Family Offices im Fokus

Von Justus Jandt

Family Offices sind seit Jahren aktive Player im Finanzmarkt. Sie suchen nach innovativen Investmentstrategien zum Erhalt des Familienvermögens. Gleichzeitig stehen sie vor immer neuen Herausforderungen. Pandemie, geopolitische Verwerfungen, Energiekrise, eine schwächelnde Wirtschaft sowie Inflation und verschärfte Zinspolitik der Notenbanken erhöhen den Handlungsdruck. Aber: Die aktuelle Situation bietet auch viele Chancen, wenn sie rechtzeitig erkannt und professionell umgesetzt werden.

In der aktuellen Family Office-Studie von Roland Berger in Zusammenarbeit mit dem Institut für Familienunternehmen und Mittelstand der WHU wurden Family Offices zu aktuellen Trends befragt. Dabei zeigt sich eine klare Richtung: Nahezu alle Family Offices wollen ihre Asset Allokation neu ausrichten und an die gegenwärtige Situation anpassen.

Steigende Zinsen, geopolitische Verwerfungen und Rezession sind zentrale Themen für Family Offices

Die momentan größten Herausforderungen sehen die Befragten in den gestiegenen Zinsen, geopolitischen Verwerfungen und einer möglichen Rezession, während das Thema Energie und Rohstoffkrise an Relevanz verliert. Dieses Umfeld sorgt in den letzten Jahren für hohe Volatilität an den Kapitalmärkten und stellt eine besondere Herausforderung dar. Neben den höheren Projekt- und Finanzierungskosten wirkt sich auch die gestiegene Unsicherheit über die weitere wirtschaftliche und politische Entwicklung auf die Investitionsentscheidungen aus. Intern sind für über 90% Cybersecurity, Digitalisierung und die Professionalisierung des Family Offices die größten Herausforderungen.

Das niedrige Zinsumfeld der letzten Jahre hat bei Family Offices zu stabilen Asset Allokationen geführt. Dies ändert sich nun aufgrund der gestiegenen Zinsen. So planen nahezu alle Family Offices, ihre Asset Allokation neu auszurichten und an die gegenwärtige Situation anzupassen. Ganz oben stehen Immobilien, festverzinsliche Anlagen sowie Private Equity in Form von Direktbeteiligungen oder Fonds.

Private Equity bleibt beliebte Assetklasse

89% der Befragten sind bereits direkt in Unternehmen investiert. Für Family Offices, die grundsätzlich über eine bessere Eigenkapitalausstattung verfügen, bieten Private Equity Investments auch künftig hohe Renditechancen. Nach einer positiven Due Dilligence entscheiden sich fast alle der Umfrageteilnehmer regelmäßig für einen Kauf. Dabei gewinnen Fokusindustrien wie Medizin & Gesundheit sowie IT & digitale Geschäftsmodelle an Bedeutung. Das meiste Geld fließt in Unternehmen mit einem Jahresumsatz von weniger als 20 Mio. EUR. Nur 16% der gekauften Unternehmen überschreiten einen Jahresumsatz von 100 Mio. EUR.

ESG und Impact Investing nimmt zu

Die Bedeutung von Umwelt, Soziales und Governance (ESG)-Kriterien bei Investitionsentscheidungen von Family Offices nimmt weiterhin zu. Für 56% der Befragten spielt Ressourcenknappheit eine wichtige Rolle bei der Auswahl ihrer Assets. Jeweils 47% berücksichtigen die Klimabilanz oder den Wasserverbrauch. Die Sicherheit und Gesundheit der Mitarbeitenden sowie der Umgang mit Mitarbeitenden ist ebenfalls von hoher Bedeutung bei der Auswahl von Investments.

Zur Schaffung klarer Strukturen und Zuständigkeiten sowie zur Einhaltung steigender gesetzlicher Anforderungen ist für 69% eine wirksame Compliance sowie ein umfassendes Risikomanagement (64%) unabdingbar. Hinzu kommt der Trend zu mehr Impact Investments, die für rund die Hälfte der Befragten wichtig bis sehr wichtig sind. Immer mehr Family Offices wollen auch die Wirkung ihrer Investition messen. Sei es, um sie als Steuerungsinstrument einzusetzen oder um die eigene Impact-Performance zu verbessern und damit eine nachhaltige Investmentstrategie zu fördern. Trotz vorhandener Standards für die Nachhaltigkeitsberichterstattung ist eine transparente Messung der Nachhaltigkeitsziele allerdings oft schwierig.

Chancen nutzen in volatilen Märkten

Family Offices befinden sich seit ihrer Entstehung in einem permanenten Wandel und mussten bereits einige Krisen meistern. Und auch die nächsten Jahre werden herausfordernd bleiben. Trends wie Nachhaltigkeit und Impact Investing gewinnen weiter an Bedeutung. Hinzu kommt die Notwendigkeit zu mehr Professionalisierung und die Digitalisierung des Geschäftsablaufs, um zukunftsfähige Strukturen aufzubauen. PE-Beteiligungen bieten den durch Unternehmerfamilien geprägten Family Offices zudem die Möglichkeit, weiterhin unternehmerisch tätig zu sein und mit ihrer Erfahrung die Beteiligungsunternehmen zu unterstützen. Allerdings erfordert die Umsetzung von immer komplexer werdenden Transaktionen ein umfangreiches internes Know-how und auch den Aufbau geeigneter interner Strukturen.

Wenn Family Offices künftig flexibel bleiben und sich schnell an die neuen Rahmenbedingungen anpassen, werden sie trotz unsicherer wirtschaftlicher und geopolitischer Entwicklungen in volatilen Märkten erfolgreich bleiben.

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