Roland Berger ist Vordenker für Umweltthemen und deren Folgen für die Wirtschaft. Unsere Publikationen befassen sich mit allen Aspekten dieses Themenkomplexes.
GreenTech-Branche bleibt auf Wachstumskurs
Das globale Marktvolumen hat 2020 erstmals die Marke von 4 Billionen Euro überschritten
Die GreenTech-Branche wächst. Und sie wächst stets noch dynamischer als vorhergesagt. Wie aus der aktuellen Ausgabe des Umwelttechnik-Atlas „GreenTech made in Germany 2021“ hervorgeht, lag das weltweite Marktvolumen der Branche mit rund 4,6 Billionen Euro erstmals über der 4 Billionen-Marke. Auch die weiteren Aussichten sind positiv: Bis 2030 wird die Umwelttechnik und Ressourceneffizienz global rund 9,4 Billionen Euro umsetzen. Das entspricht einer jahresdurchschnittlichen Wachstumsrate von 7,3 Prozent.
Besonders erfreulich ist, dass die Dynamik der deutschen Branche die weltweite Entwicklung sogar noch übertrifft. So belief sich das Marktvolumen der heimischen Branche im Jahr 2020 auf 392 Milliarden Euro. Bis 2030 wird sich das Gesamtvolumen auf 856 Milliarden Euro mehr als verdoppeln. Das entspricht einer jahresdurchschnittlichen Wachstumsrate von 8,1 Prozent.
Energieeffizienz bleibt der größte Leitmarkt
Den größten der insgesamt sieben Leitmärkte bildet mit 117 Milliarden Euro die Energieeffizienz, gefolgt von der Nachhaltigen Mobilität mit 91 Milliarden Euro. Im Leitmarkt Umweltfreundliche Erzeugung, Speicherung und Verteilung von Energie macht sich die Energiewende stark bemerkbar. Neben den erneuerbaren Energien Photovoltaik und Wind werden stationäre Speichertechnologien in Form von Batterien und Wasserstoff dem Markt künftig zusätzliche Dynamik verleihen. Das erwartete jährliche Wachstum dieses Leitmarkt liegt bei 8,5 Prozent bis 2030.
Innerhalb des Leitmarktes Nachhaltige Mobilität ist eine Verlagerung der Nachfrage von Effizienztechnologien hin zur E-Mobilität zu beobachten. Alternative Antriebstechnologien verzeichnen die mit weitem Abstand größte Expansionsgeschwindigkeit. Den Prognosen zufolge wird sich das Marktsegment im Zeitraum 2020 bis 2030 mit einem durchschnittlichen jährlichen Wachstum von 13,3 Prozent entwickeln und sich dann voraussichtlich auf rund 620 Milliarden Euro belaufen (2016: 34 Milliarden Euro).
Auch die Nachhaltige Wasserwirtschaft gewinnt zunehmend an Bedeutung. Bevölkerungswachstum, steigender Wasserverbrauch und zunehmende Verschmutzung sorgen für eine anhaltende hohe Nachfrage und lassen das globale Marktvolumen bis 2030 auf mehr als eine Billion Euro anwachsen. Mit einer jahresdurchschnittlichen Wachstumsrate von mehr als 21 Prozent bis 2030 zeigt die Effizienzsteigerung bei der Wassernutzung hier das größte Potenzial.
Stabiles und resilientes Wachstum – auch in der Pandemie
Bis zum Jahr 2025 rechnen die für die aktuelle Ausgabe des Atlas befragten Unternehmen mit einem durchschnittlichen jährlichen Umsatzwachstum von 9,9 Prozent. Die höchste Wachstumsdynamik erwarten dabei Anbieter, die in den Leitmärkten Nachhaltige Mobilität und Energieeffizienz tätig sind: Sie rechnen bis 2025 jeweils mit einem jahresdurchschnittlichen Umsatzwachstum von 12,9 Prozent.
Auch die Zahl der Beschäftigten wird in den nächsten Jahren weiter steigen. Hier erwarten die Unternehmen in Deutschland bis 2025 insgesamt ein Plus von durchschnittlich 6,8 Prozent im Jahr.
Damit wird deutlich: Die deutsche GreenTech-Branche erweist sich auch unter schwierigen Bedingungen als resilient. Einer Online-Umfrage unter rund 400 Unternehmen aus dem Frühjahr 2020 zufolge beurteilt fast die Hälfte der Anbieter die aktuelle Geschäftslage als „befriedigend“, 37 Prozent sogar als „gut“. Auch perspektivisch werden die negativen Auswirkungen von Corona für die GreenTech-Branche deutlich geringer eingeschätzt als für die Gesamtwirtschaft: Während dort knapp 40 Prozent massive Herausforderungen infolge der Pandemie erwarten, liegt der Anteil in der Umwelttechnik und Ressourceneffizienz nur bei 17 Prozent.
Große wirtschaftliche Bedeutung der Branche für Deutschland
Auch wenn der internationale Wettbewerb weiter zunimmt (vor allem durch Anbieter aus den USA und China), haben deutsche Unternehmen ihre starke Position am Weltmarkt bislang erfolgreich verteidigt. So genießen Produkte, Verfahren und Dienstleistungen der Umwelttechnik und Ressourceneffizienz „made in Germany“ weltweit großes Ansehen und begründen die starke Exportleistung der deutschen Branche: Während der deutsche Anteil an der globalen Wirtschaftsleistung bei rund 3 Prozent liegt, tragen die Unternehmen der Umwelttechnik und Ressourceneffizienz rund 14 Prozent zum Weltmarkt ihrer Branche bei. Europa ist dabei der wichtigste Absatzmarkt. Neben Russland und China werden aber auch Brasilien, Mexiko, Kanada, Japan und Südkorea als Exportländer immer wichtiger.
Wettbewerbsfähige Kosten bilden die Grundlage für künftigen Erfolg
Die große Herausforderung der kommenden Jahre wird für die deutschen Unternehmen der Branche darin bestehen, ihre gute Position im In- und Ausland zu halten. Dazu benötigen sie neben innovativen Produkten vor allem eine wettbewerbsfähige Kostenstruktur. Im Bereich Produktentwicklung müssen die Entwicklungskosten, das Produktdesign und die Herstell- und Materialkosten laufend optimiert werden. Gleichzeitig müssen die Prozesskosten in Einkauf, Logistik, Vertrieb und Energieversorgung reduziert werden. Deshalb zählen Digitalisierung, Prozesseffizienz und strikte Wertorientierung zu den drängendsten Herausforderungen der Branche, um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben.
Die Umwelttechnik und Ressourceneffizienz, auch GreenTech-Branche genannt, ist eine klassische Querschnittsbranche. In der aktuellen Ausgabe des Umwelttechnik-Atlas, den Roland Berger seit zwölf Jahren im Auftrag des Bundesumweltministeriums erstellt, sind sieben Leitmärkte mit jeweiligen Marktsegmenten und Technologielinien detailliert beschrieben. Dazu zählen die Umweltfreundliche Erzeugung, Speicherung und Verteilung von Energie, Energieeffizienz, Rohstoff- und Materialeffizienz, Nachhaltige Mobilität, Kreislaufwirtschaft, Nachhaltige Wasserwirtschaft sowie Nachhaltige Agrar- und Forstwirtschaft .
GreenTech-Branche bleibt auf Wachstumskurs
GreenTech aus Deutschland ist weltweit gefragt: So liegt der deutsche Anteil an der globalen Wirtschaftsleistung bei 15 Prozent.