Der Gesundheitssektor steht aktuell vor allem aus finanzieller Sicht vor einigen Herausforderungen, weshalb eine digitale Transformation notwendig ist.
Pandemie und Personalmangel bringen Deutschlands Kliniken in Existenznot
Wie unsere aktuelle Krankenhausstudie zeigt, rechnen fast 70 Prozent der Krankenhäuser in diesem Jahr mit einem Defizit
Die wirtschaftliche Situation der deutschen Krankenhäuser hat sich in den vergangenen Monaten weiter zugespitzt. Stagnierende stationäre Fallzahlen, der Wegfall der COVID-19-Ausgleichzahlungen und Erlösausfälle durch Personalmangel sorgen für wachsende Defizite. Neun von zehn Kliniken in öffentlich-rechtlicher Trägerschaft erwarten in diesem Jahr Verluste, über alle Trägerformen hinweg sind es knapp 70 Prozent.
Wie die aktuelle Ausgabe der Krankenhausstudie zeigt, für die wir jährlich die Führungskräfte der 600 größten deutschen Kliniken befragen, gibt die Situation allen Anlass zur Sorge: So rechnen überwältigende 96 Prozent mit einer Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage in den nächsten fünf Jahren – der mit Abstand schlechteste Wert seit Beginn der Studienreihe. Auch die Ausgleichzahlungen des Bundes, mit denen pandemiebedingte Umsatzausfälle und Kostenanstiege kompensiert werden sollten, haben kaum für Entlastung gesorgt: Bei mehr als der Hälfte der Befragten haben die Zahlungen die Mehrkosten schon im vergangenen Jahr kaum gedeckt, im laufenden Jahr ist die Lücke noch größer. Die Folge: Knapp 70 Prozent der Kliniken erwarten in diesem Jahr ein Defizit, bei den Häusern in öffentlich-rechtlicher Trägerschaft sind es sogar 90 Prozent.
Von der Ertrags- in die Liquiditätskrise
Grund für das schlechte wirtschaftliche Abschneiden sind verschiedene Effekte, die die Krankenhäuser in diesem Jahr gleichzeitig und dadurch mit besonderer Härte treffen, etwa der Wegfall der Ausgleichzahlungen des Bundes. Andere Entwicklungen wie der Rückgang der stationären Fallzahlen beschäftigen die Verantwortlichen schon seit einigen Jahren.
Gleichzeitig leiden die Krankenhäuser nach wie vor unter Covid-19-bedingten Krankenständen und Stationsschließungen. Viele Mitarbeitende, insbesondere in der Pflege, haben den Beruf gewechselt oder stehen nach zwei Jahren extremer Mehrbelastung nicht mehr im früheren Umfang zur Verfügung. Aufgrund der Pflegepersonaluntergrenzen-Verordnung können dadurch verfügbare Betten oft nicht belegt werden.
Zusätzlich reißt die seit dem Frühjahr 2022 steigende Inflation immer tiefere Gräben in die Bilanzen, weil sich die Ausfälle kurzfristig kaum kompensieren lassen. Schuld daran ist zum einen die starre Preisbildung über die Landesbasisfallwerte, zum anderen das DRG-System, das Kostensteigerungen erst mit großer zeitlicher Verzögerung abbildet. Hohe tarifliche Lohnsteigerungen, insbesondere beim ärztlichen Dienst, belasten die Kliniken zusätzlich. Die Mehrheit der Befragten rechnet daher im laufenden Jahr mit einem weiteren Rückgang ihrer Liquidität.
Welche Folgen ergeben sich daraus für den deutschen Krankenhausmarkt insgesamt? Die Konsolidierung wird weiter an Dynamik gewinnen. Eine Möglichkeit, sich für die Herausforderungen der Zukunft zu wappnen, ist die Bildung von Verbünden.
Fachkräftemangel und Ambulantisierung gelten als größte Herausforderungen der Zukunft
Neben der wirtschaftlichen Situation bereitet den Führungskräften der Krankenhäuser der Fachkräftemangel immer größere Sorgen. Zu den nach ihren Angaben wichtigsten Themen der nächsten fünf Jahre zählen außerdem die Digitalisierung, die Ambulantisierung sowie der steigende Kosten- und Effizienzdruck. Dass immer mehr Patientinnen und Patienten ambulant statt stationär behandelt werden, bewerten die Befragten ambivalent: Knapp 60 Prozent sehen darin Chance und Risiko, nur 12 Prozent nehmen die Entwicklung als reines Risiko wahr. Für Dreiviertel spielt die Einführung ambulanter Abrechnungssysteme wie der geplanten Hybrid-DRGs dabei eine zentrale Rolle.
Sehen Sie hier unser Video zur Studie an und erfahren Sie mehr Details von unserem Senior Partner Dr. Peter Magunia und Partner Janes Grotelueschen
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