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Transformationsorientierte Restrukturierung als Zukunftssicherung
Von Alexander Mueller und Adrian Pielken
Wie Unternehmen ihre Kosten im Griff und die Zukunft im Blick behalten
Die einzige Konstante, auf die sich Unternehmenslenker heute einstellen können, ist stete Veränderung. Sie müssen multiple Krisen managen und gleichzeitig überzeugende Antworten auf die transformatorischen Herausforderungen der Zeit finden. Somit muss auch die Restrukturierung ein neues Level erreichen: Unser transformationsorientierter Restrukturierungsansatz ist die Antwort auf den allgegenwärtigen Veränderungsdruck, dem Unternehmen ausgesetzt sind.
In einem Umfeld, das von einer hohen Transformationsdynamik geprägt ist, kann Restrukturierung nicht bleiben, wie sie war. Zwar hat die Behebung von Liquiditätsengpässen weiterhin oberste Priorität, jedoch reicht es in den meisten Fällen nicht mehr aus, nur in die Gewinnzone zurückzukehren, ohne Grundlegendes zu verändern. Restrukturierung muss zugleich auch strategische Transformation sein, um den Fortbestand des Unternehmens nachhaltig zu sichern. Unsere aktuelle Studie beleuchtet die Hintergründe, erläutert das künftige Vorgehen bei Restrukturierungen und skizziert Erfolgsfaktoren.
Polykrise trifft Unternehmen hart
Etliche Sonderfaktoren führen dazu, dass Deutschland und seine Unternehmen besonders stark von der aktuellen Krise betroffen sind. So hat Deutschland neben der derzeitigen Rezession mit tiefgreifenden strukturellen Wachstumsproblemen zu kämpfen. Gleichzeitig sorgen steigende Energie- und Lohnkosten dafür, dass heimische Anbieter im internationalen Wettbewerb immer weiter zurückfallen. Fachkräftemangel und Know-how-Defizite in den Bereichen Digitalisierung und Künstliche Intelligenz (KI) bremsen das Tempo der technologischen Transformation. Verschärft werden die schwierigen Rahmendedingungen durch Chinas offensives Vorgehen in vielen Industrien. Insbesondere die deutsche Automobil- und Stahlindustrie sind davon betroffen.
Umfrage unter Top-Managern: Drei von vier sehen sich von Umbrüchen bedroht
Auch in vielen anderen Branchen ist der Transformationsdruck enorm. Dies bestätigt eine aktuelle, von Roland Berger in Auftrag gegebene repräsentative Umfrage mit dem Meinungsforschungsinstitut Civey unter 500 C-Level-Führungskräften: So sehen 73 Prozent der Befragten ihr Unternehmen durch strukturelle Umbrüche und Krisen bedroht, 42 Prozent sogar stark. Gleichzeitig betonen die Befragten, dass Restrukturierung ambitionierter werden muss, um das Überleben eines Unternehmens nachhaltig zu sichern. So sind 56 Prozent der Topmanager der Meinung, dass konventionelle, meist rein kostengetriebene Restrukturierungsansätze nicht mehr ausreichen, um die anstehenden tiefgreifenden Transformationsaufgaben zu bewältigen.
Dies entspricht unserem Ansatz einer transformationsorientierten Restrukturierung, die Maßnahmen zur Kostensenkung mit einem konsequenten Management der Topline sowie der Transformation des Geschäftsmodells verbindet. Restrukturierungen werden dadurch zwar komplexer, aber auch nachhaltiger.
Bausteine und Erfolgsfaktoren einer nachhaltigen Restrukturierung
Strategische Themen rücken bei der Restrukturierung also in den Vordergrund. Sie muss eine Transformationsebene einbeziehen und Geschäftsmodell und Topline entsprechend anpassen. Konkret sind es drei Bausteine, auf die sich unser transformationsorientierter Restrukturierungsansatz stützt:
Erstens muss die weiterhin notwendige Optimierung der Kosten und der Bilanz des Unternehmens in Angriff genommen werden.
Zweitens gilt es, die Topline des Unternehmens zu managen, indem das bestehende Produktportfolio sowie die Preis- und Margenqualität verändert und verbessert werden. Auf diese Weise wird das Unternehmen während der Restrukturierungsphase finanziell abgesichert und Spielraum für die Transformation geschaffen.
Parallel dazu muss drittens die strategische Neupositionierung und innovative Weiterentwicklung des Unternehmens vorangetrieben werden, was zu einer teilweisen oder vollständigen Transformation des Geschäftsmodells führt.
Die meisten Führungskräfte haben die Zeichen der Zeit erkannt. Gefragt nach Zukunftsthemen, die sie beim aktuellen oder geplanten Umbau ihres Unternehmens besonders im Fokus sehen, nennen 40 Prozent Digitalisierung und Künstliche Intelligenz als erste Priorität, gefolgt von klassischer Kostensenkung (34%), Erschließung neuer Märkte (33%) und Anpassung des Geschäftsmodells (27%).
Die in der Studie skizzierten Lösungsansätze können noch so gut sein: Wenn sie im Unternehmen nicht richtig entwickelt und verankert und von den Handelnden und Stakeholdern nicht ausreichend mitgetragen werden, entfalten die Aktivitäten nicht ihre volle Wirkung oder laufen gar ins Leere. Zu den Erfolgsfaktoren, die neben dem traditionellen Restrukturierungshandwerk den Unterschied ausmachen, gehören unter anderem, die strategischen Ziele klar festzulegen und ein gemeinsames Zielbild zu entwickeln. Auch die Einbindung der Mitarbeiter ist ein wichtiges Element im Transformations- und Restrukturierungsprozess, denn sie sind die entscheidenden Antreiber und Multiplikatoren für den Wandel in der Praxis.
Schließlich sind für eine erfolgreiche Umsetzung auch Führungskräfte mit Durchsetzungsvermögen und Entscheidungsstärke gefragt. Sie geben unter anderem den externen wie internen Stakeholdern die nötige Sicherheit in der Umbruchphase, verhindern Kundenabwanderung und halten stets einen klaren Kurs. Deshalb sind im Turnaround-Prozess Manager mit Erfahrung und strategischem Geschick gefragt. Sie müssen zugleich entschlossen, anpassungsfähig und kommunikationsstark sein, um das Unternehmen durch unsichere Zeiten zu führen.
Schließlich kommt es darauf an, die skizzierten Maßnahmen im Unternehmen zu verankern und die verschiedenen Stakeholder dafür zu gewinnen. Dazu ist eine klare strategische Kursbestimmung des Managements genauso entscheidend wie eine konsequente Umsetzung. Wenn Restrukturierungen immer komplexer werden, kann Turnaround-Erfahrung im Führungsteam besonders hilfreich sein. Schließlich gilt es insbesondere in der Krise, die Beschäftigten auf die Veränderungen vorzubereiten, sie mitzunehmen und dafür zu gewinnen. Dabei muss deutlich werden, dass die Maßnahmen sorgfältig abgewogen wurden und den bestmöglichen Weg zur Zukunftssicherung des Unternehmens darstellen. In unserer Befragung nennen nur 15 Prozent der Manager Kommunikation als wichtigen Faktor für eine erfolgreiche Restrukturierung – aus unserer Sicht eine deutliche Unterschätzung.
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