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Venture Capital: Treibstoff für Innovationen, Wachstum und Wettbewerbsfähigkeit

Venture Capital: Treibstoff für Innovationen, Wachstum und Wettbewerbsfähigkeit

14. Juni 2018

Deutschland braucht mehr Risikokapital, um im Wettbewerb der Technologiestandorte mitzuhalten

In Deutschland gibt es viel zu wenig Venture Capital. Damit fehlt Geld für Startups und Innovationen, die unverzichtbar sind, um im Wettbewerb mit anderen Technologiestandorten zu bestehen. Roland Berger, die Internet Economy Foundation und der Bundesverband Deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften zeigen in einer Studie, wie kritisch die Lage ist und was dagegen getan werden kann.

Risikokapital legt den Grundstein für Innovation und erfolgreiches Wachstum.
Risikokapital legt den Grundstein für Innovation und erfolgreiches Wachstum.

Venture Capital ist der Treibstoff für Startups und Unternehmertum. Es ermöglicht Innovationen sowie deren Weiterentwicklung zu marktfähigen Produkten und erlaubt die Finanzierung von Geschäftsideen, die sonst kaum Chancen hätten, das nötige Kapital zu bekommen. So legt es den Grundstein für den Erfolg im internationalen Wettbewerb der Technologiestandorte und damit für zukünftiges Wirtschaftswachstum.

Doch Deutschland und auch Europa stehen bei der Mobilisierung von Venture Capital nicht gut da. Zwar haben sich die europaweiten Investitionen in den vergangenen fünf Jahren verdreifacht, doch der Rückstand zu den USA und den asiatischen Technologiestandorten ist erheblich 2017 wurden in den USA fast 64 Milliarden Euro Risikokapital investiert – das entspricht 0,37 Prozent des Bruttoinlandprodukts (BIP). In ganz Europa waren es nur knapp 16 Milliarden Euro, davon in Deutschland gerade mal eine Milliarde oder 0,035 Prozent des BIP. Nicht zufällig haben die fünf weltweit wertvollsten Unternehmen ihren Sitz in den USA – die Finanzierung junger Unternehmen mithilfe von Venture Capital ist dort schon lange üblich.

Geldmangel = Innovationsmangel

Auch Asien, das 2012 noch gleichauf mit Europa lag, hat dieses abgehängt und mit jährlich rund 63 Milliarden Euro Venture Capital fast zu den USA aufgeschlossen. Länder wie China investieren massiv staatliche Mittel in Tech-Ökosysteme und positionieren sich damit ganz vorne in zentralen Zukunftssektoren wie der Künstlichen Intelligenz. Daher ist es nicht verwunderlich, dass dort neue digitale Champions entstehen, während in Deutschland gute Ideen und Innovationen häufig an mangelnder finanzieller Ausstattung leiden, nicht weiterverfolgt werden oder schließlich in anderen Ländern realisiert und auf den Markt gebracht werden.

Denn gerade in der sogenannten Later-Stage-Phase, wenn Startups ihre Innovationen auf den Markt bringen und wachsen, sind sie besonders auf Finanzmittel angewiesen. Dass in Deutschland in dieser erfolgsentscheidenden Phase nur weniger als ein Drittel des ohnehin geringen Venture Capitals zur Verfügung steht, verschärft das Problem des Kapitalmangels zusätzlich und mindert die Innovationskraft der deutschen Wirtschaft – zum Vergleich: In den USA fallen mit 34 Milliarden Euro mehr als die Hälfte der Venture-Capital-Investitionen in die Later-Stage-Phase.

Zwei Teufelskreise blockieren den deutschen Venture-Capital-Markt

Woran liegt es, dass in Deutschland so wenig Risikokapital investiert wird? Zwei Hauptursachen sind dabei zentral: Einerseits existieren zu wenig große Venture-Capital-Fonds, in denen institutionelle Investoren wie Pensionskassen und Versicherungen Kapital anlegen könnten. Damit fehlt diese wichtige Geldquelle, was wiederum das Wachstum der Fonds und die Entstehung neuer behindert – der „Teufelskreis der mangelnden Kapitalbildung“. Dazu kommt der "Teufelskreis der Skalierung": Da zu wenig Venture Capital in Umlauf ist, sind Startups unterkapitalisiert und bleiben im Vergleich zu internationalen Wettbewerbern zurück. Dadurch fehlen Leuchtturmunternehmen, die wiederum Kapital für andere, vielversprechende Startups anlocken würden.

Beide Teufelskreise sind verknüpft und verstärken sich gegenseitig. Es droht eine Abwärtsspirale aus mangelndem Kapital und Abwanderung der Startups ins außereuropäische Ausland. Um diese zu durchbrechen und aus den Teufelskreisen positiv wirkende Kreisläufe zu machen sind bessere Rahmenbedingungen erforderlich – idealerweise europaweit: Unter anderem müssen hierfür nicht nur bürokratische und steuerliche Hemmnisse beseitigt, sondern umgekehrt auch Anreize für Venture-Capital-Investitionen geschaffen werden, etwa indem diese teilweise steuerlich abschreibbar werden.

Maßnahmen zur Förderung von Innovation

Um insbesondere mehr Kapital institutioneller Anleger für Venture Capital zu mobilisieren, sollte ein "Innovationsfonds Deutschland" eingeführt werden, in den etwa Versicherungen und Pensionskassen einen Teil ihres Vermögens über Wagniskapital in innovative Geschäftsmodelle investieren können. Dieser Dachfonds hätte die notwendige Größe und könnte das Risiko für Anleger senken. Da gerade für die Later-Stage-Phase mehr Kapital benötigt wird, sollte zudem jeder Euro, den private Finanziers in dieser wichtigen Phase investieren, durch staatliche Co-Investition verdoppelt werden.

Weitere wichtige Maßnahmen zur Förderung und Finanzierung von Innovationen sind eine bessere Vernetzung zwischen Wissenschaft und Praxis, etwa über neue Exzellenzinitiativen, und eine offensivere Kommunikation über Leuchtturmprojekte und erfolgreiche Startups. Nicht zuletzt sollte auch über den Ausbau kapitalbasierter Elemente im Rentensystem nachgedacht werden, einschließlich der Investition in Venture Capital. Das würde nicht nur weiteres Kapital mobilisieren, sondern würde auch die Bürger an den Erträgen der Digitalwirtschaft teilhaben lassen. Damit würde die zukunftsorientierte Erneuerung der Wirtschaft zum gesamtgesellschaftlichen Projekt.

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Studie

Venture Capital: Treibstoff für Innovationen, Wachstum und Wettbewerbsfähigkeit

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Um eine vitale Digitalwirtschaft in Deutschland zu etablieren, muss Start-ups das erforderliche Kapital zur Verfügung gestellt werden.

Veröffentlicht Juni 2018. Vorhanden in
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