KI ändert alles

Think:Act Magazin "KI neu denken"
KI ändert alles

15. Mai 2024

Strategie, Arbeit, Gesellschaft: Gibt es noch einen Aspekt unseres Lebens, den KI nicht berührt?

Artikel

von Steffan Heuer
Kunstwerk von Carsten Gueth

Hier analysieren wir vier ausgesuchte Schlüsselbereiche, die die neu aufkeimende KI-Technologie verändern wird: die Vorstandsetage, den Arbeitsplatz, die Gesellschaft und uns selbst. Wie wir auf diese Herausforderungen reagieren, wird großen Einfluss auf die Zukunft haben.

Der rasante Aufstieg Künstlicher Intelligenz (KI) dominierte im vergangenen Jahr die Schlagzeilen. Diese Systeme können nun Werbekampagnen kreieren und medizinische Bilder analysieren. Sie können Lebensläufe durchkämmen und behaupten, Bewerber mit den passenden Fähigkeiten besser auszusuchen. Aber sie erfinden auch Erklärungen und können helfen, Bomben oder Biowaffen zu bauen. Sie wiederholen und verstärken toxische Stereotype und geben altbekannten Vorurteilen damit einen täuschend faktischen Anstrich. Sie beanspruchen irrsinnige Mengen an Rechenkraft, was sich auf ihren CO₂-Fußabdruck auswirkt. Und sie geraten offenbar immer wieder außer Kontrolle oder leaken firmeneigene Daten. Dennoch können Unternehmen und private Nutzer von KI nicht genug kriegen.

Abstraktes Design in Neonfarben von Carsten Gueth

Der große Zweifel, der über dem aufziehenden KI-Zeitalter liegt, ist faszinierend und quälend zugleich. "Ich fürchte keine der existierenden Maschinen; was ich fürchte, ist die außerordentliche Schnelligkeit, mit der sie etwas ganz anderes werden als das, was sie jetzt sind. Keine Klasse von Lebewesen hat sich in der Vergangenheit so schnell entwickelt. Sollte diese Bewegung nicht eifersüchtig beobachtet und kontrolliert werden, solange wir noch können?" So formulierte der britische Schriftsteller Samuel Butler das Dilemma 1872 in seiner Satire Erewhon über ein Reich, dessen Bevölkerung ihre Maschinen schließlich zerstörte, als diese ein Bewusstsein erlangt hatten und zu einer existenziellen Bedrohung wurden.

KI wird vier Schlüsselbereiche radikal verändern: die Vorstandsebene, den Arbeitsplatz, die Gesellschaft und natürlich unser Privatleben.

Heute scheinen wir davon noch weit entfernt zu sein. Wenn alles gut geht, wird KI eine neue industrielle Revolution einleiten, mit erhöhter Effizienz, Produktivität und Kreativität. Wenn es nicht so rosig läuft, werden viele Arbeitsplätze vernichtet, was das Misstrauen gegenüber unseren maschinellen Helfern schüren wird. Vielleicht wird es sogar zu einer grundlegenden Kluft kommen zwischen menschlichem Handeln und dem, was undurchschaubare Blackbox-Systeme für uns entscheiden.

KI wird vier Schlüsselbereiche radikal verändern: die Vorstandsebene, den Arbeitsplatz, die Gesellschaft und natürlich unser Privatleben. Doch wie können wir uns auf die damit einhergehenden Störungen bei der Entscheidungsfindung und strategischen Planung vorbereiten? Werden die Arbeitnehmer dabei ein Mitspracherecht haben? Und was ist von multimodalen, generativen KI-Tools wie Sora zu halten, die in der Lage sind, Texte, Bilder und Videos auszuspucken, die den gesellschaftlichen Zusammenhalt und den zivilen Diskurs beeinflussen können? Behörden und Regierungen fangen erst an, sich diesen Herausforderungen zu stellen.

Technologische Revolutionen vollziehen sich meist in schwindelerregender Geschwindigkeit. Tatsächlich haben große Unternehmen schon begonnen zu prüfen, welche Stellen sie dank KI streichen können. UPS zum Beispiel kündigte im Februar den Abbau von 12.000 Arbeitsplätzen an – Musik in den Ohren der KI-Entwickler, die immer neue Einnahmequellen suchen. Der aufstrebende Star OpenAI, der den Hype ausgelöst hat, wird in diesem Jahr schätzungsweise zwei Milliarden US-Dollar einnehmen und hat bereits Hunderte von Unternehmenskunden gewonnen.

Die Gegenspieler in dieser Geschichte sind die Akademiker, die gemeinsam das Hohelied des europäischen Artificial Intelligence Act singen. Ihr Chor warnt davor, solche Systeme mit einem Gedächtnis auszustatten. Irgendwo hinter ihnen waten indes Juristen in den Sumpf der allgegenwärtigen Urheberrechtsverletzungen.

Ob wir nun vorpreschen oder auf die Bremse treten, Revolutionen brauchen Arbeitskräfte. Daher bietet die University of Pennsylvania als erste Ivy­ League-Universität ab diesem Herbst einen Bachelor-Abschluss in KI an. Die dort ausgebildeten Ingenieure werden darauf brennen, die Grenzen noch weiter zu verschieben.

Diese Ausgabe von Think:Act – KI neu denken – ist Ihr Wegweiser durch diese neue Landschaft und wird Sie durch die Bereiche führen, auf die sich KI am stärksten auswirken wird. Dabei werden Sie einige der führenden Persönlichkeiten und Denker zum Thema auf den neuesten Stand bringen. Klicken Sie unten, um mehr zu erfahren.

Key takeaways
Eine kulturelle Evolution ist nötig:

KI-Tools sind der neueste Schritt in der Unternehmenstransformation. Dabei sollten Führungskräfte neugierige, schnelle Lerner sein.  

Nützlichkeit entscheidet:

KI ist dazu da, Arbeitnehmer zu unterstützen – nicht, um die wildesten Programmierer­träume zu erfüllen und den menschlichen Geist zu überflügeln.

KI-Governance ist ihr Business!

Es ist unser aller Verantwortung, die neuen Systeme im Zaum zu halten, solange es noch geht.

Chatbots sind ein Ersatz:

Doch wie lange noch? KI wird die Bedeutung menschlicher Beziehungen verändern.

KI verändert die Vorstandsetage, den Arbeitsplatz, die Gesellschaft - und unser Privatleben. Lesen Sie hier die andere Teile der Titelgeschichte:
ÜBER DEN AUTOR
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Steffan Heuer
Steffan Heuer lebt in Berlin und Kalifornien. Seit mehr als zwei Jahrzehnten schreibt er über Technologie, Wirtschaft und Kultur des Silicon Valley, unter anderem für The Economist, die MIT Technology Review und brandeins.
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