Das von Bund und Ländern zur Verfügung gestellte Fördergeld soll in die Digitalisierung von intra- und intersektoralen Versorgungs- und Kommunikationsstrukturen investiert werden.
Krankenhaus-IT-Monitor: Strategischer Anspruch, operatives Korsett
Die Nutzung von Cloud-Diensten entlastet die IT-Abteilung und schafft Freiraum für strategische Projekte
Noch nie war die wirtschaftliche Situation deutscher Kliniken so angespannt wie derzeit. Trotzdem steigen die IT-Ausgaben, auch, weil mit dem Krankenhauszukunftsgesetz neue Anforderungen auf die Häuser zukommen. Wie gut ist der finanzielle – und personelle – Einsatz auf die übergreifenden strategischen Ziele der Kliniken abgestimmt? Und wie stehen die Einrichtungen zu der Option, IT-Services in die Cloud zu verlagern?
Das wollten wir von den Geschäftsführern und IT-Verantwortlichen von 600 deutschen Einrichtungen wissen, die wir im Rahmen des diesjährigen Krankenhaus-IT-Monitors befragt haben.
Erstes und wichtigstes Ergebnis: Neun von zehn Krankenhäusern haben inzwischen eine schriftlich fixierte IT-Strategie. Zwar hat mehr als die Hälfte (57 Prozent) diese auch in die Unternehmensstrategie integriert, doch bei den anderen Häusern ist dies jedoch nicht der Fall. Hier besteht also noch immer großer Nachholbedarf.
IT-Budgets steigen auf mehr als 2 Prozent des Umsatzes
Auffallend ist auch, wie stark die IT-Budgets steigen. Seit unserer ersten Befragung zum IT-Budget im Jahr 2017 haben sich die Ausgabenanteile um knapp 47 Prozent erhöht. Allein im Vergleich zum Vorjahr liegt der Zuwachs bei rund 16 Prozent. Insgesamt werden die Krankenhäuser im laufenden Jahr 2,2 Prozent ihres Umsatzes für IT und Digitalisierung ausgeben. Im OECD-Vergleich (rund 4 Prozent) liegt Deutschland damit auf einem der hinteren Plätze.
Mit rund 40 Prozent bilden laufende operative Kosten wie Lizenzgebühren, Nutzungsgebühren und Zahlungen an Dienstleister aktuell den größten Kostenblock. Knapp ein Drittel der Mittel entfällt aufs Personal .
Hauptgründe für den Ausgabenanstieg sind der zunehmende Digitalisierungsgrad sowie höhere Kosten für Lizenzen und Hardware. Auch das Krankenhauszukunftsgesetz (KHZG) führt zu höheren "regulären" IT-Budgets, weil ein Großteil der Häuser nicht ausreichend Fördermittel erhält, um alle KHZG-Anforderungen fristgerecht umzusetzen. Die IT-Abteilungen müssen also zusätzliche Mittel einplanen.
Im Alltag kaum Kapazität für strategische Projekte
Wie die Rückmeldungen der Befragten zeigen, sind die IT-Abteilungen der Krankenhäuser derzeit noch immer viel zu stark mit operativen Basisaufgaben beschäftigt, als dass sie sich ausreichend der Weiterentwicklung ihrer Unternehmen in strategischen Projekten widmen könnten.
So absorbieren IT-Sicherheit und Service Desk beziehungsweise User Support derzeit die meisten Kapazitäten. Der Ressourcenaufwand von Arbeitsplatzdiensten, dem Betrieb klinischer IT-Systeme, Infrastrukturdiensten und KIS-Betrieb liegt in etwa auf gleicher Höhe. Mehr als die Hälfte der befragten Krankenhäuser denkt vor diesem Hintergrund darüber nach, ihre IT-Dienste in die Cloud zu verlagern. Vorrangiges Ziel ist es, dadurch stabile, verlässliche und effiziente IT-Leistungen bereitstellen zu können. Zudem gilt die Verlagerung als Lösungsansatz gegen den wachsenden Personalmangel. Insbesondere mittelgroße Häuser ziehen eine Verlagerung in Erwägung.
Als besonders geeignet gelten dabei die IT-Systeme der Verwaltung, weil diese nicht unmittelbar kritische medizinische Prozesse unterstützen. Bei den klinischen Systemen ist der Anteil der Häuser, der keinen Cloud-Wechsel erwägt, deutlich größer. Vor allem Pflegedatenmanagement- und weitere Systeme wie LIS und RIS werden aufgrund ihrer Kritikalität als weniger geeignet für eine Verlagerung eingeschätzt.
KHZG: Erst ein Drittel hat mit allen Ausschreibungen begonnen
Auch zum Krankenhauszukunftsgesetz (KHZG) haben wir die Teilnehmer befragt. 80 Prozent haben nach eigenen Angaben bereits mit den Umsetzungsvorbereitungen und Ausschreibungen der KHZG-Vorhaben begonnen. Drei von zehn haben auch Ausschreibungen für alle beantragten Fördertatbestände (FTB) gestartet.
Ein Fünftel der Häuser gab dagegen an, noch keine Projekte ausgeschrieben zu haben. Die meisten möchten damit bis zum vollständigen Erhalt der Fördermittel warten.
Wie die Antworten zeigen, setzt das KHZG die ohnehin stark belasteten IT-Abteilungen zusätzlich unter Druck. Die Pflicht-FTB müssen bis Ende 2024 umgesetzt werden, sonst werden Malus-Zahlungen fällig. Zwei Drittel der befragten Häuser gehen davon aus, nicht alle FTB fristgerecht umsetzen zu können. Fehlende Kapazitäten in der IT werden als größte Hürde zur Umsetzung der KHZG-Vorhaben genannt, außerdem der KHZG bedingte Kapazitätsengpass auf Anbieterseite.
Umso mehr gilt es, zeitnah mit der Umsetzung zu beginnen, um Strafzahlungen zu vermeiden. Wer schnell ist, hat jetzt noch Chancen, geeignete Anbieter zu gewinnen. Weil die IT-Abteilungen der meisten Häuser bereits bei der Aufrechterhaltung des Regelbetriebs an ihre Grenzen stoßen, empfiehlt sich außerdem der Aufbau dezidierter Kapazitäten für das KHZG.
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