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Recovery delayed – Die europäische Fahrradindustrie im Krisenmodus

Recovery delayed – Die europäische Fahrradindustrie im Krisenmodus

20. Oktober 2024

Die europäische Fahrradindustrie muss sich zukunftsfähig aufstellen

Die Stimmung in der europäischen Fahrradbranche ist schlecht. Nach den Boomjahren 2021/2022 mit exorbitanten Wachstumsraten stecken die Hersteller aufgrund hoher Lagerbestände, gestiegener Kosten und Rabattschlachten in der Krise. Bereits 2023 brach der Absatz von Fahrrädern ohne Motor und E-Bikes in Deutschland um 13 Prozent gegenüber dem Vorjahr ein. Auch wenn die Nachfrage für E-Bikes recht stabil ist, dauert die Markterholung länger als erwartet, und Banken stehen für weitere Kredite nicht mehr bereit. Der anhaltende Druck könnte zu weiteren Insolvenzen führen, wenn die Hersteller nicht umgehend reagieren. In der aktuellen Studie von Roland Berger in Zusammenarbeit mit dem pressedienst-fahrrad wurden von Mitte Juli bis Mitte August 2024 insgesamt 34 Verantwortliche von Fahrradherstellern in DACH zur aktuellen und zukünftigen Entwicklung befragt sowie sechs Geschäftsführer und Brancheninsider interviewt.

E-Bikes bleiben im Trend

2023 wurden in Deutschland insgesamt 2,1 Mio. E-Bikes verkauft. Der Fahrradabsatz in Europa wird mittelfristig bei etwas über 15 Millionen Stück pro Jahr stagnieren, der Markt bleibt aber dennoch intakt.

Neben der anhaltenden Nachfrage nach E-Bikes, die unter anderem durch Leasingmodelle und Steuervergünstigungen angetrieben wird, werden technologische Weiterentwicklungen wie leichtere Akkus mit größerer Reichweite und verbesserte Motorentechnologie die Attraktivität von E-Bikes weiter erhöhen. Hinzu kommen politische Bemühungen, die die Nutzung von Fahrrädern zur Förderung einer nachhaltigen Mobilität und als Teil der Verkehrswende vorantreiben sollen.

King is: Cash und Professionalisierung

Die Befragten sind sich einig: Im laufenden Jahr und 2025 bleibt es für Fahrradhersteller schwierig. Die Konsumlaune ist aufgrund von Unsicherheiten wie die hohe Inflation, schwache Konjunktur und politischen Verwerfungen weiterhin getrübt. Schnelles Handeln ist daher notwendig, damit die Umsätze und Gewinne nicht noch weiter einbrechen. Oberste Priorität hat die Sicherstellung der Liquidität, etwa durch den Abbau von Lagerbeständen und Fixkosten sowie die Optimierung des Working Capital. Ebenso wichtig ist aber auch der Aufbau von professionellen Prozessen und Planungssystemen, um auf Marktveränderungen schneller und flexibler reagieren zu können.

Neben den derzeitigen operativen Herausforderungen, die schnelles und konsequentes Handeln erfordern, muss sich die Branche insgesamt zukunftsfähiger ausrichten, um langfristig erfolgreich zu sein.

Erfolgsfaktoren für resiliente Geschäftsmodelle

  1. Optimierung des Produktportfolios
    Durch die Straffung des Produktportfolios wird die Komplexität bei der Bedarfsplanung, im Einkauf und Produktmanagement reduziert und Working Capital verbessert.
  2. Verringerung von Neuheiten und Kundenzentrierung
    Eine begrenzte Anzahl von Neuheiten entlastet sowohl die Organisation als auch die finanziellen Ressourcen. Insgesamt müssen Hersteller kundenzentrierter arbeiten und das Produktmanagement klar an den Bedürfnissen der Kunden ausrichten.
  3. Reduzierung von Abhängigkeiten
    Eine Diversifizierung der Lieferantenbasis hilft, die Abhängigkeiten von Komponentenherstellern mit großer Marktmacht zu reduzieren und Lieferketten flexibler zu gestalten.
  4. Stärkung der Marke
    Im hochpreisigen Segment der E-Bikes ist eine starke Marke unerlässlich, um sich vom Wettbewerb differenzieren zu können.
  5. Überprüfung der Strategie
    Das veränderte Marktumfeld erfordert auch eine Überprüfung und ggf. Anpassung der Strategie. Sei es mit Blick auf die Vertriebswege (B2B vs. D2C) oder die Markenpositionierung (Anbieter Vollsortiment vs. Nischenanbieter) und Marktabdeckung (lokal, regional, global).

Die Krise kann auch eine Chance sein

Die neue Realität zwingt die Branche zum Handeln. Wenn Hersteller künftig erfolgreich sein wollen, müssen sie insgesamt flexibler werden und schneller auf die neuen Rahmenbedingungen reagieren. Dennoch sind auch interne Optimierungen weiterhin unabdingbar, um in diesen volatilen Zeiten bestehen zu können.

Aber in jedem Fall gilt: Mit der richtigen Strategie kann die aktuelle Krise eine Chance sein!

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Studie

Recovery delayed – Die europäische Fahrradindustrie im Krisenmodus

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Die Stimmung in der europäischen Fahrradbranche ist schlecht. Nach den Boomjahren 2021/2022 mit exorbitanten Wachstumsraten stecken die Hersteller aufgrund hoher Lagerbestände, gestiegener Kosten und Rabattschlachten in der Krise. Bereits 2023 brach der Absatz von Fahrrädern ohne Motor und E-Bikes in Deutschland um 13 Prozent gegenüber dem Vorjahr ein. Auch wenn die Nachfrage für E-Bikes recht stabil ist, dauert die Markterholung länger als erwartet.

Veröffentlicht Oktober 2024. Vorhanden in
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