichte Zeit bevor: Um zu den Gewinnern zu gehören, müssen sie ihr Geschäft strategisch weiterentwickeln – was auch mit Investitionen verbunden sein kann – und gleichzeitig die Kosten deutlich reduzieren. Sie müssen alle Aktivitäten überprüfen und sich von nicht profitablen Geschäftsbereichen trennen. Sie müssen Risiken eingehen und auf künftige Wachstumsfelder setzen, die momentan noch nicht rentabel sind. Und zu guter Letzt müssen sie strategische Kooperationen eingehen, um sich Zugang zu neuer Technologie zu verschaffen oder eine relevante Marktgröße zu erreichen.
Covid-19 Pandemie verstärkt die Abwärtsspirale der Automobilzulieferer. Welche Maßnahmen nun getroffen werden müssen.
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