Roland Berger Trendkompendium 2050: Bevölkerung und Gesellschaft

Roland Berger Trendkompendium 2050: Bevölkerung und Gesellschaft

6. Dezember 2023

Trend 1 unseres Trend Compendium 2050 befasst sich mit globalen Bevölkerungsdynamiken, Migrationsmustern, Bildungs- und Arbeitsmarkttrends sowie Werten

Trend 1 des Roland Berger Trend Compendium 2050 befasst sich mit denjenigen Elementen, die allen anderen Megatrends zugrunde liegen: Bevölkerung und Gesellschaft. In diesem Abschnitt untersuchen wir die relevantesten Aspekte der Bevölkerungsdynamik und der Migration sowie von Bildung, Arbeit und Werten, die grundlegende Komponenten für die Entwicklung der heutigen Gesellschaften sind.

Crowd of people on the street

Bevölkerung: Die Weltbevölkerung wächst weiter und wird älter und urbaner - mit unterschiedlichen Entwicklungen in den einzelnen Regionen

Der Geburtenrückgang in den Entwicklungsländern wird das Wachstum der Weltbevölkerung bis 2050 leicht verlangsamen, doch die Weltbevölkerung bleibt auf einem starken Wachstumspfad. Im Jahr 2050 werden fast 9,7 Milliarden Menschen auf der Erde leben, was einem Anstieg von knapp 2 Milliarden gegenüber heute entspricht. Dieses Wachstum findet vor allem in den Entwicklungsländern statt. Die Gesamtbevölkerung in den Industrienationen nimmt bis 2050 kaum zu. In einigen Industrieländern wie den USA, dem Vereinigten Königreich und Frankreich wächst die Bevölkerung, während sie in anderen Ländern wie Japan und Deutschland zurückgeht.

Die Unterschiede im Bevölkerungswachstum zwischen Industrie- und Entwicklungsländern führen dazu, dass im Jahr 2050 etwa 87 % der Weltbevölkerung in Entwicklungsländern leben werden.

Ein Phänomen, das sowohl in Entwicklungs- als auch in Industrieländern zu beobachten ist, ist die Alterung unserer Gesellschaft. Im Jahr 2050 wird die Hälfte der Weltbevölkerung älter als 36 Jahre sein, verglichen mit knapp über 31 Jahren heute. Diese Verschiebung ist auf sinkende Geburtenraten in den Entwicklungsländern und die gestiegene Lebenserwartung zurückzuführen. Dennoch werden die Entwicklungsländer mit einem Durchschnittsalter von unter 35 Jahren deutlich jünger bleiben als die Industrieländer, wo das Durchschnittsalter 2050 bei 46 Jahren liegen wird.

Der Trend zur Verstädterung, der in den letzten Jahren zu beobachten war, wird auch in den kommenden Jahrzehnten anhalten. Derzeit leben 56% der Weltbevölkerung in Städten, eine Zahl, die bis 2050 auf 68% ansteigen wird. Der stärkste Anstieg des Urbanisierungsgrades wird für Afrika und Asien prognostiziert, wo der Anteil von heute 44% auf 59% beziehungsweise von 51% auf 66% im Jahr 2050 steigen wird. Megastädte wie Delhi, Shanghai und Mexiko-Stadt wachsen weiter. Im Jahr 2035 wird es weltweit 48 Megastädte mit mehr als 10 Millionen Einwohnern geben. Neun der fünfzehn größten städtischen Ballungsräume werden in Asien liegen, wobei Delhi mit mehr als 43 Millionen Einwohnern die Liste anführen wird.

Migration: Menschen bewegen sich über Grenzen hinweg und innerhalb von ihnen – aus freien Stücken oder aus Not

Derzeit leben über 320 Millionen Menschen außerhalb ihres Herkunftslandes oder haben ihren Wohnsitz im Heimatland aufgegeben. Migration hat viele Gesichter: Ein großer Teil der Migranten sucht in fremden Ländern, insbesondere in den wohlhabenden Regionen Europas und Nordamerikas, nach Beschäftigungs- und Bildungsmöglichkeiten. Gleichzeitig ist ein beträchtlicher Teil der Migranten gezwungen, vor Verfolgung, Konflikten oder Naturkatastrophen zu fliehen. Fast drei Viertel von ihnen suchen in benachbarten Ländern Schutz.

Dies ist auch der Grund dafür, dass die Region Nordafrika und Westasien derzeit zu den Regionen mit den höchsten Migrantenbeständen zählt. Betrachtet man die Migration innerhalb einer Region, so wird die Region nur von Europa und Nordamerika in Bezug auf den Bestand an internationalen Migranten übertroffen. Bei der Migration zwischen Regionen sind Nordafrika und Westasien das Hauptziel der Migranten. Das liegt nicht zuletzt an den zahlreichen Konflikten, Hungersnöten und der Armut, die immer wieder den Süden Afrikas und Zentralasien heimsuchen und die Menschen zwingen, ihre Region in Richtung nahe gelegener Regionen zu verlassen.

Mit Blick auf die Zukunft ist zu erwarten, dass sich der globale Migrationsdruck verstärken wird. Insgesamt wird prognostiziert, dass bis 2050 etwa 62,5 Millionen interregionale Migranten auf Nettobasis ihre Herkunftsregion verlassen werden. Die meisten dieser Auswanderer stammen vom asiatischen Kontinent. Darüber hinaus wird für Afrika und Lateinamerika mit einer Nettoabwanderung gerechnet. Die bevorzugten Zielländer liegen nach wie vor in Nordamerika und Europa. Prognosen gehen davon aus, dass bis 2050 etwa 36 Millionen bzw. 23 Millionen Nettozuwanderer kommen werden. Darüber hinaus erwarten Experten einen starken Anstieg der Klimaflüchtlinge aufgrund der globalen Erwärmung und ihrer Folgen.

Bildung und Arbeit: Immer mehr Menschen erhalten Zugang zu guter Bildung, was ihre Chancen auf gute Arbeit und Wohlstand erhöht

Seit Jahren steigt das Bildungsniveau der Erwachsenen stetig an. Im Jahr 1990 hatten nur 41% aller Erwachsenen weltweit einen Sekundarschulabschluss als höchsten Bildungsabschluss, doch bis 2020 hat sich diese Zahl auf 51% erhöht. Gleichzeitig ist der Anteil der Personen mit niedriger oder gar keiner Qualifikation im gleichen Zeitraum deutlich zurückgegangen. Außerdem hat sich der Prozentsatz der Personen, die einen postsekundären Abschluss haben, verdoppelt. Es wird davon ausgegangen, dass sich das globale Bildungsniveau in Zukunft weiter verbessert. Experten schätzen, dass im Jahr 2050 weltweit jeder vierte Erwachsene einen postsekundären Abschluss haben wird, während die Zahl der Erwachsenen ohne jegliche formale Bildung auf 6% schrumpfen dürfte.

Sowohl die Dauer der Schulzeit als auch die Qualität der Bildung stehen im Zusammenhang mit dem wirtschaftlichen Wohlstand eines Landes und dem künftigen Einkommen von Individuen – ein überzeugender Beweis für den Wert von Bildungsinvestitionen.

Der Anstieg des Bildungsniveaus hat auch Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt, was durch verschiedene Studien dokumentiert wird. Es liegt auf der Hand, dass Personen mit einer soliden Bildungsgrundlage seltener von Arbeitslosigkeit betroffen sind. Dies ist vor allem im Hinblick auf die demografische Entwicklung von entscheidender Bedeutung. Viele westliche Länder sowie China und Brasilien müssen bis 2050 mit einem Rückgang der Erwerbsbevölkerung rechnen. Umgekehrt erleben Länder wie Indien und Nigeria einen Zuwachs an Arbeitskräften in ihren Arbeitsmärkten.

Des Weiteren hat sich der Produktivitätszuwachs der Arbeitnehmer in den letzten Jahren verlangsamt. Ein Hoffnungsschimmer, der neuen Schwung in die Produktivität bringen könnte, liegt in der weit verbreiteten Einführung von künstlicher Intelligenz (KI). Mehrere Studien deuten darauf hin, dass KI einen erheblichen Einfluss auf die Produktivität haben wird und dadurch möglicherweise ganze Berufszweige aus dem Gleichgewicht bringt. Dies unterstreicht das transformative Potenzial der KI für die Dynamik der Arbeitnehmerschaft.

Werte: In unserer vielfältigen Welt eine komplexe Angelegenheit, die für unseren gemeinsamen Weg unerlässlich ist

Eine Gemeinsamkeit von heutigen Gesellschaften ist ihre Ausrichtung an Werten. Gleichzeitig werden moderne Gesellschaften immer komplexer. Dies führt dazu, dass es immer schwieriger wird, einen Konsens über Werte und die Einhaltung formeller und informeller Normen zu erreichen.

Die UN-Nachhaltigkeitsziele für 2030 sind ein entscheidender Meilenstein auf dem Weg zu einer globalen Entwicklung, die sich an wertebasierten Prinzipien orientiert. Im Kern formulieren diese Ziele eine kollektive Vision für ein nachhaltiges Zusammenleben für alle Menschen.

Die Gleichstellung der Geschlechter ist ein entscheidender Aspekt dieses Unterfangens. Erhebliche Fortschritte sind nach wie vor notwendig, um die Vertretung von Frauen in Führungspositionen sowohl in Unternehmen als auch in der Politik zu verbessern. In den letzten zwei Jahrzehnten hat sich der weltweite Anteil von Frauen in Führungspositionen in Unternehmen und in der öffentlichen Verwaltung nur geringfügig erhöht - von 25% auf 28%. In den nationalen Parlamenten ist der Anteil der Frauen von 11% im Jahr 1995 auf 26% im Jahr 2023 gestiegen.

Wie Unternehmen die Megatrends nutzen können

Um den Herausforderungen eines schrumpfenden Talentpools zu begegnen, sollten Unternehmen eine umfassende Bedarfsanalyse durchführen, um festzustellen, in welchen Bereichen welche Qualifikationen am dringendsten benötigt werden. Um diese Lücken zu schließen, können Unternehmen Schulungsprogramme einführen, um ungelernte Mitarbeiter mit relevanten Fähigkeiten auszustatten und die Produktivität der vorhandenen Spezialisten zu steigern. Darüber hinaus haben Unternehmen die Möglichkeit, auf externes Know-how zurückzugreifen oder bestimmte Funktionen auszulagern, um sich auf ihre wertschöpfenden Kernkompetenzen zu konzentrieren. Die Integration von KI, Robotik und Automatisierung kann eine wertvolle Unterstützung bei der Schließung bestehender Qualifikationslücken sein, auch wenn eine kontinuierliche Schulung der vorhandenen Arbeitskräfte erforderlich sein kann, um diese technologischen Entwicklungen voll auszuschöpfen.

Insbesondere die Fortschritte in der künstlichen Intelligenz bieten eine vielversprechende Lösung zur Überbrückung von Qualifikationslücken, vor allem bei Wissensarbeitern. Unternehmen sollten eine Kultur des ständigen Lernens und der Anpassungsfähigkeit fördern und ihre Mitarbeiter dazu motivieren, KI-Technologien anzunehmen und sich an die sich entwickelnden Geschäftsumgebungen anzupassen, anstatt sich diesen innovativen Hilfsmitteln zu verweigern.

Die demografische Dynamik und der anhaltende Urbanisierungstrend verändern Verbraucherprofile und Zielmärkte. Unternehmen können auf diesen Wandel reagieren, indem sie die Expansion auf neue Märkte wagen. Das Erschließen von Märkten, die sich durch ein stetiges Bevölkerungswachstum und eine robuste Kaufkraft auszeichnen, kann eine erfolgreiche Strategie sein, um nicht nur Talente anzuziehen, sondern auch den globalen Marktanteil zu vergrößern. Angesichts der Tatsache, dass die potenzielle Kundschaft in vielen Regionen altert, sollten die Unternehmen zudem die aktuellen und künftigen Bedürfnisse ihrer Kunden im Blick behalten.

In Vorbereitung auf den zu erwartenden Anstieg des Migrationsdrucks, sollten sich Unternehmen proaktiv auf die sprachliche und kulturelle Vielfalt ihrer Belegschaft und ihres Kundenstamms einstellen. Dazu gehört die Bereitstellung mehrsprachiger Unterstützung und Kommunikation, um ein breites Spektrum an Bedürfnissen abzudecken. Durch die Formulierung einer umfassenden Strategie zur Rekrutierung einer vielfältigen Belegschaft, zu der auch die Einrichtung internationaler Austauschprogramme innerhalb des Unternehmens gehören kann, können Unternehmen diesen Trend nutzen, um die Fachkräftelücke zu schließen und ein vielfältigeres Umfeld zu schaffen. Außerdem können sie sich einen neuen und vielfältigen Kundenstamm erschließen, indem sie ihre Marketing- und Produktstrategien entsprechend anpassen.

In Anbetracht der sich ändernden Anforderungen und Erwartungen der Stakeholder in Bezug auf Diversity, Equity und Inclusion (DEI) ist es für Unternehmen unerlässlich, die Transparenz in der Berichterstattung zu erhöhen. Dazu gehört, dass sie ihre Initiativen und Fortschritte im Bereich der DEI-Grundsätze (und auch der ESG-Grundsätze) wirksam kommunizieren. Um ihr Engagement für diese Belange zu unterstreichen und die Beziehungen zu stärken, sollten die Unternehmen proaktiv mit den Stakeholdern in Kontakt treten und sie um ihr Feedback und ihre Erkenntnisse bitten.

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Studie

Roland Berger Trendkompendium 2050: Bevölkerung und Gesellschaft

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Das Roland Berger Trend Compendium 2050 behandelt sechs Megatrends, die die Welt bis 2050 prägen werden.

Veröffentlicht Dezember 2023. Vorhanden in
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