Kreislaufwirtschaft
Rund um die Welt fasst der Nachhaltigkeitsgedanke immer weiter Fuß. Think:Act zeigt, wie Unternehmen einen geschmeidigen Übergang schaffen können – vom linearen zum zirkulären Wirtschaften.
Take, make, waste: "Nehmen, Machen, Wegwerfen" ist eine gute Beschreibung für das System, auf dem unser Wohlstand beruht. Mit der Industriellen Revolution begann eine Phase, in der sich die Lebensbedingungen vielerorts stark verbesserten. Dieses Modell basiert jedoch darauf, Rohstoffe auszubeuten und die bei der Produktion anfallenden Nebenprodukte genauso zu entsorgen wie die Produkte selbst: auf Müllkippen, in Verbrennungsanlagen oder in Flüssen und Meeren. Kalkuliert man die Umweltkosten mit ein, wird klar, dass unser Wohlstand auf einem Rechenfehler basiert. Ein Team der Universität von Leeds in England hat berechnet, dass seit mehr als 30 Jahren kein einziges Land die Grundbedürfnisse seiner Bevölkerung decken konnte, ohne Raubbau an seiner Natur zu betreiben.
Doch es gibt einen alternativen Weg – einen Weg, der nachhaltig ist und dennoch zu Wohlstand führt: In einer Kreislaufwirtschaft versuchen wir, Materialien möglichst ohne Verlust weiterzuverwenden – das schont die Umwelt und sichert unseren Wohlstand.
Die Kreislaufwirtschaft war einmal eine neue, radikale Idee. Inzwischen ist sie zum neuen Standard geworden.
Was wäre, wenn wir nichts mehr wegwürfen? Was wäre, wenn wir in allem einen möglichen Wertstoff sähen; also jede Abfuhr als mögliche Zufuhr? Und wenn wir müllfreie Systeme gestalten könnten, in denen Materialien so lange wie irgendwie möglich wiederverwertet werden? So lauten die grundlegenden Fragen der Kreislaufwirtschaft. Sie sollen uns dabei helfen, unsere Bedürfnisse nachhaltiger zu decken. Ein solches zirkuläres Wirtschaften unterscheidet sich grundlegend vom Modell einer linearen Ökonomie. Man sollte es nicht mit einzelnen Maßnahmen wie Recycling verwechseln, so wichtig diese auch sind. Eine Kreislaufwirtschaft ist keine leichte Anpassung – sie ist ein Paradigmenwechsel. Wertstoffketten müssen ganzheitlich gesehen werden: vom Rohstoffabbau über Design, Produktion, Versand, Marketing und Logistik bis hin zu Nutzung und Verwertung.
Das 3R-Modell illustriert das Konzept auf möglichst einfache Weise: "Reduce, Reuse, Recycle", also Müll reduzieren, Dinge wiederverwenden und wiederverwerten, um sie so lange wie möglich im Wertstoffkreislauf zu halten. Weitere R können einfach ergänzt werden, angefangen mit Reparieren, Renovieren und Regenerieren von Ressourcen, weitergedacht mit Reaktivieren – womit die Idee gemeint ist, zu simpleren Technologien zurückzukehren. Ebenso denkbar: Rewards, also das Belohnen von gutem Verhalten durch eigens dafür geschaffene Anreize.
Das EU-Parlament bereitet zurzeit ein "Recht auf Reparatur" vor, ein Impuls, der auch in den USA populärer wird. Onlineportale geben bereits praktische Tipps zur Reparatur von Kleidung und Elektronik, und Unternehmen wie Philips haben Instandsetzungs-Services für Hightech-Ausrüstung eingerichtet.
Das Konzept einer Kreislaufwirtschaft ist nicht neu. Vordenker wie der angloamerikanische Ökonom Kenneth Boulding legten dafür in den 1960er-Jahren den Grundstein. Boulding erkannte, dass eine Volkswirtschaft innerhalb der Möglichkeiten unseres Planeten und seiner begrenzten Ressourcen arbeiten muss. In seinem wegweisenden Essay Die Ökonomik des zukünftigen Raumschiffs Erde führte er die Idee einer "geschlossenen" Ökonomie ein, in der Ressourcen so lange weitergenutzt werden wie möglich. In den folgenden Jahrzehnten inspirierten seine Ideen andere, die das Konzept weiterentwickelten [s. u.: Zeitstrahl]. 1990 prägten die Ökonomen David W. Pearce und R. Kerry Turner in ihrem Buch Economics of Natural Resources and the Environment den Ausdruck "Kreislaufwirtschaft". Darin postulieren sie, dass "alles ein Rohstoff für alles andere" ist.
Ungefähr zur selben Zeit kam die Frage auf, wie man den realen ökologischen Einfluss von Produkten und Dienstleistungen messen kann. Um die wahren Kosten eines Produktes zu erhalten, führte der deutsche Chemiker und Umweltforscher Friedrich Schmidt-Bleek 1994 das MIPS-Konzept ein (Material-Input pro Serviceeinheit). Es misst den Materialeinsatz, geteilt durch die Lebensdauer über die gesamte Lebensspanne eines Produktes.
Während die britische Solo-Seglerin Ellen MacArthur 2005 die Welt umrundete, dachte sie viel darüber nach, wie zerbrechlich unsere Ökosysteme sind. 71 Tage lang kam sie ausschließlich mit den Dingen zurecht, die sie auf ihrem Boot mitführte. "Keine andere Erfahrung hätte mir besser vor Augen führen können, was endliche Ressourcen bedeuten", erinnerte sie sich später. In der Folge gründete sie 2010 eine nach sich selbst benannte Stiftung, mit der sie den Übergang in eine Kreislaufwirtschaft fördern will. Die Stiftung arbeitet heute eng mit Vordenkern und Entscheidern aus Industrie, Politik und Wissenschaft zusammen, um die Idee voranzutreiben.
So ist die Kreislaufwirtschaft zu einer anspruchsvollen, dreidimensionalen Karte geworden, die einen Ausweg aus der Sackgasse des linearen Modells zeigt. Auf dem Weg dorthin helfen der technologische Fortschritt, ein systematischeres Verständnis und mehr Investitionen genauso wie das wachsende Bewusstsein und der Wille, etwas zu verändern.
Eine Kreislaufwirtschaft birgt neben den Vorteilen für die Umwelt immense wirtschaftliche Chancen. Zukunftsorientierte Unternehmen zapfen dieses Potenzial schon heute an. Die Zaudernden hingegen werden ihr Zögern teuer bezahlen.
Als Andrew Morlet, CEO der Ellen MacArthur Foundation, 2013 den Begriff "circular economy" googelte, bekam er gerade einmal 50 bis 100 Treffer – heute wären es Millionen. Konzerne wie Unilever, Ikea, Arup, Hewlett Packard Enterprise und Orange glauben an die Idee und integrieren sie in ihr Geschäft. Insgesamt zählt die Stiftung heute 220 Unternehmen und Organisationen zu ihren Partnern.
Auch Politiker setzen sich für die Idee ein. So wird das Modell der Kreislaufwirtschaft in China schon seit 2005 diskutiert. [ Siehe Artikel S. 30 ] Die EU verabschiedete 2015 einen Aktionsplan dazu und trat dann 2021 dem Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) und der Organisation der Vereinten Nationen für industrielle Entwicklung (UNIDO) bei, um die Globale Allianz für Kreislaufwirtschaft und Ressourceneffizienz (GACERE) zu gründen.
Die Bewegung gewinnt an Fahrt. "Eine Kreislaufwirtschaft gibt uns die Werkzeuge an die Hand, globale Probleme wie Klimawandel, Biodiversitätsverlust, Müll und Umweltverschmutzung an der Wurzel zu packen", sagt Morlet. "Die Idee ist schnell skalierbar, um Jobs und Wachstum zu schaffen, gleichzeitig macht sie Lieferketten resilienter."
Doch wie stellen sich die Konsumenten auf den Trend ein? Das ist vielleicht die falsche Frage. Denn schon jetzt wird den Verbrauchern immer klarer, welche Umweltprobleme anstehen. Daher verlangen sie grünere Produkte, Services und Jobs, die die Grenzen des Wachstums einberechnen und Rücksicht auf kommende Generationen nehmen. Laut einer Studie der Marktanalysefirma First Insight achteten 2019 zwei Drittel der jungen Menschen in den USA beim Einkauf darauf, ob eine Marke nachhaltig ist oder nicht.
Da junge Leute einen wachsenden Teil der Verbraucher darstellen, müssen die Anbieter sich umso schneller anpassen. Diese Konsumenten erwarten Nachhaltigkeit als Teil des versprochenen Kundennutzens. "Unternehmen, die nicht einsehen, dass der Klimawandel real ist, werden gezwungen sein, sich zu ändern", glaubt Barent Roth, der als nachhaltiger Designer, Wissenschaftler und Unternehmer in New York lebt. "Wer jetzt proaktiv handelt, erspielt sich den Vorteil, noch selbst die Richtung mitbestimmen zu können." [ Siehe Interview S. 36 ]
Auch Investoren erkennen die neuen Chancen. Laut Bloomberg Intelligence stiegen Investments unter ESG-Kriterien (Umwelt, Soziales und gute Unternehmensführung/Governance) schon 2018 auf 30,6 Billionen US-Dollar und sollen bis 2025 mehr als 50 Billionen US-Dollar ausmachen. So sammelte Blackrocks 2019 aufgelegter "Circular Economy"-Fonds bis 2021 mehr als 2 Milliarden US-Dollar ein.
Circulate Capital hat sich als Investmentfirma auf Plastikmüll in Schwellenländern spezialisiert und hatte damit schon früh eine lukrative Nische gefunden. "Plastikmüll hat einen unverkennbaren Wert", sagt April Crow, Vorständin für Investor Relations und Finanzkommunikation. "Wenn man Plastik richtig sammelt, sortiert und recycelt, kann man den Wert des Materials erhalten." Circulate Capital will Investoren die Möglichkeit geben, Probleme wie Plastikmüll und Klimawandel mit anzupacken und dabei gleichzeitig neue Investmentchancen zu ergreifen.
Der neuartige Ansatz eröffnet neue Möglichkeiten in vielen Sektoren. Dem Stiftungs-CEO Morlet zufolge haben zirkuläre Geschäftsmodelle in den Bereichen Vermietung, Wiederverkauf, Generalüberholung und Reparatur "das Potenzial, bis 2030 weltweit 23 % des Umsatzes der gesamten Kleidungsindustrie zu erschließen – das ist eine 700-Milliarden-Dollar-Chance".
Tiefergehende Partnerschaften, Innovationen, neue Geschäftsmodelle: Immer mehr Firmen finden Wege, in die Kreislaufwirtschaft einzusteigen.
Vorwärtsdenkende Unternehmen führen sie bereits ein – die neuen Posten, die die Kreislaufwirtschaft schafft: Schon tauchen in so unterschiedlichen Sektoren wie Möbel, Nahrungsmittel, Mode, Chemie, Computer und Bau die ersten "Heads of Circular Economy" auf. Ein Blick auf die verschiedenen Sektoren zeigt, dass es zwar nicht die eine Lösung für alle gibt, dafür aber viele vielversprechende Ideen aus ganz unterschiedlichen Industriezweigen.
Gerade in der Möbelindustrie hat es in den letzten Jahrzehnten eine wahre Revolution gegeben. Verbraucher wechseln ihre Möbel heute fast so schnell aus wie ihre Kleidung. Wo 1960 noch 2,2 Millionen Tonnen Möbel auf Abfallhalden in den USA landeten, vermüllten 2018 schon 12,1 Millionen Tonnen die Deponien. Eine der großen Firmen, die den schnellen Möbelkonsum vorangetrieben haben, ist Ikea. Nun aber haben die Schweden versprochen, bis 2030 ein Kreislaufunternehmen zu werden. Dazu hat Ikea 9.500 seiner Produkte untersucht. In Zukunft will das Unternehmen zirkuläre Produkte entwerfen, nachwachsende oder recycelte Materialien verwenden und Kreislauf-Services anbieten, zum Beispiel Mietmöbel. Dazu schließt sich Ikea auch mit Lieferanten, Geschäftspartnern, NGOs zusammen. Darüber hinaus kooperiert der Möbelriese mit vielen weiteren Stakeholdern, denn zu einem Kreislaufmodell gehören viele Mitspieler.
Grüne Investments ziehen zwar an, dennoch haben viele kleinere innovative Firmen Schwierigkeiten, auf traditionellem Wege Kapital zu akquirieren. Für mehr Kreditwürdigkeit fehlt ihnen einfach die Erfolgsbilanz. Eine Lösung dafür sind Partnerschaften mit großen Unternehmen. So bringt Circulate Capital vielversprechende Start-ups mit Konzernen wie PepsiCo, Danone, Chanel, Unilever oder Dow zusammen. Ein Beispiel dafür ist Recykal. Das indische Unternehmen betreibt Abfallhandel und nennt diesen "waste commerce" (w-commerce). Auf einer digitalen Plattform können Käufer recyclingfähige Materialien direkt aus einem Müllverwertungsstrom aussuchen und kaufen.
Die Digitalisierung vereinfacht den Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft, indem sie die Überwachung gigantischer Datenbanken ermöglicht. Nur so können Ressourcen optimal in die Wertstoffkette zurückgespeist werden. Die Kehrseite davon: Genau die Laptops, Server und Smartphones, die dafür gebraucht werden, verbrauchen immer schneller immer mehr wertvolles Material. Der Infodienst Global E-Waste Statistics Partnership hat Zahlen dazu: Demnach musterte die Menschheit im Jahr 2019 eine Menge von 53,6 Millionen Tonnen Elektroschrott aus – 21 % mehr als fünf Jahre zuvor.
Wie reduziert man diese Berge und nutzt den Wert des Materials? Bei Hewlett Packard Enterprise (HPE) gehören Schrottvermeidung und Upcycling zum Alltag. Der Anbieter für Server-, Speicher- und Netzwerklösungen spezialisiert sich daher darauf, Produkte und Software zu vermieten. "Jedes Firma ist heute eine IT-Firma", sagt Paul Sheeran, Geschäftsführer bei HPE Financial Services. "Aber mehr Digitalisierung bedeutet auch mehr Elektromüll, der nur zu 17 % recycelt wird. Davor können wir nicht die Augen verschließen, zumal dadurch auch neue Geschäftsfelder für uns und unsere Kunden entstehen."
Ein Schlüsselproblem, das HPE anspricht, ist die Überversorgung. "In einem typischen Datencenter sind im Schnitt 25 % der IT-Ressourcen keinem sinnvollen Zweck zugeordnet", analysiert Sheeran. Wenn HPE seine Lösungen nun "as a service" anbietet, veranlasst das Kunden dazu, wirklich nur die Services zu buchen, die sie brauchen. Das spart Energie und erleichtert die Nachrüstung. HPE nutzt auch den Wert ausgemusterter IT-Ausrüstung. "Es ist erstaunlich, wie viele Unternehmen nicht realisieren, wie viel Wert in ihren alten IT-Anlagen steckt. Wir helfen ihnen, das zu nutzen", sagt Sheeran. Tatsächlich sind Generalüberholungen ein wichtiges Geschäft für HPE. Im Geschäftsjahr 2021 erneuerten die HPE Technology Renewal Centers mehr als drei Millionen IT-Systeme. Ein Anteil von über 85 % dieser Systeme wurde weiterverkauft, um wieder benutzt zu werden. Damit hat HPE nach eigenen Angaben das Äquivalent von 703.000 Megawattstunden Energie und 194.000 Tonnen CO₂ eingespart.
Früher bot HPE Finanzierungslösungen an, heute geht es um effizientes IT-Management und Kreislaufwirtschaft. Diese Transformation geschah nicht über Nacht, doch das Unternehmen erkannte die Chancen früh und investierte gut. "Ich finde es erhebend, dass Zirkularität und Nachhaltigkeit jetzt bei den meisten unserer Kunden eine wichtigere Stelle einnehmen", freut sich Sheeran. "Natürlich gibt es immer noch unfassbar viel zu tun, aber wir haben immerhin das gute Gefühl, zu den Vorreitern zu gehören."
Die Kreislaufwirtschaft entwickelt sich zu einem belastbaren Modell. Wie gelingt es also, seinen Erfolg zu messen?
Die nächsten Schritte sind offensichtlich: Zum Beispiel könnten Unternehmen alles Einwegplastik weglassen, das nicht unbedingt notwendig ist. Doch danach wird es kompliziert. Sind Papierverpackungen immer besser als Kunststoff, oder braucht es vielleicht gar keine Verpackung? Welche Umweltkosten entstehen, wenn man Teile zurückgewinnt und Maschinen überholt? Macht es Sinn, ältere, weniger effiziente Technologie so lange wie möglich zu nutzen? Niemand will dem Vorwurf des Greenwashings ausgesetzt werden, also braucht es wissenschaftlich basierte Lösungen, um herauszufinden, ob gut gemeinte Veränderungen wirklich einen positiven Nettoeffekt für die Umwelt haben.
So zeigte eine Studie, dass Autoersatzteilhandel bei eBay sich positiv auf die Weiternutzung von Produkten und Plastik auswirkt; außerdem werden so unterm Strich Energie, Emissionen und Material eingespart. Setzt man eine solche Rechnung jedoch zu eng auf, kann sie falsche Ergebnisse liefern: Rechnet man etwa beim Plastikrecycling vom Sammeln über das Sortieren bis zur Verarbeitung alle Schritte ein, kann dies mehr CO₂ produzieren als die Herstellung von neuem Plastik aus Erdöl – was allerdings außer Acht lässt, dass fossile Brennstoffe nur begrenzt vorhanden sind.
Die Suche nach einer sicheren Methode, die Umwelteinflüsse von Produkten und Dienstleistungen für eine Kreislaufwirtschaft zu berechnen, dauert an. Eine frühe Methode war das 1994 von Friedrich Schmidt-Bleek eingeführte Konzept des "ökologischen Rucksacks". Es basiert auf der Idee, analog zum Marktpreis eines Produkts seine Umweltkosten zu berechnen. Schmidt-Bleeks Formel dafür lautet MIPS: Material-Input pro Serviceeinheit, berechnet über die gesamte Lebensspanne eines Produkts. Heute gibt es neue Möglichkeiten. Die Ellen MacArthur Foundation zum Beispiel entwickelte Circulytics, ein kostenloses "Tool" oder Messinstrument, das laut ihrem CEO Andrew Morlet "ein umfassendes Bild der Leistung eines Unternehmens in der Kreislaufwirtschaft liefert".
Solche Berechnungsmöglichkeiten sind zwar essenziell; es muss jedoch klar sein, dass keine einzelne Firma oder Branche für sich allein im Kreislauf wirtschaften kann. Auch branchenübergreifende Kooperationen können das nicht leisten. Ohne Regulierung, Infrastruktur und Industriestandards über alle Branchen hinweg wird der Schritt nicht gelingen. Entlang der Wertstoffkette müssen alle Akteure zusammenarbeiten. So müssen etwa die Material- mit den Produktexperten zusammenarbeiten, aber auch andere Interessengruppen von außerhalb des Unternehmens müssen zu Partnern werden. Um zum Beispiel Plastik in einen Kreislauf zurückzuführen, müssen Polymerproduzenten, Verpackungshersteller, Handelsmarken, Einzelhändler und Wiederverwerter zusammenarbeiten.
Auch wenn die Wirtschaft in diesem Netzwerk nur einer von vielen Mitspielern ist, spielt sie dennoch die entscheidende Rolle. "Wenn wir in einem Kreislauf Werte schaffen und bewahren wollen, auch für die Gesellschaft und die Umwelt, muss jedes Unternehmen mitmachen, egal wie groß oder klein es ist", wirbt Morlet. Es gehe darum, Müll bereits zu verhindern, bevor er überhaupt entstehen kann: "Wir müssen uns darauf konzentrieren, nicht nur unsere Produkte und Dienstleistungen umzugestalten, sondern auch das gesamte System, das sie umgibt." Der Übergang in eine Kreislaufwirtschaft wird also eine systemische, gesamtgesellschaftliche Herausforderung. Ob wir sie ernsthaft annehmen und dabei erfolgreich sind, könnte über Wohl und Wehe unseres Planeten entscheiden.
Rund um die Welt fasst der Nachhaltigkeitsgedanke immer weiter Fuß. Think:Act zeigt, wie Unternehmen einen geschmeidigen Übergang schaffen können – vom linearen zum zirkulären Wirtschaften.