Roland Berger's study 'The Plastic Balancing Act' assesses the readiness of advanced plastic recycling and associated pathways towards plastics circularity
Kunststoff-Recycling: Das neue Gold ausbeuten
Von Oliver Herweg und Dragos Popa
Steigende Volumina und attraktive Margen für Kunststoffrezyklate schaffen neue Geschäftsmöglichkeiten für den Sektor
Kunststoff Die Recyclingquoten und die Qualität der Rezyklate nehmen zu, was auf strengere EU-Vorschriften und neue Recyclingtechnologien zurückzuführen ist. Dies bedeutet eine Fülle von Möglichkeiten für die Akteure der Branche – vorausgesetzt, sie handeln schnell.
Das Recycling von Kunststoff ist eine Win-win-Situation. Es verringert die Emissionen, reduziert den Abfall, senkt die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen, verbessert unsere Umwelt und bietet sowohl Einsparungen als auch Geschäftsmöglichkeiten. Warum wird also nicht mehr recycelt?
Heute werden nur etwa 10% der weltweiten Kunststoffabfälle recycelt. Der Rest wird auf Deponien abgelagert (50%), verbrannt (20%) oder einfach in den Müll geworfen bzw. in der Natur verbrannt (20%). Dies lässt viel Spielraum für eine Steigerung des Recyclingvolumens. In der Europäischen Union hat inzwischen eine Verstärkung begonnen– angetrieben durch zwei neue Dynamiken: (1) die Verschärfung der Vorschriften aufgrund der zunehmenden Sorge der Gesellschaft um die Umwelt und (2) die Entwicklung neuer Technologien, die höhere Erträge beim Recycling ermöglichen.
Roland Berger sieht in den Kunststoffrezyklaten das "neue Gold". In diesem Bericht befassen wir uns mit der neuen Dynamik, die hinter dem Vorstoß in Richtung Recycling steht, und damit, wie Unternehmen den "neuen Goldrausch" nutzen können.
Was bremst die Recyclingraten?
Kunststoffe sind für rund zwei Milliarden Tonnen CO2-Äquivalent an Treibhausgasemissionen pro Jahr verantwortlich, was etwa 4% der weltweiten Gesamtemissionen entspricht. In der EU machen sie 9% der Emissionen aus, da dieser Wirtschaftsraum führend in der Herstellung und Verarbeitung von Kunststoffen ist. Kunststoffabfälle sind ein weiteres großes Problem: Von den in der EU im Jahr 2020 gesammelten Kunststoffabfällen wurden nur etwa 24% recycelt.
EU-Verordnungen zu Recyclingzielen und Sammelsystemen helfen dabei, Emissionen und Kunststoffabfälle zu reduzieren. Heute fallen rund 70% der Kunststoffabfälle unter die EU-Verordnungen zur Verbesserung der Nachhaltigkeit. Aufgrund dieser Vorschriften konnte die Recyclingquote von Verpackungen – der häufigsten Form von Kunststoffabfällen – auf 30% erhöht werden. Doch bis die in der EU-Richtlinie über Verpackungen und Verpackungsabfälle festgelegten Ziele aus dem Jahr 2018 erreicht werden, ist es noch ein weiter Weg. Angestrebt wird ein Ziel von 50% bis 2025 und 55% bis 2030.
Woran liegt es also, dass die Recyclingquote in der EU und in anderen Regionen so niedrig ist? Zu den größten Herausforderungen gehören die Disziplin der Verbraucher, wirksame Sammel- und Rücknahmesysteme oder die Sortierqualität, die im Laufe des Recyclingprozesses zu großen Verlusten führt.
Zeit, die Chancen zu ergreifen
Neben strengeren Vorschriften tragen heute auch neue Technologien dazu bei, diese Herausforderungen zu bewältigen: Neue Sortiersysteme, die Objekterkennung oder digitale Wasserzeichen nutzen, können beispielsweise die Ausbeute und Qualität von Rezyklaten erheblich verbessern. Im weiteren Verlauf der Wertschöpfungskette sorgen fortschrittliche mechanische und chemische Recyclingtechnologien für die erforderlichen Kapazitäten zur Deckung der gestiegenen Nachfrage und ermöglichen die Herstellung von Rezyklaten höherer Qualität. Diese neuen Technologien werden in der Studie ausführlicher behandelt.
Da jedoch die EU-Vorgaben die Recyclingquoten in die Höhe treiben und neue Technologien erst noch eingeführt werden müssen, können die Kapazitäten nur schwer Schritt halten. Um bis 2030 die EU-Recyclingziele – beispielsweise 55 % für Kunststoffverpackungen – bei einer gleichzeitig erwarteten weiteren Zunahme des Plastik-Mülls zu erreichen, müssen die bestehenden Recycling-Volumina um den Faktor 2,5 erhöht werden. In Verbindung mit der Margenprämie, die es auf das als nachhaltig geltende Ausgangsmaterial geben wird, dürfte dies den Marktwert von Kunststoffrezyklaten erheblich steigern.
In der Studie werden die Chancen für die verschiedenen Branchenakteure untersucht, wobei der Schwerpunkt auf der Sicherung von Rohstoffen und der Erschließung neuer Gewinnquellen liegt. Wir betrachten Expansionsstrategien, die in der Regel durch Fusionen und Übernahmen umgesetzt werden, und beschreiben die strategischen Maßnahmen, die erforderlich sind, um das Geschäft voranzutreiben, die Marktposition zu stärken und die Gewinnspannen zu maximieren.
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