Roland Berger Trend Compendium 2050: Wirtschaft & Unternehmen

Roland Berger Trend Compendium 2050: Wirtschaft & Unternehmen

19. Januar 2022

Trend 4 unseres Trend Compendiums 2050 greift die Globalisierung auf, analysiert globale Machtverschiebungen, sektoralen Wandel und die Herausforderung der zunehmenden Verschuldung

In Trend 4 unseres Trend Compendiums 2050 befassen wir uns mit wesentlichen Trends in Wirtschaft und Unternehmen. Wir werfen einen Blick auf die Verlangsamung der Globalisierung, die sich abzeichnenden Machtverschiebungen sowie auf künftige Herausforderungen, die den sektoralen Wandel betreffen, und auf Fragen, die sich aus der globalen Verschuldungsproblematik ergeben.

Unloading of containers in the port

Die Globalisierung neu überdenken: Eine neue, langsamere Phase der Globalisierung steht bevor

In einem Zeitalter der langsameren Globalisierung befinden sich der internationale Handel und die Handelsbeziehungen in einer Phase des Übergangs und der Anpassung. Was die längerfristige Entwicklung der weltweiten Exporte betrifft, so haben die globale Pandemie und die Finanzkrise von 2008 eindeutig ihre Spuren hinterlassen: Willkommen in der "Slowbalization".

Darüber hinaus beeinträchtigt das Wiederaufleben von Protektionismus und Handelsinterventionen die internationalen Handelsbeziehungen und schwächt die Lieferketten, insbesondere in den fortgeschrittenen Volkswirtschaften. Es ist ein Trend hin zu stärker regional orientierten Wertschöpfungsketten zu beobachten.

Im nächsten Jahrzehnt erwartet Indien die stärkste Zunahme ausländischer Direktinvestitionen, gefolgt von weiteren asiatischen Ländern. Mit der neuen Freihandelszone RCEP (Regional Comprehensive Economic Partnership) tritt ein neues, bedeutendes Freihandelsabkommen in Kraft, das den größten Teil des asiatisch-pazifischen Raums abdeckt.

Machtverschiebungen: Die wirtschaftliche Macht verlagert sich weiter in Richtung Schwellenländer. Bis 2050 wird Asien voraussichtlich die Hälfte des weltweiten BIP erwirtschaften.

Die traditionellen Wirtschaftsmächte werden an Bedeutung verlieren, da sich dort das BIP-Wachstum verlangsamen wird, während die Schwellenländer von der Arbeitsmarktdynamik und der vorteilhaften Bevölkerungsentwicklung profitieren werden.

Es entsteht eine neue globale Mittelschicht, vor allem in Asien. Fast 1 Milliarde Menschen werden dort in die Mittelschicht eintreten.

China hat außerdem eine neue Wachstumsstrategie verkündet: Anstatt sich auf den Export günstiger Vorleistungsgüter in die Industrienationen zu konzentrieren, liegt der Fokus der neuen Strategie auf der Stärkung des chinesischen Binnenmarktes und auf dem Export qualitativ hochwertiger Endprodukte auf den Weltmarkt. Dieser Strategiewechsel hat Auswirkungen auf den Rest der Welt – nicht nur entlang der chinesischen Belt and Road-Initiative.

Sektoraler Wandel: Digitalisierung, Nachhaltigkeit und soziodemografische Faktoren erfordern die Transformation von Branchen

Die Zukunft hält große sektorale Transformationen bereit, die auf das Zusammenspiel dreier bedeutender Treiber zurückzuführen sind: Digitalisierung , soziodemografische Faktoren und Aspekte der Nachhaltigkeit.

Letztere hat eine sehr große Bandbreite: Sie reicht von der Bereitschaft von Konsumenten, mehr für umweltfreundliche Produkte zu zahlen, bis hin zu ESG-Verpflichtungen im Bereich der Unternehmensfinanzierung. In einer tieferen Analyse vierer großer Sektoren – Automobilindustrie, Versorgungsunternehmen, Luftfahrt und Finanzdienstleistungen – untersuchen wir zukünftige transformative Veränderungen.

Künftig wird die zunehmende Nutzung von KI und anderen leistungsstarken neuen Technologien wie der Blockchain in allen Sektoren zum Mainstream werden. Technologische Fortschritte und Innovationen werden sich beispielsweise darauf auswirken, wie Energie erzeugt und verteilt wird, wie urbane Mobilität auch im Luftraum stattfindet und wie neue Geschäftsmodelle im Finanzsektor, die u.a. von FinTechs und Kryptowährungen getrieben werden, einen Paradigmenwechsel einläuten, dem sich auch vergleichsweise weniger agile Akteure wie Zentralbanken stellen müssen.

Herausforderung Verschuldung: Der Anstieg der öffentlichen und privaten Verschuldung wirft eine Reihe von Fragen für die Zukunft auf

Verschuldung ist ein globales Thema – und nicht erst seit der COVID-19-Pandemie zeigt die Staatsverschuldung in vielen Ländern eine steigende Tendenz. Seit vielen Jahren werden immer wieder Beispiele von Ländern mit hoher Staatsverschuldung angeführt, etwa Japan oder Griechenland. Aber sie sind bei Weitem nicht die einzigen Staaten mit hoher Staatsverschuldung oder signifikanten Schulden im Privatsektor.

Nach der Pandemie ist unklar, wie die Verschuldung abgebaut werden kann – oder ob sie überhaupt abgebaut werden sollte. Wenn die Schulden produktiv genutzt werden, z. B. für Investitionen in die Infrastruktur (statt einer eher konsumtiven Verwendung), und wenn das daraus resultierende Wachstum die realen Zinssätze übersteigt, können Schulden "gut" sein. Eine Analyse langfristiger Zeitreihen der Grenzproduktivität von Schulden zeigt allerdings einen Abwärtstrend der Produktivität neuer Schulden.

Die steigende Verschuldung, insbesondere auf staatlicher Ebene, führt häufig zu Bedenken hinsichtlich der Generationengerechtigkeit und der Schuldenlast zukünftiger Generationen. Aber hier gilt: "Vorsicht, was man sich wünscht" – Schuldenabbau geht oft Hand in Hand mit weitreichenden Kürzungen. Es ist also wichtig, Schuldenabbau balanciert vorzunehmen.

Wie Unternehmen Megatrends nutzen können

Die Wirtschaft tritt in eine neue Ära ein – die Globalisierung verlangsamt sich und die Unternehmen müssen daher ihre Zielmärkte unter neuen, differenzierteren Gesichtspunkten bewerten. Unternehmen müssen ihr Produkt- und Dienstleistungsangebot an neu entstehende Märkte anpassen. Da Protektionismus dazu führen kann, dass der grenzüberschreitende Einsatz von Mitarbeitern erschwert wird, sollten Unternehmen verstärkt auf einheimische Talente setzen und diese fördern. Das schafft Vertrauen im Land und unterstützt die dezentrale Entscheidungsfindung von Unternehmen.

Die Anfälligkeit internationaler Lieferketten, wie sie sich in der jüngsten globalen Krise offenbart hat, hat deutlich gemacht, dass Unternehmen in ihrer Strategie mehr Flexibilität und Widerstandsfähigkeit einkalkulieren müssen, indem sie die Abhängigkeiten in Bezug auf Rohstoffe und Handelspartner verringern. Dies gewährleistet ein höheres Maß an Sicherheit im Krisenfall.

Nachhaltigkeit ist und bleibt ein Dauerthema, das alle Sektoren in vielfältiger Weise betrifft. Insbesondere muss untersucht werden, wo CO2 in der Wertschöpfungskette eingespart werden kann, denn der Preis für CO2-Emissionen wird weiter steigen. Unternehmen sollten sich regelmäßig mit regulatorischen Änderungen auseinandersetzen und sich darauf vorbereiten – es kann sich lohnen, die Regulierung als Chance zu sehen, beispielsweise indem man finanzielle Anreize zur Unterstützung der nachhaltigen Transformation nutzt.

Mit Blick auf Nachhaltigkeit lohnt es sich für Unternehmen, ESG-Kriterien zu erfüllen. ESG-Labels erleichtern den Zugang zu Finanzierungen, da Kreditgeber grüne(re) Projekte zunehmend bevorzugen. Vor diesem Hintergrund sollten Unternehmen aktuelle und geplante (Re-)Finanzierungen u.a. auf Umweltaspekte überprüfen und gegebenenfalls entsprechend anpassen.

Studie

Roland Berger Trend Compendium 2050: Wirtschaft & Unternehmen

{[downloads[language].preview]}

In Trend 4 unseres Trend Compendiums 2050 befassen wir uns mit wesentlichen Trends in Wirtschaft und Unternehmen.

Veröffentlicht Januar 2022. Vorhanden in
Das könnte Sie auch interessieren
Mehr