Ranjay Gulati über sinnstiftendes Engagement

Think:Act Magazin "KI neu denken"
Ranjay Gulati über sinnstiftendes Engagement

15. Mai 2024

Drei Fragen an Ranjay Gulati zu den Auswirkungen eines sinnvollen Engagements auf die Firmenleistung

Interview

von Neelima Mahajan 
Illustrationen von Sasan Saldi

Der Strategieexperte Ranjay Gulati erklärt, wie sinnstiftendes Engagement von Unternehmen Leistungspotenziale freisetzt.

1. Wie kann man einen Unternehmenssinn so vermitteln, dass ihn jeder versteht und danach handeln kann?  

Viele Menschen sind in der Vorstellung verhaftet, der Unternehmenssinn wäre das Gleiche wie ein Leitbild. Microsoft-CEO Satya Nadella indes erklärt, dass ein Leitbild nur der Ausgangspunkt für die Erkundung eines Unternehmenszwecks ist. Der schwierigste Schritt: Wie schafft man es, dass sich Mitarbeiter mit diesem "Purpose" identifizieren? Unternehmen wie Unilever trainieren Mitarbeiter, über ihren Lebenssinn nachzudenken, weil sie sich sonst nicht richtig mit dem Unternehmenszweck verbinden können.

Porträtfoto von Ranjay Gulati, mit verschränkten Armen und Blick in die Kamera, vor dem Hintergrund einer grünen Hecke.
Der richtige Ansatz: Ranjay Gulati ist überzeugt, dass Führungskräfte die Wahrnehmung und Umsetzung von Unternehmenszwecken grundlegend verändern müssen.

2. Wie hängen Kultur und Unternehmenssinn zusammen?  

Ranjay Gulati

Ranjay Gulati ist Professor für Betriebswirtschaft an der Harvard Business School. In seinem Buch Deep Purpose erklärt er, warum Unternehmen einen Zweck als "Betriebssystem für das Unternehmen" brauchen.

In diesen ebenso verrückten wie turbulenten Zeiten brauchen Sie Konstanten, um die herum Sie Ihr Unternehmen aufbauen und stärken können. Die Unternehmenskultur bietet Orientierung. Der Firmenzweck ist ihr Polarstern. Beide unterstützen sich gegenseitig. Wenn Sie einen glaubhaften Unternehmenszweck bestimmen wollen, müssen Sie auch an der Firmenkultur arbeiten. Als Lego und Etsy ihre Geschäftsmodelle umgestalteten, besannen sie sich auf ihren Unternehmenszweck und versuchten, diesen neu zu formulieren. Zugleich hinterfragten sie ihre Kultur, ihre Strategien und ihre Organisationsstrukturen.

3. Erkennen Sie, ob ein Unternehmen seinen Zweck ernsthaft verfolgt oder nur so tut?  

Die Welt ist heute sehr transparent, Kunden spüren das. Kein "Purpose" ist besser als eine unglaubwürdige Zweckbestimmung. Organisationen können ein enormes Potenzial freisetzen, wenn sie über eine sinngebende Erzählung verfügen. Mit sogenanntem "Purpose Washing" jedoch kann man sich Schaden zufügen. Zweckbestimmung schafft ökonomischen und sozialen Nutzen, sie erhöht die Produktivität und die Moral der Mitarbeiter. Ein guter Zweck ist auch gut fürs Geschäft.

ÜBER DEN AUTORIN
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Neelima Mahajan
Neelima Mahajan ist Chefredakteurin von Think:Act. Sie hat seit zwei Jahrzehnten als Wirtschaftsjournalistin für verschiedene Publikationen in Indien und China gearbeitet, unter anderem war sie Mitglied des Gründungsteams der indischen Ausgabe des Magazins Forbes. Von 2010 bis 2011 war sie Gaststudentin an der University of California in Berkeley und Stipendiatin der Bill und Melinda Gates Foundation für ein Reportageprojekt über Afrika. Majahans Leidenschaft sind Management-Themen. Sie hat zahlreiche renommierte Managament-Vordenker, Nobelpreisträger und Unternehmenslenker interviewt. 2010 erhielt sie den Polestar Award for Excellence in IT and Business Journalism, einen der renommiertesten Journalistenpreise Indiens.
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