Drei verschiedene Szenarien für die Zukunft
Sollte die Atomisierung weiter zunehmen, sind drei verschiedene Szenarien denkbar. Im ersten Szenario dominieren die
Einzelhandelsriesen
– dank Investitionen in neue Gebäude, Infrastruktur und Software können sie noch komfortablere und schnellere Lieferoptionen anbieten und zugleich die Kosten unter Kontrolle halten. Dieses Szenario hätte vermutlich starke Auswirkungen auf Städte, Logistikunternehmen und Verbraucher, die sich den Regeln und Vorschriften der Einzelhändler gegebenenfalls beugen müssten. Im zweiten Szenario erzwingen staatliche Regulierungen eine Bündelung der Verkehrsströme bzw. eine „Massifizierung“. Ein solcher Eingriff würde urbane Logistikunternehmen allerdings vor erhebliche Probleme stellen und unter anderem die Einführung innovativer Technologien und Dienstleistungen behindern.
Im dritten Szenario bündeln die Akteure des Ökosystems ihre Anstrengungen. Logistikunternehmen könnten durch Sammellieferungen und Prozessoptimierung Zeit und Geld sparen, die Kunden würden verbraucherfreundlicher und günstiger beliefert, und die Umweltverschmutzung in den Städten würde erheblich abnehmen. Dies ist das optimale Szenario für alle Beteiligten, da es ein Gleichgewicht entstehen lässt, von dem alle profitieren: Es herrscht ein gesunder Wettbewerb zwischen den Logistikunternehmen, die Behörden können das System beeinflussen, ohne es übermäßig zu regulieren, und die Erwartungen der Verbraucher werden konsequent erfüllt.
Kooperation ist das Gebot der Stunde
Im Interesse der „Massifizierung“ müssen die verschiedenen Akteure gemeinsam Maßnahmen entwickeln und umsetzen. Logistikunternehmen könnten beispielsweise Einrichtungen gemeinsam nutzen und Warenströme zusammenführen, während die Stadtverwaltungen Anreize für die Bündelung der Warenströme schaffen sollten. Die Verbraucher sollten ermutigt werden, sich aktiver an der Zustellung zu beteiligen, indem bestimmte Verhaltensweisen gefördert werden, z.B. der Erhalt von Paketen an einem bestimmten Tag oder zu einer bestimmten Uhrzeit. Fahrzeughersteller (OEM) könnten eigens Fahrzeuge für die urbane Logistik (PBV) entwickeln, die Transportkapazität, Autonomie, Geschwindigkeit und Zweckmäßigkeit miteinander verbinden.
Ein Blick in die Zukunft
Die Bündelung der urbanen Logistik dürfte unvermeidbar sein. Bereits jetzt kommt es infolge der raschen Atomisierung und der steigenden Verbrauchernachfrage zu einer Konsolidierung der Logistikunternehmen. Mit zunehmendem Wachstum und mehr finanziellen und operativen Ressourcen könnten sich die Akteure in den rentabelsten Regionen zusammenschließen – ähnlich wie im ersten Szenario, wobei in diesem Fall jedoch die Logistikanbieter und nicht die großen Einzelhändler die Rolle des "Riesen" übernähmen. Nachdem sie ihre Konkurrenten aufgekauft und so den Wettbewerb eingeschränkt hätten, könnten die Logistikunternehmen alternativ auch das dritte, auf Kooperation beruhende Szenario bevorzugen. Falls sie jedoch weder in die eine noch in die andere Richtung aktiv werden, laufen sie Gefahr, dass das zweite Szenario eintritt, in dem Städte und Regulierungsbehörden die Führung übernehmen.
Erfahren Sie in unserer Studie mehr darüber, wie Logistikunternehmen die zunehmenden Herausforderungen der Atomisierung bewältigen und dennoch die Kundenerwartungen erfüllen können.