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Fieberkäufe der deutschen Wirtschaft steigt an

Fieberkäufe der deutschen Wirtschaft steigt an

1. Dezember 2019

Mit einem weiteren Anstieg von Firmenverkäufen aufgrund wirtschaftlicher Notlagen und Sondersituationen in Deutschland ist zu rechnen. Dies ist ein zentrales Ergebnis der Roland Berger Distressed M&A-Studie 2019, an der erneut rund 200 Experten und Entscheider mit einschlägigen Markterfahrungen teilgenommen haben. Im Vergleich zur Vorgängerstudie von 2017, in der lediglich eine knappe Mehrheit (55%) der Befragten mit mehr Distressed-Situationen rechnete, herrscht nun weitgehend Konsens unter den Experten: Die Fieberkurve wird weiter ansteigen – 95% der Umfrageteilnehmer sehen eine deutliche Zunahme an Distressed M&A-Transaktionen im deutschen Markt kommen.

Notverkäufe deutscher Firmen nehmen zu und rufen strategische Investoren aus China auf den Plan

"Strategische Investoren aus China werden in Deutschland verstärkt nach Opportunitäten insbesondere in den Branchen Automotive und Industrieprodukte Ausschau halten."
Portrait of Jörg Eschmann
Senior Partner
Frankfurt Office, Zentraleuropa

Im ersten Halbjahr 2019 erreichte die Zahl der Insolvenzeröffnungen in Deutschland ein neues Hoch. Besonders stark betroffen sind Unternehmen aus den Branchen Consumer Goods und Automotive – sie stellen aktuell rund 50% aller Insolvenzen. Unter den prominentesten Fällen einer Verfahrenseröffnung in 2019 befanden sich allein drei große Modeketten.

Die beiden Branchenschwerpunkte zeigen: Verantwortlich für die Zunahme sind nicht allein zyklische Gründe – die Stimmung in der deutschen Wirtschaft befand sich im Jahr 2019 nahezu im freien Fall und im zweiten Quartal wies die Statistik sogar ein Negativwachstum aus. Vielmehr beeinflussen verstärkt strukturelle Faktoren den Distressed-Markt. Dazu gehören Änderungen im Konsumentenverhalten, unter denen z.B. der stationäre Einzelhandel leidet, ebenso wie sinkende Margen im Automotive-Bereich infolge hoher Investitionen bei der Umstellung auf E-Mobilität. Diese strukturellen Herausforderungen gepaart mit einer schwächeren Konjunktur werden, so die Meinung jedes zweiten Befragten, den deutschen Distressed-Markt für die kommenden drei Jahre prägen, wogegen ökologische Faktoren, Strafzölle oder die Brexit-Diskussion nur eine untergeordnete Rolle spielen.

Aufgrund dieser Rahmenbedingungen erwarten die befragten Experten eine zunehmende Aktivität ausländischer Investoren. Speziell China wird ein starkes Interesse an Mid- bis Large-Cap-Transaktionen in Deutschland attestiert – mit einem klaren Fokus auf strategische Beteiligungen an Unternehmen der Branchen Automotive und Industrieprodukte/-services.

Im Jahr 2021 gilt es, den präventiven europäischen Restrukturierungsrahmen in nationales Recht umzusetzen. Die große Mehrheit der Befragten glaubt, dass Unternehmen mit "gesunden" Geschäftsmodellen von dieser Novelle u.a. in Form einer erleichterten finanziellen Restrukturierung profitieren werden. Insbesondere der Zugang zu frischem Fremdkapital, so die Erwartung einer knappen Mehrheit (55%), dürfte auf dem Wege einer vorinsolvenzlichen Sanierung verbessert werden.

Unsere zweijährliche Expertenbefragung untersucht Trends und Prognosen im deutschen Markt für Distressed M&A. Die Studie deckt das ganze Spektrum relevanter Spezialisten ab, darunter Gläubiger, Insolvenzverwalter, Anwälte, Investoren, M&A-Berater und Gesellschafter, und ist damit ein wichtiges Branchenbarometer.

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Studie

Fieberkäufe der deutschen Wirtschaft steigt an

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Trends und Prognosen zum deutschen Markt für Distressed M&A

Veröffentlicht Dezember 2019. Vorhanden in
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