Roland Berger Trend Compendium 2050: Bevölkerung und Gesellschaft

Roland Berger Trend Compendium 2050: Bevölkerung und Gesellschaft

20. Mai 2021

Trend 1 unseres Trend Compendiums 2050 analysiert die globale Bevölkerungsentwicklung, Migration, Werte und Bildung

In Trend 1 unseres Trend Compendiums 2050 befassen wir uns mit der Grundlage aller anderen Megatrends: Bevölkerung und Gesellschaft. Dabei schauen wir sowohl auf die verschiedenen Aspekte der Bevölkerungsentwicklung und Migration als auch auf Werte und Bildung, die Kernelemente der Entwicklung moderner Gesellschaften.

Bevölkerung: Wir werden global mehr und älter und leben urbaner – doch die Dynamik ist weltweit sehr unterschiedlich

Sinkende Geburtenraten in den Entwicklungsländern führen dazu, dass sich das globale Bevölkerungswachstum bis 2050 gegenüber den zurückliegenden Jahrzehnten geringfügig abschwächt. Dennoch wächst die Weltbevölkerung weiterhin stark. 2050 werden mit 9,7 Mrd. fast 2 Mrd. Menschen mehr auf der Erde leben als heute. Dieses Wachstum findet in erster Linie in Entwicklungsländern statt. In der Gesamtheit nimmt die Bevölkerung in den Industrieländern bis 2050 kaum zu, doch gibt es Länder wie die USA, Großbritannien oder Frankreich, die substanziell wachsen, und andere Länder wie Japan und Deutschland, deren Bevölkerung zurückgeht.

Ein Phänomen, das gleichermaßen in Entwicklungsländern wie in Industrieländern zu beobachten ist, ist die Alterung der Gesellschaft. Weltweit wird im Jahr 2050 die Hälfte der Menschheit im Jahr 2050 älter als 36 Jahre sein, heute liegt dieses Medianalter erst bei gut 31 Jahren. Neben den sinkenden Geburtenraten in den Entwicklungsländern wird diese Entwicklung durch die steigende Lebenserwartung getrieben. Auch wenn sich das Medianalter in den Regionen bis 2050 etwas angleicht: Im Durchschnitt wird die Bevölkerung in Entwicklungsländern mit einem Medianalter von knapp 35 Jahren weiterhin deutlich jünger sein als in Industrieländern mit einem Medianalter von 46 Jahren.

Der in der Vergangenheit beobachtbare Trend zur Verstädterung wird auch in den nächsten Jahrzehnten anhalten. Bereits heute leben 55% der Weltbevölkerung in Städten, der Anteil wird bis 2050 auf 68% ansteigen. In Afrika und Asien wächst der Urbanisierungsgrad besonders stark, in Afrika von rund 44% heute auf 59% im Jahr 2050, in Asien von 51% auf 66%. Selbst Riesenstädte wie Delhi, Shanghai oder Mexico City wachsen weiter. Im Jahr 2035 wird es weltweit neun Städte geben, sechs davon in Asien, in denen mehr als 25 Mio. Menschen leben – angeführt von Delhi mit mehr als 43 Mio. Einwohnern.

Migration: Menschen wandern innerhalb und zwischen Ländern – freiwillig und erzwungen

Aktuell leben weltweit über 320 Mio. Menschen in Ländern, in denen sie nicht geboren wurden, oder haben innerhalb ihres eigenen Landes ihren angestammten Wohnort aufgegeben. Viele Migranten suchen Arbeit oder Bildung in den Ländern, in die sie auswandern. Wesentliche Anziehungspunkte sind hier die wohlhabenden Staaten in Europa und Nordamerika. Andere Menschen fliehen vor Verfolgung, Kriegen oder Naturkatastrophen. Fast drei Viertel hiervon sucht Schutz in Nachbarländern ihres Heimatlandes.

Mit knapp 18 Mio. Menschen kommen global die meisten Auswanderer aus Indien, es folgen Mexiko, China, Russland und Syrien. Die USA beherbergen mit rund 51 Mio. Menschen mit Abstand die meisten Migranten weltweit vor Deutschland, Saudi-Arabien, Russland und Großbritannien. Der Anteil an der Gesamtbevölkerung ist allerdings in anderen Ländern weit höher. Katar steht hier mit rund 79% an der Spitze, vier weitere Länder aus dem Nahen Osten und Luxemburg folgen auf den weiteren Plätzen. In diesen Ländern stellen Migranten den Großteil der Arbeitskräfte.

Perspektivisch wird erwartet, dass auch weiterhin eine große Zahl von Menschen ihre Heimat verlassen wird und vor allem in prosperierende und sichere Länder wandert. Durch die Erderwärmung und ihre Folgen rechnen Experten mit einem zusätzlichen Schub von vielen Millionen Klimaflüchtlingen, die Schätzungen reichen bis zu einer Milliarde im Jahr 2050.

Werte: In unseren zunehmend diversen Gesellschaften ein komplexes Thema – doch grundlegend für unser Zusammenleben

Sich an Werten zu orientieren, ist eine Gemeinsamkeit aller modernen Gesellschaften. Gleichzeitig nimmt die Komplexität innerhalb moderner Gesellschaften zu. Das führt zu einer wachsenden Herausforderung bei der Festlegung und Durchsetzung sowohl formeller wie informeller Normen.

Einen Meilenstein bei den Anstrengungen, die globale Entwicklung wertebasiert voranzutreiben, stellen die UN Sustainable Development Goals 2030 dar. Sie formulieren als Zielbild, dass alle Menschen an wesentlichen Aspekten des Zusammenlebens und einer nachhaltigen Existenz teilhaben sollen.

Ein wichtiger Aspekt ist dabei die Gleichheit der Geschlechter. Nach wie vor besteht großer Nachholbedarf bei der Partizipation von Frauen an Führungspositionen in Wirtschaft und Politik. Im Management – in Unternehmen und Verwaltung – hat der Anteil von Frauen in den letzten beiden Jahrzehnten global über alle Ebenen nur von 25% auf 28% zugenommen. In den nationalen Parlamenten stieg der Anteil von 11% im Jahr 1995 auf 25% im Jahr 2020, doch gerade Industrieländer hinken bei der Erhöhung des Frauenanteils hinterher.

Bildung: Immer mehr Menschen bekommen Zugang zu guter Bildung – individuell der Schlüssel zu sozialem Aufstieg, volkswirtschaftlich ein Wachstumstreiber

Die Corona-Pandemie hat weltweit zur temporären Schließung von Schulen geführt und somit einen großen Verlust an Schulbildung verursacht. Mittel- und langfristig wird dennoch der Trend zu immer besserer Bildung fortschreiten. Das Entscheidende dabei: Die Länge der Schulbildung korreliert mit dem wirtschaftlichen Reichtum eines Landes – ein klares Indiz, dass sich Investitionen in Bildung auszahlen. Indien zeigt bis 2050 eine besonders starke Dynamik und wird die Zahl der Studierten innerhalb der Gruppe der 30-34-jährigen auf mehr als 38 Mio. gegenüber 2020 fast verdoppeln.

Wie Unternehmen Megatrends nutzen können

Das starke Bevölkerungswachstum von Ländern in Afrika, Asien und Lateinamerika macht diese Märkte attraktiv für Unternehmen, die neue Absatzchancen suchen oder das große Angebot an Arbeitskräften für den Aufbau neuer Produktionsstätten nutzen möchten. Dies gilt besonders für Unternehmen in Industrieländern, in denen die Gesellschaft stark altert und ein Mangel an Arbeitskräften droht. Alternde Gesellschaften können aber auch eine Chance sein, denn ältere Menschen konsumieren überproportional und besitzen aufgrund von Ersparnissen oftmals eine beträchtliche Kaufkraft. Für Unternehmen kommt es darauf an, sich auf die Bedürfnisse älterer Kunden, aber auch einer älteren Belegschaft einzustellen.

Durch die Einstellung qualifizierter Migranten können Unternehmen Knappheiten auf dem heimischen Arbeitsmarkt überwinden. Dazu ist es notwendig, sich international als attraktiver Arbeitgeber zu positionieren. Neue Arbeitskräfte aus dem Ausland bringen zudem neue Perspektiven in das Unternehmen. Das gilt für Diversität generell: Teams mit unterschiedlicher Zusammensetzung erzielen häufig bessere Ergebnisse, entwickeln Innovationen und ziehen weitere Talente an.

Die weltweit immer bessere Bildung begünstigt Unternehmen nicht nur in ihren Heimatmärkten, sondern auch an ihren internationalen Standorten. Dadurch ergeben sich auch Möglichkeiten für neue Standorte, an denen es bislang an qualifiziertem Personal mangelte. Ein weiterer Bildungsfortschritt kann durch digitale Lösungen erzielt werden. Diese können Unternehmen zum Beispiel für die Weiterbildung ihrer Mitarbeiter und die Schulung von Anwendern ihrer Produkte nutzen. Schließlich eröffnen sich durch digitale Lösungen für im Bildungsmarkt tätige Unternehmen enorme Chancen, ihren Markt zu erweitern und ihr Know-how schnell und effizient an ihre Kunden zu verbreiten.

Studie

Roland Berger Trend Compendium 2050: Bevölkerung und Gesellschaft

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In Trend 1 of our Trend Compendium we are dealing with the basis of all other megatrends: population and society.

Veröffentlicht Mai 2021. Vorhanden in
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