Intelligente Personalarbeit: Transformation statt Abbau
Was unterscheidet einen Qualifizierungs- und Beschäftigungsbetrieb von einer Transfergesellschaft und worauf sollten Unternehmen bei der Ausgestaltung achten?
Die Lücke zwischen verfügbaren Arbeitskräften und benötigten Qualifikationen wächst seit Jahren. Zu den Ursachen zählen alternde Belegschaften, steigender Fachkräftemangel und neue Anforderungen durch Digitalisierung und Automatisierung. Die Neuausrichtung der Unternehmen nach der Corona-Krise wird, davon ist auszugehen, weiteren Anpassungsbedarf in der Qualifikationsstruktur der Beschäftigten nach sich ziehen.
Doch wie kann der Spagat gelingen, die Personalkosten zu senken und gleichzeitig die Qualifizierung des vorhandenen Personals voranzutreiben – gerade in wirtschaftlich ohnehin sehr angespannten Zeiten?
Plattformmodelle wie sogenannte Qualifizierungs- undBeschäftigungsbetriebe (QBB) bieten hier interessante neue Ansätze. Ihr Ziel ist es, Mitarbeiter so weiterzubilden, dass sie entweder neue Stellenanforderungen im aktuellen Unternehmen erfüllen oder auf dem freien Arbeitsmarkt eine andere Beschäftigung finden können. Die dafür erforderlichen Schulungen oder Weiterbildungen werden je nach individuellem Bedarf extern oder intern durchgeführt. Weil im Qualifizierungs- und Beschäftigungsbetrieb (QBB) im Gegensatz zur Transfergesellschaft nicht in erster Linie die Entlassung der betroffenen Mitarbeiter angestrebt wird, kommt das Instrument in der Regel ohne teure Abfindungsprogramme aus.
Die Qualifizierung von Beschäftigten in einem QBB hat weitere positive Effekte: So müssen neue Stellen unter Umständen nicht extern besetzt werden, Wissensträger bleiben den Unternehmen erhalten. QBB sind aber auch ein wichtiger Beitrag zum Schutz der Arbeitgebermarke, vermitteln sie doch ein in seiner Wirkung nicht zu unterschätzendes Gefühl der Verbundenheit: Mitarbeiter und ihre Qualifikationen werden ein essentieller Baustein des notwendigen und kontinuierlichen Wandels.
Außerdem bieten QBB eine weitere, vielfach noch unbekannte Option: Dann nämlich, wenn im Rahmen der regulären Geschäftstätigkeit neue Ideen entstehen. Mit der Unterstützung durch einen internen oder externen Inkubator können die Einheiten nämlich auch Innovationshub dienen. So initiiert die Bündelung von Mitarbeitern unterschiedlicher Qualifikationen und Erfahrungen häufig die Entwicklung neuer Geschäftsideen und einen "entrepreneurial Spirit", aus denen sich wettbewerbsfähige Sub-Unternehmen entwickeln. Diese eröffnen den Beschäftigten tragfähige und persönlich erfüllende Zukunftschancen – und den Unternehmen die Chance auf interessante neue Geschäftsfelder.
Bei der Umsetzung eines QBB sind allerdings einige Punkte zu beachten. So lauern insbesondere bei rechtlichen Vorgaben und im Umgang mit dem Betriebsrat einige Fallstricke. Dreh- und Angelpunkt im gesamten Prozess ist nach Erfahrung von Experten allerdings die Kommunikation. Denn wenn im Unternehmen das Verständnis dafür fehlt, dass Veränderungen unumgänglich sind, wird auch das ausgeklügelste Instrument auf wenig Akzeptanz stoßen.
Was unterscheidet einen Qualifizierungs- und Beschäftigungsbetrieb von einer Transfergesellschaft und worauf sollten Unternehmen bei der Ausgestaltung achten?