The impact of Covid-19 and public funding on the investments in medical technology of hospitals
Krankenanstalten-Studie 2021
Von Oliver Rong und Filip Conic
Österreichs Krankenanstalten: Schwer angeschlagen
Die aktuelle Ausgabe der Krankenanstalten-Studie wirft ein Schlaglicht auf die dramatische Lage von Österreichs Krankenanstalten. Die wenigsten Befragten rechnen mit einer baldigen Besserung der wirtschaftlichen Situation.
Für die aktuelle Ausgabe der Roland Berger Krankenanstalten-Studie wurde im Zeitraum Oktober bis November 2021 eine Befragung unter den 100 größten Krankenanstalten in Österreich durchgeführt. Die große Mehrheit der Teilnehmenden verzeichnete demnach im Geschäftsjahr 2020 einen massiven Rückgang der LKF-Punkte. Trotz Pandemie-bedingt hoher Fallzahlen und einer hohen Auslastung können offenbar weniger für die Abrechnung relevanten Leistungen in Anspruch genommen werden. Für 2021 erwarten die Studienteilnehmer zwar einen relativen Anstieg der LKF-Punkte, insgesamt ist die Entwicklung allerdings weiterhin rückläufig.
Auch in den nächsten fünf Jahren ist wenig Besserung in Sicht: Dreiviertel der Befragten rechnen mit einem weiteren Rückgang der Umsätze, nur 13 Prozent gehen davon aus, dass sich die wirtschaftliche Situation wieder erholt.
Trend zur Spezialisierung setzt sich fort
Ein weiteres Ergebnis: Obwohl im Zuge des medizinischen Fortschritts längst viele Krankheitsbilder ambulant behandelt und nachversorgt werden können, stecken der Aufbau von Primärversorgungszentren und die Etablierung von Ärztehäusern an Krankenanstalten noch immer in den Kinderschuhen – jedenfalls sehen das die für die aktuelle Studie Befragten so. Gleichzeitig setzt sich der Trend zur Spezialisierung im KA-Sektor fort und immer mehr medizinische Zentren und Fachklinikstrukturen entstehen. Jeder fünfte Befragte gab an, dass diese bereits sehr verbreitet seien.
Mehrheit der Krankenanstalten hat eine Digitalisierungsstrategie
Digitalisierung, das ist für die meisten österreichischen Krankenanstalten nach wie vor in erster Linie ein IT-Thema. Zwar haben die vergangenen Jahre insofern Fortschritte gebracht, als inzwischen mehr als zwei Drittel der Studienteilnehmenden eine explizite Digitalstrategie definiert hat. Trotzdem ist es vielen Einrichtungen bislang nicht gelungen, ihre Pläne mit dem nötigen Nachdruck umzusetzen. Ein Grund hierfür ist die unzureichende Positionierung des Themas im Management. So ist es nur in jedem dritten Haus die Geschäftsführung, die die Digitalisierung vorantreibt. Über die die Funktion eines Chief Digital Officers verfügt nicht einmal jede zehnte Krankenanstalt.
Auch die Zusammenarbeit mit innovativen jungen Unternehmen steckt noch in den Anfängen. Obwohl Startups wesentliche Innovationstreiber im Krankenanstaltsumfeld sind, haben bislang erst 13 Prozent eine entsprechende Kooperation etabliert.
Personalknappheit bremst den digitalen Fortschritt
Dass die Digitalisierung österreichischer Krankenanstalten nicht schon weiter vorangeschritten ist, hat verschiedene Gründe. Zu den wichtigsten zählen nach Ansicht der Befragten fehlende personelle Ressourcen für die Bearbeitung von Digitalisierungsprojekten sowie die unzureichende Priorisierung digitaler Vorhaben. Auch die mangelnde Akzeptanz bei den Mitarbeitenden in den Fach-/ und Funktionsbereichen, unzureichende Interoperabilität vorhandener IT-Systeme und finanzielle Zwänge bilden wichtige Hürden auf dem Weg in eine digitale Zukunft.
Die Nutzung von klassischen digitalen Lösungen insbesondere für administrative Prozesse wie digitale Essensbestellungen oder das digitale Diktat sind inzwischen in vielen Krankenanstalten an der Tagesordnung. Ein Blick auf die gesamte Patient Journey zeigt jedoch, dass das Potenzial innovativer Ansätze in einigen Bereichen längst nicht ausgeschöpft ist. Dazu zählen etwa die Diagnose mit Leistungen wie Telediagnostik, KI-gestützter Befunddiagnostik oder Tele-Konsile, aber auch die elektronische Medikationsunterstützung, etwa zur Unterstützung der Therapietreue.
Österreichische Krankenanstalten stehen hier vor der Herausforderung, mit den steigenden Erwartungen der Patientinnen und Patienten Schritt zu halten. So sollten eine unkomplizierte digitale Aufnahme oder Terminfindung ebenso zum Standard zählen wie die Möglichkeit, über ein Portal mit Vertreterinnen und Vertretern der Krankenanstalt in Kontakt zu treten
Investitionen in Medizintechnik blieben hoch
Die Corona-Pandemie wird das Investitionsverhalten der Krankenanstalten auch in naher Zukunft prägen, das bestätigen die Rückmeldungen der Studienteilnehmer. So plant mehr als die Hälfte der Befragten einen leichten oder starken Anstieg von Investitionen etwa in den Bereichen Labordiagnostik, intensivmedizinisches Equipment und telemedizinische Anwendungen. War bei der Auswahl eines Anbieters oder Geräts in der Medizintechnik in der Vergangenheit hauptsächlich der Service entscheidend, gefolgt von Betriebskosten und Beschaffungspreis, ist im Zuge der weltweiten Lieferprobleme ein neues Kaufkriterium hinzugekommen: die regionale Produktion.
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