Roland Berger Trend Compendium 2050: Umwelt & Ressourcen

Roland Berger Trend Compendium 2050: Umwelt & Ressourcen

5. Juli 2024

Trend 3 unseres Trendkompendiums 2050 analysiert Klimawandel und Umweltverschmutzung, biologische Vielfalt, Wasser sowie Ressourcen und Rohstoffe

In Trend 3 unseres Trendkompendiums 2050 behandeln wir einen besonders drängenden Megatrend: Umwelt & Ressourcen. Wir beleuchten den Klimawandel und unterschiedliche Aspekte der Umweltverschmutzung, die Bedrohung durch eine abnehmende Artenvielfalt, die Herausforderungen rund um das Thema Wasser und die Problematik knapper Ressourcen und Rohstoffen.

Klimawandel & Umweltverschmutzung: Zahlreiche Pläne und Anstrengungen fokussieren zu recht auf die Eindämmung der globalen Erwärmung. Doch auch die Verschmutzung von Luft, Land und Wasser bedroht die Menschheit

Das Ziel, die globale Erwärmung im Vergleich zum vorindustriellen Niveau auf maximal 2 °C zu begrenzen, stellt eine große Herausforderung dar. Das 2015 ausgehandelte Pariser Abkommen soll sicherstellen, dass die globalen Treibhausgasemissionen so bald wie möglich ihren Höhepunkt erreichen und dass sich Emissionen und ihr Abbau in der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts die Waage halten: Ziel sind Netto-Null-Emissionen bis 2050. Dabei hat die CO₂-Konzentration aktuell den höchsten Stand seit vielen Millionen Jahren erreicht.

Historisch gesehen gehören die Länder, die sich früh industrialisiert haben, zu den größten Verursachern von Emissionen – aber in den letzten Jahrzehnten haben andere Länder nachgezogen und heute ist eine Handvoll Länder für den größten Anteil der Emissionen verantwortlich. Um bis 2050 Netto-Null-Emissionen zu erreichen, sind ein drastisch erhöhter Einsatz erneuerbarer Energien, Elektrifizierung, eine höhere Energieeffizienz und die Nutzung und Speicherung von Treibhausgasen erforderlich.

Der Temperaturanstieg ist nicht das einzige Problem von globaler Tragweite: Umweltbedrohungen wie die vielen Formen der Verschmutzung stellen eine alarmierende globale Belastung für unsere Gesundheit, unsere Wirtschaft und die Natur dar. Luftverschmutzung zum Beispiel ist ein universelles Problem – 99% der Weltbevölkerung leben unter Bedingungen, die gegen die WHO-Luftqualitätsstandards verstoßen.

Andere Formen der Verschmutzung wie Wasser- und Bodenverschmutzung haben negative Auswirkungen auf die Qualität unserer Lebensmittel und unseres Trinkwassers. Plastik, die langjährige Erfolgsgeschichte des vergangenen Jahrhunderts, wird uns und unserem Planeten zum Verhängnis, da immer kleinere Partikel scheinbar überall gefunden werden – in Tieren, Ozeanen, Böden und in der Luft. Selbst wenn wir heute aufhören würden, Kunststoff in unsere Umwelt einzubringen, wird uns das Erbe von acht Milliarden Tonnen, die in den letzten sieben Jahrzehnten produziert wurden, noch sehr lange erhalten bleiben.

Biologische Vielfalt: Alles hängt zusammen, und wir müssen verstehen, was dies bedeutet

Während der Klimawandel und die Dekarbonisierung seit Langem die Schlagzeilen beherrschen, hat ein anderes Thema erst in den letzten Jahren eine ähnliche Bedeutung erlangt: die biologische Vielfalt. Für das Leben auf der Erde ist sie unerlässlich. Unterschieden wird zwischen Ökosystem-, Arten- und genetischer Biodiversität – alle drei Bereiche sind eng miteinander verknüpft.

Ökologen und andere Umweltexperten betonen seit Langem, dass die Erde aus einer Reihe miteinander verbundener Ökosysteme besteht, die durch menschliche Aktivitäten bedroht sind. Alle Arten leben unter bestimmten Bedingungen, die insbesondere vom Klima geprägt sind. Doch der Klimawandel ist nur ein zusätzlicher Stressfaktor, wenn es um gefährdete Ökosysteme geht. Veränderungen der Land- und Meeresnutzung, direkte Ausbeutung, Verschmutzung und die Ausbreitung nicht-heimischer Arten sind weitere Ursachen für den Verlust der biologischen Vielfalt.

Der Mensch trägt weiterhin zur Erosion der Ökosysteme und zum Rückgang der Artenvielfalt bei. In den letzten zwei Jahrzehnten hat sich die Zahl der als bedroht eingestuften Arten mehr als verdreifacht.

Eng verbunden mit der biologischen Vielfalt von Ökosystemen und Arten ist die genetische Vielfalt – die genetische Variabilität innerhalb und zwischen Populationen von Arten. Eine hohe genetische Vielfalt bietet Widerstandskraft gegen abrupte Veränderungen und ermöglicht es Arten und Ökosystemen, sich anzupassen, z. B. an ein verändertes Klima oder aufkommende Krankheiten. Wenn Ökosysteme zerstört werden und die Zahl der Arten stark zurückgeht, gerät die genetische Vielfalt unter Druck.

Wir werden uns immer stärker bewusst, dass unsere Ökosysteme geschützt und wiederhergestellt werden müssen. Im Jahr 2022 endete die globale Konferenz zur Biodiversität – COP15 – mit einer wichtigen Vereinbarung zur biologischen Vielfalt. Das Kunming-Montreal Global Biodiversity Framework (KMGBF) enthält nicht nur ehrgeizige Ziele zur Bekämpfung des Biodiversitätsverlustes, sondern auch Pläne zur Wiederherstellung von Ökosystemen und zum Schutz der Rechte indigener Völker. Insgesamt umfasst es vier Hauptziele und 23 Einzelziele. Das bekannteste ist das 30x30-Ziel, das darauf abzielt, bis 2030 30 % der Land- und Meeresökosysteme unter Schutz zu stellen.

Wasser: Es braucht globale Anstrengungen, um die Verfügbarkeit unserer Lebensgrundlage zu sichern

Süßwasser – lebenswichtig zum Trinken, zur Nahrungsmittel- und Energieerzeugung und für andere Prozesse – ist ein kostbares Gut. Nur 3 % des weltweiten Wassers sind Süßwasser – und nur 1 % davon ist als Trinkwasser verfügbar. Millionen von Menschen haben immer noch keinen Zugang zu sicherem Trinkwasser, obwohl sich die Situation in den letzten Jahrzehnten verbessert hat.

Wasser und Klimawandel sind untrennbar miteinander verbunden: Extreme Wetterereignisse verschärfen die Probleme der Wasserversorgung. Für Unternehmen kann sich Wasserknappheit nachteilig auswirken und die Beschaffung von Rohstoffen, Produktionsverfahren und den Transport beeinträchtigen.

Die Nachfrage nach Wasser wird in den nächsten Jahrzehnten aufgrund des Bevölkerungswachstums und des Strebens nach Wohlstand weiter steigen. Eine Störung des Wasserkreislaufs führt zu Wasserstress mit tiefgreifenden Folgen. Wasserknappheit verursacht nicht nur menschliches Leid, sondern ist auch in Form von BIP-Verlusten quantifizierbar.

Um die Effizienz der Wassernutzung zu steigern, können viele Länder mehr tun, doch Investitionen in eine bessere Wasserversorgung rechnen sich. In Entwicklungs- und Schwellenländern müssten 200-300 Mrd. US-Dollar pro Jahr aufgebracht werden, um bis 2030 Zugang zu sauberem Wasser, Sanitäranlagen und Hygiene herzustellen. Ein wichtiger Hebel wäre die Einführung eines Preises für Wasser, der die externen Kosten des Wasserverbrauchs (wie die Belastung der Umwelt) umfasst.

Ressourcen & Rohstoffe: Ihre Menge und der Zugang zu ihnen sind begrenzt und wir müssen daher nachhaltig mit ihnen umgehen

Neben Wasser hängt die nachhaltige Entwicklung der Welt von der Bereitstellung von Nahrungsmitteln, Rohstoffen und Energieressourcen ab.

Fast die Hälfte der bewohnbaren Fläche der Erde wird für landwirtschaftliche Zwecke genutzt – der größte Teil davon für die Viehzucht. Bis 2050 wird die Nachfrage nach Lebensmitteln voraussichtlich erheblich steigen und es sind Maßnahmen erforderlich, um eine wachsende Bevölkerung zu ernähren. Dazu gehört eine Umstellung unserer Ernährung auf mehr pflanzliche Lebensmittel. Weltweit wird die Nachfrage nach Fleisch jedoch erst 2070 ihren Höhepunkt erreichen. Konzepte der Kreislaufwirtschaft können auf den Lebensmittelsektor angewandt werden, um die Treibhausgasemissionen und die Lebensmittelverschwendung zu verringern.

Rohstoffe, insbesondere Metalle und Mineralien, spielen eine wichtige Rolle bei der Transformation der Wirtschaft. Die Rohstoffvorkommen sind sehr ungleichmäßig über die Welt verteilt. Einige Länder verfügen über einen großen Anteil an Rohstoffen, die für Produktionsprozesse und Endprodukte relevant sind. So ist zum Beispiel China reich an Seltenen Erden. Diese Stoffe werden vor allem in Elektrofahrzeugen und Windkraftanlagen benötigt.

Der Übergang zu einem nachhaltigeren Energiesystem erfordert eine Dekarbonisierung durch den Ausbau erneuerbarer Energiequellen und die Verbesserung der Energieeffizienz. In den letzten Jahrzehnten sind die Energiepreise für erneuerbare Energien, z. B. in Form von Wind- und Solarstrom, gesunken und sind nun wettbewerbsfähig mit den Preisen für fossile Brennstoffe, wodurch Anreize geschaffen werden, die Energiewende zu beschleunigen. Weitere technologische Innovationen sind erforderlich, um diese neue Energielandschaft zu unterstützen, insbesondere im Hinblick auf die Energiespeicherung.

Einige Rohstoffe eignen sich hervorragend für eine Umstellung von linearen auf zirkuläre Produktionsprozesse. Das Konzept der Kreislaufwirtschaft, das auf den vier Rs (Reuse, Repair, Remanufacture, Recycling) basiert, verspricht ein regenerativeres, weniger verschwenderisches Wirtschaftssystem für die Zukunft. Wenn die Grundsätze der Kreislaufwirtschaft auf die Produktion und den Verbrauch von Lebensmitteln ausgedehnt werden, können zudem die Herausforderungen in Bezug auf den künftigen Lebensmittelbedarf, die erforderliche Flächennutzung und die entstehenden Emissionen bewältigt werden.

Wie Unternehmen von Megatrends profitieren können

Es gibt viele Hebel für Unternehmen, mit Megatrends im Umwelt- und Ressourcenbereich nicht nur umzugehen, sondern von ihnen sogar zu profitieren.

Da sich der Klimawandel auf das Geschäftsmodell jedes Unternehmens auswirkt – beispielsweise durch veränderte Regeln oder extreme Wetterereignisse – müssen Unternehmen ihre Wertschöpfungskette, ihren Produkt-Markt-Mix und ihr Ertragsmodell im Hinblick auf mögliche Auswirkungen überprüfen und Lösungen für Prozesse und Produkte entwickeln. Die Umweltverschmutzung beeinflusst essenzielle Faktoren von Unternehmen: von Wasser und Böden bis hin zur Arbeitsumgebung ihrer Mitarbeiter. Unternehmen müssen den negativen Einfluss von Verschmutzung minimieren.

Im Zusammenhang mit abnehmender Biodiversität können Unternehmen damit konfrontiert sein, dass sie weniger Leistungen aus der natürlichen Umwelt beziehen können, dass die Regulierung strenger wird und dass ihre Reputation bedroht ist, wenn sie selbst zu einer abnehmenden Biodiversität beitragen. Unternehmen müssen möglichen Risiken begegnen und daher ihre Prozesse und Organisation anpassen.

Wasser ist eine essenzielle Ressource für Unternehmen. Um die Wasserversorgung zu sichern, sollten Unternehmen ihren Verbrauch optimieren, in Kreisläufe investieren und prüfen, ob es sinnvoll sein kann, Wasser aus verschiedenen Quellen zu beziehen.

Energie ist eine entscheidende Ressource für jedes Unternehmen. Der Übergang zu sauberer Energie führt zu einer erhöhten Nachfrage nach einer breiten Palette von Rohstoffen. Unternehmen sollten Beziehungen zu mehreren Lieferanten aufbauen, um Versorgungsengpässe abzufedern. Im Hinblick auf Materialien können Unternehmen bestehende Alternativen untersuchen oder in Forschung und Entwicklung investieren, um mögliche Ersatzstoffe zu finden. Darüber hinaus müssen Unternehmen die Konzepte der Kreislaufwirtschaft verstehen und berücksichtigen, die für ihr Geschäftsmodell von Vorteil sind.

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Studie

Roland Berger Trend Compendium 2050: Umwelt & Ressourcen

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Das Roland Berger Trend Compendium 2050 behandelt sechs Megatrends, die die Welt bis 2050 prägen werden.

Veröffentlicht Juli 2024. Vorhanden in
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