Catherine Perez of Nissan stands with a skyline behind her
Treffen Sie die Frau, die Zusammenarbeit im Bereich Mobilität leitet

Think:Act Magazin "Spielregeln für Regelbrecher"
Treffen Sie die Frau, die Zusammenarbeit im Bereich Mobilität leitet

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Think:Act Magazine

München Office, Zentraleuropa
18. April 2019

Catherine Perez glaubt an einfache Mobilität mit KI, Carsharing und dem Internet of Things

Interview

von Janet Anderson
Fotos von Shiho Fukada

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"Spielregeln für Regelbrecher"

E-Mobilität, autonomes Fahren und Konnektivität stellen die Autobranche auf den Kopf. Catherine Perez, Vice President bei Nissan, ist sicher: Auf der Fahrt ins Ungewisse braucht man gute Beifahrer.

Wie nutzen wir Autos? Unsere Vorstellung davon wandelt sich. An die Stelle des Besitzes treten neue Formen wie Car-Sharing oder Uber. Und der Tag, an dem alle Autos autonom fahren, ist nicht mehr weit entfernt. Autos werden bald schon nicht mehr die Blechkisten sein, die uns von A nach B transportieren, sondern digital verknüpfte Mobile, die Staus umfahren, selbstständig parken und ihren Fahrgästen ermöglichen, sich mit allen möglichen Dingen zu beschäftigen: Arbeiten, Gespräche, ein Nickerchen.

Nissan’s head of corporate strategy, partnerships and business development, Catherine Perez, sitting at a table
Sicher und sauber: Für Nissan verfolgt Catherine Perez das Ziel "null Verkehrstote und null Emissionen"

Zu alldem kommt die Herausforderung hinzu, dass die Branche umweltfreundlicher werden soll. Ist E-Mobilität die Lösung? Was fehlt noch, damit sich Elektromobile flächendeckend durchsetzen? Eine Frau, die Antworten auf diese Fragen sucht, ist Catherine Perez: Vice President Corporate Strategy, Partnerships and Business Development bei Nissan. Sie sagt: Kooperationen sind der Schlüssel. Auf der Suche nach Lösungen arbeiten Autobauer nicht nur untereinander zusammen, sondern auch mit Unternehmen aus anderen Bereichen – Unternehmen, die die Expertise mitbringen, die es braucht, dem Kunden das zu geben, was er sich wünscht. Und Perez, eine der wenigen Frauen, die eine Führungsposition in der noch immer männerdominierten Branche einnimmt, steht im Zentrum dieses Wandels.

Noch immer zieht die Automobilbranche mehr Männer als Frauen an. Was zog Sie an?
Eine Mischung aus mehreren Dingen, die ich mag: Technik, Kreativität und gestalterische Fähigkeit. Zudem ist es eine Branche, in der sich ein rasanter Wandel vollzieht, in der es strategische Entscheidungen und Allianzen gibt und die sehr international ist. Zumindest galt das für die vergangenen 20 Jahre. Jetzt liegt eine Revolution vor uns. Und gerade darum bin ich froh, dass ich noch immer in dieser Branche arbeite.

"Meine Testfrage lautet: Funktioniert es so gut wie mein Smartphone? Wenn nicht, ist es nicht genug."
Portrait of Catherine Perez

Catherine Perez

Senior Executive
Nissan

Was muss man mitbringen, um als Frau in der Automobilbranche Erfolg zu haben?
Dasselbe wie Männer: Kampfgeist und Freude an ständigen Herausforderungen.

Sie sagen, der Branche steht eine Revolution bevor. Was wird sich ändern?
Erinnern Sie sich daran, wofür man vor 20 Jahren Handys benutzt hat? Zum Telefonieren. Heute können Sie damit Millionen Dinge tun. Genau dasselbe wird mit Autos passieren. In China bieten die jüngsten Modelle schon ein solches Level an Konnektivität an, dass Fahrer und Fahrgast statt ihres Smartphones das Auto nutzen, um einen Termin auszumachen, ihre Mutter anzurufen oder eine Pizza zu bestellen.

Welche Ziele verfolgt Nissan in dieser Branche im Umbruch?
Unsere Ziele lauten: null Tote im Straßenverkehr, dafür mehr Autos, die autonom, elektrisch und miteinander verbunden sind. Der Wunsch nach solchen Autos ist in Schwellenländern ebenso groß wie in entwickelten Staaten. Ich bemühe noch einmal den Vergleich zum Telefon: Vor 40 Jahren glaubte niemand daran, dass sich Telefone in Afrika flächendeckend verbreiten würden – weil die Infrastruktur dafür fehlte. Mobiltelefone machten es möglich, eine Entwicklungsstufe zu überspringen. Ebenso werden wir in verschiedensten Teilen der Welt die Nachfrage nach Fahrzeugen bedienen, die untereinander verbunden sind.

Wie stark hängt die Zukunft der Automobilbranche von Kooperationen ab?
Mobilitätsdienstleistungen sind keine klassische Kompetenz der Automobilbranche, sondern eine Ergänzung. Dafür braucht es anderes Know-how. Wer auf dieses Know-how zugreifen will – und Schnelligkeit ist ein entscheidender Faktor –, der muss kooperieren. Zusammenarbeit gibt es in den verschiedensten Formen. Die Art und Weise, in der sie umgesetzt wird, ist nicht entscheidend. Entscheidend ist, dass man sie umsetzen muss, weil wir weltweit vielfältigste Wünsche von Kunden zufriedenstellen müssen.

Wonach entscheiden Sie, mit welchen Unternehmen Sie zusammenarbeiten?
Ich habe alles im Auge, was mit elektrischen Antrieben, autonomem Fahren oder Konnektivität zu tun hat. Bei der Bewältigung dieser Herausforderungen bin ich offen für die verschiedensten Lösungen und die verschiedensten Formen der Zusammenarbeit. Eine Menge Innovationen kommen von Start-ups; es ist unmöglich vorherzusagen, mit welchen konkreten Ideen sie an uns herantreten werden. Darum sind wir eine Partnerschaft mit dem japanischen Accelerator "Plug and Play" eingegangen. Sie übernehmen das Scouting und die Vorauswahl. Ich weiß im Vorfeld nie, was für Ideen mir präsentiert werden. Aber das ist auch unwichtig – solange es unseren Zielen dient: unseren Kunden die bestmöglichen Dienstleistungen und Produkte anzubieten. Wir nennen das die "Nissan Intelligent Mobility".

Was bedeutet das?
Wir wollen neu definieren, wie man Autos fährt, womit man sie antreibt und wie man das Ziel "null Verkehrstote und null Emissionen" in unsere Gesellschaft integriert. Das ist die technische Seite. In puncto Zusammenarbeit ist das Entscheidendste der Geist, in dem man es tut. Wir brauchen einen Win-win-Ansatz mit dem Ziel, dem Kunden etwas anzubieten, das besser ist als alles, was ihm woanders angeboten wird.

Catherine Perez

Catherine Perez arbeitete erst in Paris and Tokio für Nissan und später als Einkaufschefin für Nordamerika. Als Vice President Corporate Strategy, Partnerships and Business Development sucht sie heute für Nissan Partner, um die Herausforderungen der Zukunft zu bewältigen.

Wie sollte Technologie im Auto funktionieren?
Entscheidend ist, dass man sie nutzerfreundlich umsetzt. Technische Spielereien sind mir als Kunde egal, wenn ich nicht weiß, wie sie funktionieren. Mich nervt, wenn ich nicht in der Lage bin, in einem neuen Auto einen Radiosender einzustellen. Innovation muss simpel und intuitiv zu bedienen sein. Meine Testfrage lautet: Funktioniert es so gut wie mein Smartphone? Wenn nicht, ist es nicht gut genug. Ich will ganz konkret wissen: Wie macht diese Innovation mein Leben leichter?

Wie wird Mobilität in zehn Jahren aussehen?
Die größte Veränderung wird die Menge an Möglichkeiten sein, mit denen man von einem Ort zum anderen kommt. Wenn Sie mit Ihrer ganzen Familie einschließlich Haustier auf Reisen gehen, werden Sie ein Transportmittel nutzen, wenn Sie zum Flughafen müssen, ein anderes. Menschen haben unterschiedliche Reisebedürfnisse. Wir müssen sie präziser ansprechen.

Wer hat Sie in Ihrer beruflichen Laufbahn am meisten unterstützt?
Es gab eine ganze Reihe von Menschen bei Nissan, die mich inspiriert haben oder Mentoren für mich waren, darunter einige Frauen. Sie gaben mir die Chance, mehr Verantwortung zu übernehmen, und schufen herausfordernde Stellen für mich. Was sie mir gaben, war eine Mischung aus Inspiration und Ansporn. Ich hatte Glück, dass ich in einem Unternehmen arbeite, in dem man diese Mischung findet. Vermutlich, weil es zu Nissans DNA gehört, Diversität zu fördern.

Glauben Sie, dass in Zukunft mehr Frauen Führungsrollen übernehmen werden?
Ich sehe vieles, dass mir für die Zukunft Mut macht. Die junge Generation ist durchsetzungsstark und selbstbewusst, und das ist gut so. Aber nach wie vor ziehen Bereiche, die sich mit Zukunftstechnologien beschäftigen, wenig Frauen an. Das müssen wir ändern. Es sollte mehr Frauen geben, die sich mit künstlicher Intelligenz beschäftigen, mehr Ingenieurinnen und mehr Programmiererinnen, denn das sind die Bereiche, die die Zukunft gestalten. Fehlt es uns an Diversität bei denen, die diese Technologien entwickeln, werden wir nicht in der Lage sein, die Diversität unserer Kunden vollständig abzudecken. Darum ist dieses Ziel von höchster Wichtigkeit.

Welchen Ratschlag geben Sie jungen Frauen, die ins Berufsleben starten?
Bleiben Sie so, wie Sie sind: Andere Menschen werden erkennen, dass Sie authentisch und ehrlich sind. Und: Zeigen Sie Einsatzbereitschaft und den Willen zu Herausforderungen. Bewegen Sie sich aus ihren gewohnten Bahnen heraus. Glücklicherweise leben wir in einer Zeit, in der man nicht mehr von jungen Menschen erwartet, sich so zu verhalten wie andere, sondern in der man ihnen zugesteht, sie selbst zu sein. Diese Chance müssen sie nutzen.

über den Autor
Portrait of Janet Anderson
Janet Anderson
Janet Anderson schreibt für Unternehmen verschiedener Sektoren über Nachhaltigkeit und Innovation. Dabei hat sie die ganze Wertschöpfungskette im Blick.
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Ist das Brechen der Regeln eine entscheidende Fähigkeit? Wir untersuchen, wie Menschen, die gegen Regeln verstoßen haben, die Geschäftswelt maßgeblich geprägt haben.

Veröffentlicht März 2019. Vorhanden in
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