Roland Berger Trend Compendium 2050: Wirtschaft & Unternehmen

Roland Berger Trend Compendium 2050: Wirtschaft & Unternehmen

7. November 2024

Trend 4 analysiert die globale Wirtschaft, Machtverschiebungen, die Energiewende und die Schuldenproblematik

In Trend 4 des Trendkompendiums 2050 behandeln wir unterschiedliche Facetten des Megatrends Wirtschaft & Unternehmen. Wir beleuchten globale Handelsbeziehungen und Wertschöpfungsketten, Verschiebungen der geopolitischen Machtstrukturen, Transformationen im Zuge der Energiewende und die Herausforderung global ansteigender Schulden.

Globale Wirtschaftsbeziehungen: Das Wachstum der Globalisierung stockt – Pause oder Trend?

Der Zustand globaler Wirtschaftsbeziehungen ist im Wesentlichen das Ergebnis des Zusammenspiels von drei Faktoren: dem globalen Handel, ausländischen Direktinvestitionen und globalen Wertschöpfungsketten.

Der sogenannte „Global Trade Openness“-Index, der das Volumen des globalen Handels – gemessen an der Summe aus Exporten und Importen – ins Verhältnis zum weltweiten BIP setzt, gibt Auskunft über den Zustand und die Dynamik der Globalisierung.

Die Periode nach dem Ende des zweiten Weltkrieges bis zur Wirtschafts- und Finanzkrise 2008 zeichnete sich durch einen nahezu ungebrochenen Anstieg der Global Trade Openness aus. Seit 2008 hingegen sprechen Ökonomen von einer Phase der „Slowbalization“, wobei die Meinungen darüber auseinander gehen, ob dieses Phänomen nur eine kurzzeitige Unterbrechung fortschreitender globaler Handelsbeziehungen bedeutet oder tatsächlich einen grundlegenden Wandel der Globalisierung markiert.

Eine wesentliche Ursache der „Slowbalization“ ist der wachsende Protektionismus, der zu Lasten der Wohlstandsentwicklung geht. Statt der Zunahme von Handelsbeschränkungen sollte daher ihre Verringerung in Angriff genommen werden – angesichts der geopolitisch zunehmenden Fragmentierung ein anspruchsvolles Ziel.

Wirtschaftliche Machtverschiebungen: Aufstrebende Länder und Regionen vergrößern ihren Einfluss

Seit dem Ende des Kalten Krieges erleben wir eine zunehmende Verschiebung des Mächtegleichgewichts, wie es für die Zeit von 1945-1989 charakteristisch war. Aufstrebende Märkte und Mächte gewinnen an politischem und wirtschaftlichem Einfluss.

Besonders aufschlussreich lässt sich das an der Verteilung des globalen BIP zwischen Industrieländern auf der einen und Schwellen- und Entwicklungsländern auf der anderen Seite verdeutlichen. Auf die Schwellen- und Entwicklungsländer, die noch im Jahr 2000 nur knapp über 40% des globalen BIP stellten, entfallen mittlerweile fast 60%. Es wird erwartet, dass sich diese Entwicklung fortsetzt, wobei der asiatisch-pazifische Raum weiterhin stark an Bedeutung gewinnen wird.

Grüne Transformation: Alle Sektoren müssen sich der Energiewende stellen. Ohne den massiven Ausbau von erneuerbaren Energien wird es keine klimaneutrale Zukunft geben

Die globale wirtschaftliche Entwicklung und die Notwendigkeit der Reduktion von Treibhausgas-Emissionen müssen zusammen gedacht werden. Umweltschäden und Klimakatastrophen gefährden den Wohlstand. Die Wirtschaft muss also in eigenem Interesse die „grüne Transformation“ fördern und durchsetzen.

Zur Erreichung der gesetzten Klimaziele müssen alle Wirtschaftssektoren beitragen – von der Energieerzeugung über das Transportwesen und die Industrie bis hin zum Gebäudesektor. Neben der Umstellung des Energiesystems auf erneuerbare Energien sind auch Effizienzgewinne in Prozessen ausschlaggebend zur Zielerreichung der CO₂-Emissionen von Netto-Null im Jahr 2050.

Damit das Szenario von Null-Emissionen bis 2050 Wirklichkeit wird, müssen Analysen zur Folge bis 2050 etwa 71% des primären Energiebedarfs aus erneuerbaren Energien stammen. Außerdem gehen wir davon aus, dass die Erfüllung des Null-Emissions-Ziels bis 2050 mehr als eine Verdreifachung der Investitionen in „grüne Energie“ bis 2030 verlangt.

Schuldenproblematik: Ein Rekordniveau an Schulden und gestiegene Leitzinsen der EZB und der Fed erschweren den Schuldenabbau

Schulden sind das Schmiermittel wirtschaftlicher Entwicklung. Allerdings haben die globalen Schulden (privat und öffentlich) mittlerweile ein historisch einzigartiges Niveau erreicht – und stellen damit auch ein großes Risiko dar. Der globale Schuldenstand beträgt derzeit 238% des globalen BIP. Schätzungen gehen davon aus, dass dieser auch in Zukunft weiter deutlich ansteigen wird.

Wie auf diese Schuldenentwicklung zu reagieren ist, bleibt kontrovers und gleicht vielfach der Quadratur des Kreises. Regierungen müssen einen Spagat zwischen Haushaltskonsolidierung einerseits und Wachstumsentwicklung andererseits bewältigen. Vor einer besonderen Herausforderungen stehen in diesem Kontext auch die Entwicklungs- und Schwellenländer. Viele von ihnen haben im Niedrigzinsumfeld der vergangenen Dekade einen beachtlichen Schuldenberg aufgetürmt – und stehen nun vor der Herausforderung, die wachsenden Zinszahlungen zu finanzieren. Insbesondere in Afrika geben viele Länder bereits mehr für Zinszahlungen als für Bildung oder Gesundheit aus.

Wie Unternehmen von Megatrends profitieren können

Es gibt viele Hebel für Unternehmen, um die wirtschaftlichen und geschäftsbezogenen Megatrends nicht nur zu bewältigen, sondern auch zu ihrem Vorteil zu nutzen.

Unternehmen sollten sich auf zunehmenden Protektionismus und schnelle und unvorhersehbare Veränderungen im internationalen Geschäftsumfeld einstellen. Um in diesem Umfeld zu bestehen, sollten Unternehmen ihr Geschäftsmodell diversifizieren – sowohl auf im Hinblick auf Lieferanten als auch bei den Zielmärkten. Das Wachstum von Schwellenländern kann Chancen zur Erschließung neuer Märkte bieten. Um in volatilen Zeiten handlungsfähig zu bleiben, bieten sich Szenarioanalysen an, um die Auswirkungen von geo- und handelspolitischen Entwicklungen abzuschätzen.

Auch im Hinblick auf die Energiewende gibt es kein Zurück mehr. Unternehmen sollten ihre Möglichkeiten zur Reduzierung der CO₂-Emissionen ausschöpfen. Durch die Umstellung auf erneuerbare Energien sowie die Erfüllung weiterer ESG-Standards können sich für Unternehmen zum Beispiel die Finanzierungskosten verringern, etwa über die Nutzung von Green Bonds.

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Roland Berger Trend Compendium 2050: Wirtschaft und Unternehmen

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Das Roland Berger Trend Compendium 2050 behandelt sechs Megatrends, die die Welt bis 2050 prägen werden.

Veröffentlicht November 2024. Vorhanden in
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