Für die Roland Berger Krankenhausstudie 2024 wurden Führungskräfte deutscher Kliniken zur wirtschaftlichen Lage ihrer Häuser befragt. Die Studie zeigt, mit welchen Maßnahmen die Befragten der Krise begegnen wollen.
Roland Berger Krankenhaus IT-Monitor 2024
Vernetzung, Kollaboration und Interoperabilität in der Krankenhausversorgung
Der diesjährige Roland Berger Krankenhaus IT-Monitor hat untersucht, wie weit Deutschlands Krankenhäuser bei der Beschaffung und Implementierung von digitalen Patientenportalen sind, welche Telematik-Anwendungen am häufigsten genutzt werden und wie es um den Vernetzungsgrad und die mobile Dokumentation der Kliniken bestellt ist. Dazu wurden im Juli und August 2024 Geschäftsführungen und IT-Leitungen von Krankenhäusern verschiedener Größen in Deutschland befragt.
Jedes zweite Krankenhaus hat aktuell ein Patientenportal beschafft
Eines der wichtigsten Ergebnisse: Mehr als die Hälfte der Kliniken hat bereits ein digitales Patientenportal gemäß Fördertatbestand (FTB) 2 des Krankenhauszukunftsgesetzes (KHZG) beschafft. Bei der Umsetzung des Patientenportals setzt der Großteil der Befragten auf die Expertise spezialisierter Anbieter. Dies reflektiert die zunehmende Abkehr von monolithischen Krankenhausinformationssystemen zugunsten spezialisierter Anbieter für die jeweils gewünschte Funktion (Best-of-Breed).
TI-Lösungen: eRezept, eAU und VSDM werden am meisten genutzt
Im Rahmen der Telematikinfrastruktur (TI) nutzen die befragten Kliniken vor allem Anwendungen wie das elektronische Rezept (eRezept), die elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (eAU) und das Versichertenstammdaten-Management (VSDM). Trotz teilweiser bereits abgelaufener Umsetzungsfristen haben noch nicht alle Häuser alle Funktionen implementiert. Zudem berichten die Befragten auch von niedrigen Nutzungsraten. Gründe hierfür sind nach Angaben unter anderem die Benutzerfreundlichkeit der TI-Lösungen sowie die Kompatibilität mit der bestehenden IT-Infrastruktur.
Bedeutung von Netzwerken nimmt weiter zu
Die Befragung zeigte, dass die Vernetzung zwischen Krankenhäusern zunehmend an Bedeutung gewinnt. Derzeit sind bereits drei von vier Krankenhäusern Teil multizentrischer oder intersektoraler Netzwerke und beteiligen sich unter anderem an digitalen multizentrischen Kollaborationen (beispielsweise virtuelle Tumorkonferenzen und Telekonsile) sowie an Netzwerken zur Schaffung von Daten- und Forschungsinfrastrukturen.
Interoperabilität: Clinical Data Repository als Grundlage
Erst ein Drittel der teilnehmenden Krankenhäuser verwendet derzeit ein Clinical Data Repository (CDR), um klinische Daten aus verschiedenen Quellen zu sammeln, zu speichern und zu verwalten und so eine umfassende Datenbasis für medizinische Analysen und Entscheidungsprozesse bereitzustellen. Dabei zeigt sich, dass große Krankenhäuser CDR-Systeme derzeit mehr als dreimal häufiger nutzen als kleine und mittelgroße Einrichtungen. Aufgrund geringerer personeller und finanzieller Ressourcen sowie der Komplexität der Implementierung sind kleinere Häuser zurückhaltender, während die Notwendigkeit, umfangreiche Datenmengen effizient zu verwalten, die Implementierung in größeren Einrichtungen vorantreibt.
Personalknappheit und fehlende Standards bremsen die Vernetzung
Die befragten Krankenhäuser benennen hohe Kosten für die Programmierung und Beschaffung von Schnittstellen als eine der größten Herausforderungen bei der internen Vernetzung von Systemen und klinischen Einrichtungen. Weil viele Anbieter weiterhin proprietäre Standards verwenden, müssen Schnittstellen entweder teuer erworben oder von Dritten programmiert werden. Insgesamt werden mangelnde Standards – neben Personal- und Zeitmangel – als Ursachen der lückenhaften Vernetzung genannt.
Ganzheitliche Datenstrategien sind auf dem Vormarsch
Während 52 Prozent der befragten Krankenhäuser nach eigenen Angaben über eine ganzheitliche Datenstrategie verfügen, die an der Unternehmens- und Medizinstrategie ausgerichtet ist, verfolgt knapp jede fünfte Klinik eine davon losgelöste Strategie, 29 Prozent haben keine Datenstrategie implementiert. Die Befragung zeigt außerdem, dass aktuell ein gutes Drittel der Einrichtungen eine Data Governance etabliert hat, 64 Prozent haben noch nichts Vergleichbares umgesetzt. Dies ist unter anderem darauf zurückzuführen, dass die Einführung einer solchen Struktur erhebliche personelle und finanzielle Ressourcen erfordert. Zudem verzögert die Priorisierung anderer Projekte häufig die Implementierung.
Mobile Dokumentation: Tablets erobern den Klinikalltag
Fast sieben von zehn der befragten Krankenhäuser geben an, ihre Pflege- und Behandlungsdokumentation bereits mittels Tablets durchzuführen. Der größte Vorteil der Nutzung mobiler Geräte liegt den Angaben der Befragten zufolge darin, dass jederzeit und von jedem Ort aus auf die Daten zugegriffen werden kann. Dies führt zu einer erheblichen Beschleunigung von Prozessen.
Mobile Dokumentation: Apple dominiert
Apple ist der klare Favorit im Bereich der mobilen Dokumentation: Mehr als die Hälfte der befragten Krankenhäuser setzt im Klinikalltag sowohl auf Tablets des US-Herstellers als auch auf iOS-basierte Applikationen.
Digitaler Wandel: Der Handlungsdruck wächst
Um die Chancen der Digitalisierung nutzen und der wachsenden Datenmengen Herr werden zu können, benötigen Krankenhäuser neben einer IT-/Digital-Strategie eine umfassende Datenstrategie. Sie bildet die Grundlage für die effiziente Verwaltung, Nutzung und den Schutz von Daten. Gleichzeitig sollten Krankenhäuser gezielt in IT-Infrastrukturen wie WLAN, Netzwerke und Informationssicherheit investieren, um einen stabilen Systembetrieb zu gewährleisten und IT-Ausfälle sowie Cyberangriffe zu minimieren. Ebenso wichtig ist die gezielte Förderung von Schnittstellen und Interoperabilität, um eine reibungslose Zusammenarbeit zu ermöglichen. Auch die Teilnahme an Kooperationen wird für Krankenhäuser zunehmend bedeutsam, zum einen um Synergien zu nutzen und Wissen zu teilen, aber auch um die sektorenübergreifende Versorgung nachhaltig zu stärken.
Melden Sie sich jetzt an, um die vollständige Studie „Krankenhaus IT-Monitor 2024“ herunterzuladen und erfahren Sie, inwiefern IT-Lösungen die Kommunikation, Vernetzung und Interoperabilität in der Patientenversorgung optimieren. Zusätzlich erhalten Sie regelmäßig News und Updates direkt in Ihre Inbox.