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Positive Visionen für das anbrechende KI-Zeitalter
Von Jochen Ditsche
Wie Künstliche Intelligenz unser Berufsleben nicht bedroht, sondern bereichert
Sebastian Haag, Hendrik Abel
Nach Meinung vieler Experten wird Künstliche Intelligenz (KI) in den nächsten Jahrzehnten zu schweren Verschiebungen auf dem Arbeitsmarkt führen. Eine Vielzahl von hochkomplexen Tätigkeiten könnte dann von Maschinen erledigt werden. Für die Gesellschaft als Ganzes birgt das ein enormes Sprengpotenzial. Es sei denn, Politik und Wirtschaft steuern rechtzeitig gegen.
Wer die Diskussionen über Fortschritte im KI-Bereich verfolgt, landet schnell bei den bekannten Schreckensszenarien: Sie beginnen mit Maschinen, die Krankheiten schneller diagnostizieren, bessere Häuser bauen, schönere Sinfonien komponieren. Und sie enden mit Massenarbeitslosigkeit und einer Zunahme der Ungleichheit. Dass KI die Menschen in absehbarer Zeit in nahezu allen Bereichen übertrumpfen wird, gilt in diesen Gedankenspielen als ausgemachte Sache. Die Frage ist oft nur, wann diese Überlegenheit erreicht sein wird: in zwanzig Jahren? Oder doch erst in 120 Jahren?
Egal, wie man zu solchen Überlegungen steht: Dass sie im Bereich des Möglichen liegen, macht es erforderlich, sich auf sie vorzubereiten. Der "Global AI Council" (GAIC) des Weltwirtschaftsforums hat deshalb unter Beteiligung von Roland Berger im April 2020 die Initiative "Positive AI Economic Futures" gestartet. Das ambitionierte Ziel: Positive Visionen für eine Zukunft zu entwerfen, in der KI unser Berufsleben nicht bedroht, sondern bereichert.
Wie der künftige Arbeitsmarkt im Idealfall gestaltet werden sollte, darüber haben sich mehr als 150 weltweit führende Experten und Tech-Vordenker in den zurückliegenden Monaten den Kopf zerbrochen. Sie haben nach Antworten auf die dringlichsten Fragen gesucht: Wie könnten die Berufe der Zukunft aussehen? Wie müssten durch KI generierte Wohlstandsgewinne verteilt werden, damit die gesellschaftliche Ungerechtigkeit nicht zunimmt? Wo stehen Staaten als Regulatoren und Ordnungshüter stärker in der Pflicht, um Monopolisierungstendenzen entgegenzuwirken? Und vor allem: Wie kann die Zusammenarbeit zwischen Menschen und Maschine so organisiert werden, damit die zukünftigen Jobs möglichst sinnstiftend sind.
Der nun vorliegende Report liefert erste Antworten auf diese drängenden Fragen. Er versteht sich als Auftakt und Ideensammlung für eine Debatte über die Zukunft des Arbeitsmarktes, die künftig noch stärker geführt werden muss. Neben positiven Visionen für das anbrechende KI-Zeitalter, beschreiben die Autorinnen und Autoren auch Widerstände und Herausforderungen, die überwunden werden müssen, damit der Arbeitsmarkt in den nächsten Jahrzehnten nicht aus dem Gleichgewicht gerät. Die sechs Positiv-Szenarien im Überblick:
- Ein gerecht verteilter Wohlstand: Die Weltwirtschaft wächst dank der Produktivitätssteigerung durch KI so stark wie noch nie. Die Wohlstandsgewinne werden aber anders als früher gerechter zwischen den Ländern und Gesellschaftsschichten verteilt. Dabei hilft ein neues Steuersystem und eine bessere Absicherung gegen Arbeitslosigkeit.
- Eine Umorientierung der Unternehmen: Die im KI-Bereich führenden Konzerne konzentrieren sich verstärkt auf die Entwicklung von Algorithmen und Systeme, welche weniger auf reine Effizienzgewinne und mehr auf eine tatsächliche Verbesserung des menschlichen Alltags setzen. Dafür werden die Eigentumsstrukturen in Unternehmen angepasst und das Kartellrecht erneuert.
- Flexible Arbeitsmärkte: Durch den technologischen Fortschritt entstehen neue Jobs, die bisher noch nicht existierten. Ermöglicht wird dies durch verbesserte Bildungs- und Umschulungsmaßnahmen, gepaart mit einem sozialen Sicherungsnetz, das durch Automatisierung entstandene Arbeitslosigkeit abmildert.
- Eine humane Künstliche Intelligenz: Die Gesellschaft als Ganzes entscheidet sich dafür, exzessiven Automatisierungstendenzen den Riegel vorzuschieben. Stattdessen liegt der Fokus auf der Entwicklung von Technologien, welche Arbeiterinnen und Arbeitern in ihrer täglichen Arbeit zugutekommt. Wenn erforderlich, wird Automatisierung deshalb besteuert.
- Sinnstiftende Arbeit: Maschinen ersetzen gefährliche, ungesunde oder langweile Tätigkeiten. Flexible, sinnstiftende und produktive Jobs sind hingegen ausschließlich Menschen vorbehalten.
- Stärkung der Zivilgesellschaft: In einer Welt, in der Menschen weniger arbeiten müssen, werden unbezahlte Tätigkeiten wichtiger – zum Beispiel die Arbeit in lokalen Gemeinschaften, Investitionen in die eigene Persönlichkeitsentwicklung oder andere soziale Beschäftigungen. Sie alle werden gezielt gefördert, damit Menschen aus dem Engagement für die Gemeinschaft jenen Sinn beziehen, den früher die Arbeit stiftete.
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