Die Collage zeigt einen antiken griechischen Tempel mit zerbrechenden Säulen, von denen eine aus einem Münzstapel und eine aus einer Plastikflasche besteht. (c) Klawe Rzeczy, Getty Images
Wie Unternehmen dabei vorgehen können, nachhaltiger zu werden. Ein Leitfaden

Think:Act Magazin “Nachhaltigkeit”
Wie Unternehmen dabei vorgehen können, nachhaltiger zu werden. Ein Leitfaden

Portrait of Think:Act Magazine

Think:Act Magazine

München Office, Zentraleuropa
4. März 2021

Wie nachhaltiges Handeln wirtschaftlichen Erfolg fördert

Cover-story

von Geoff Poulton
Collagen von Klawe Rzeczy
Fotos von Getty Images
Illustration von Stefan Mosebach

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2020 hat auch eine gute Seite: Weil das öffentliche Leben in weiten Teilen des Jahres stillstand, werden die Treibhausgas-Emissionen für dieses Jahr um geschätzte 8 % niedriger liegen als 2019. Das ist der höchste jemals gemessene Rückgang. Einen ebenso hohen Rückgang müsste die Menschheit von nun an bis 2030 jedes Jahr erreichen, um zu verhindern, dass die globalen Temperaturen um mehr als 1,5 °C ansteigen. Ein solcher Anstieg würde nach Einschätzung der UN zu Katastrophenszenarien führen. Dieses Jahr sollte ein Weckruf sein.

Noch steht die Welt ganz im Bann von Corona. Die Pandemie hat vieles mit dem Klimawandel gemein: Es geht um ein Versagen der Märkte, internationale Zusammenarbeit, komplexe wissenschaftliche Zusammenhänge und die Frage, wie widerstandsfähig Systeme sind. Nachhaltigkeit rückt immer stärker in den Fokus. Nie zuvor wurde so viel Druck auf Unternehmen ausgeübt: von Regierungen, Konsumenten, Investoren und Arbeitnehmern.

Bei einigen schürt das Ängste über den Einbruch von Wettbewerbsfähigkeit und Margen. Aber diese Sorge ist unbegründet, meint Tensie Whelan, Direktorin der NYU Stern School of Business's Center for Sustainable Business: "Unternehmen, die Nachhaltigkeit ernst nehmen, können Effizienz, Innovationsvermögen, Resilienz, Markentreue der Kunden und Motivation ihrer Mitarbeiter stärken."

Tatsächlich schnitten laut dem Vermögensverwalter BlackRock 88 % der nachhaltigen Indizes in den ersten vier Monaten des Jahres 2020 besser ab als andere Aktienwerte. "Wir müssen unser Wirtschaftssystem grundlegend überdenken", sagt Peter Bakker, Präsident und CEO des World Business Council for Sustainable Development. "Vor zehn Jahren bedeutete Nachhaltigkeit noch Corporate Social Responsibility. In den letzten fünf Jahren ging es darum, wie sich Nachhaltigkeit in das Kerngeschäft von Unternehmen integrieren lässt. Und in den kommenden fünf Jahren wird es darum gehen, wie wir Nachhaltigkeit in den Kapitalismus integrieren."

100 % der fünf größten Gefahren für das Wohlergehen der Menschheit, die der Global Risk Report des World Economic Forum von 2020 auflistet, betreffen Umweltschäden.

Keine leichte Aufgabe. Denn Nachhaltigkeit umspannt eine riesige Bandbreite an Themen, von CO₂­Emissionen über Recycling bis hin zum Schutz von Biodiversität. Aber der Weg in eine grünere Zukunft bringt nicht nur Herausforderungen und Einschränkungen mit sich, sondern auch Chancen. Die "Science Based Targets initiative" (SBTi), die von der UN und NGOs wie dem WWF gegründet wurde, prognostiziert, dass mutige Maßnahmen für den Klimaschutz die globalen Unternehmensprofite um 26 Billionen US­Dollar jährlich erhöhen und in den kommenden zwölf Jahren 65 Millionen neue Jobs schaffen könnten.

Ökonomie und Ökologie miteinander in Einklang zu bringen, ist die vielleicht größte Herausforderung der Menschheitsgeschichte. Hier ist ein Vier­Punkte­Plan, an dem sich Unternehmen orientieren können: Erfassen Sie Ihren ökologischen Fußabdruck, adaptieren Sie neue Vorgehensweisen, planen Sie langfristig, kommunizieren Sie offen und ehrlich.

Die Collage zeigt einen antiken griechischen Sportler, der auf einer Erdkugel sitzt, die in einer überdimensionierten Schraubzwinge eingespannt ist. (c) Klawe Rzeczy, Getty Images
In dieser Ausgabe erstellen wir einen Leitfaden für den Weg in eine nachhaltige Zukunft.

Erfassen Sie Ihren Fußabdruck

Die Definition von Emissionen beschränkte sich lange Zeit auf Belastungen, die unmittelbar aus der wirtschaftlichen Tätigkeit eines Unternehmens resultieren. "Aber das reicht nicht", sagt Myles McCarthy, Direktor des Carbon Trust, einer Organisation, die mit Unternehmen, Regierungen und Organisationen auf der ganzen Welt daran arbeitet, CO₂-Emissionen zu verringern. "Wenn wir ein vollständiges Bild erhalten wollen, müssen wir die Emissionen entlang der gesamten Wertschöpfungskette betrachten."

Maschinelles Lernen, das Internet der Dinge und Smart Meter machen es heute leicht, Kennzahlen wie Energiebedarf, CO₂-Ausstoß und Wasser- oder Materialverbrauch exakt zu berechnen. Ausgestattet mit diesem Wissen können sich Unternehmen Ziele setzen. Auf den Klimawandel bezogen, bedeutet das, die Vorgaben des Pariser Abkommens von 2018 zu erfüllen. Danach soll der Anstieg der Jahresdurchschnittstemperatur auf maximal 1,5 °C bis 2,0 °C über der in der vorindustriellen Ära begrenzt werden.

Um das Ziel von 1,5 °C zu erreichen, muss der Ausstoß von Treibhausgasen drastisch reduziert werden. Laut SBTi müssen Unternehmen dafür stabilere Lieferketten aufbauen, Risiken reduzieren, die durch ihr wirtschaftliches Handeln für die Wasserversorgung entstehen, und gesündere und sicherere Arbeitsplätze anbieten, an denen Mitarbeiter weder extremer Hitze ausgesetzt sind noch unter einem Mangel an Wasser oder Lebensmitteln leiden. Die Mehrheit der Wissenschaftler glaubt, dass unsere Gesellschaft bis 2050 bei Netto-Null-Emissionen angelangt sein muss. Danach könnten nur noch Maßnahmen helfen, die der Atmosphäre aktiv überschüssiges CO₂ entziehen.

"Wissenschaft entwickelt sich weiter – und damit die Ziele für Nachhaltigkeit."

Ioannis Ioannou

PROFESSOR
London Business School

2020 erklärten weltweit große Unternehmen wie Amazon, Apple und Unilever CO₂-Neutralität zu ihrem strategischen Ziel. Einige, wie Microsoft und Ikea, haben sich sogar zum Ziel gesetzt, bis 2030 CO₂-negativ zu sein, also der Atmosphäre mehr CO₂ zu entziehen, als sie ausstoßen. Aber auch wenn Klimaschutz der vielleicht drängendste und am meisten beachtete Aspekt von Umweltschutz ist, ist er bei Weitem nicht der einzige. Auch der Schutz der Biodiversität duldet keinen Aufschub: Eine WWF-Studie von 2020 zeigt, dass die weltweite Zahl von Säugetieren, Vögeln, Fischen, Amphibien und Reptilien zwischen 1970 und 2016 um 68 % gefallen ist. "Es gibt nicht einen einzigen Wert, an dem sich die Nachhaltigkeit von Unternehmen messen lässt", sagt Ioannis Ioannou, Professor für Nachhaltigkeit an der London Business School. Unternehmer müssten sich darum stetig informieren, damit sie flexibel reagieren könnten: "Wissenschaft entwickelt sich weiter – und damit die Ziele für Nachhaltigkeit."

Adaptieren Sie neue Vorgehensweisen

Fast jedes Unternehmen kann nachhaltiger agieren. Die offensichtlichsten Maßnahmen sind: so viel wie möglich recyceln, erneuerbare Energien nutzen und den Fuhrpark auf elektrisch betriebene Fahrzeuge umstellen. Die offensichtlichste Hürde sind hohe Kosten. In Zeiten, in denen viele Unternehmen gegen die Folgen der Coronakrise ankämpfen, scheinen Investitionen in Umwelttechnologien keine Top-Priorität zu haben. Aber das ist zu kurz gedacht, meint Tensie Whelan: "Die Kosten für erneuerbar erzeugte Energie sinken ständig. Auch die Kosten für umweltfreundliche Technik werden sinken, wenn mehr Unternehmen das Thema Nachhaltigkeit priorisieren. Und vielleicht gibt es bald schon eine CO₂-Steuer. Zudem glaube ich, dass Unternehmen, die nicht nachhaltig genug sind, künftig mit härteren Strafen rechnen müssen."

Die Infrastruktur ihrer eigenen Ladengeschäfte, Fabriken und Büros zu verändern, wird für viele Unternehmen die leichtere Aufgabe sein. Dabei dürfen sie aber nicht die möglichen Auswirkungen von Umweltschäden auf ihre Lieferketten übersehen. Die Coronakrise hat ein Schlaglicht auf die Verletzlichkeit unserer eng verwobenen Weltwirtschaft geworfen. Die Erschütterungen der Lieferketten werden häufiger, heftiger und von größerem Ausmaß sein, sagt eine aktuelle Untersuchung der HSBC-Bank und der Umwelt-NGO "Sustainability Consortium".

Der Weltklimarat prognostiziert, dass sich durch den Klimawandel Ausmaß und Häufigkeit extremer Wetterphänomene wie Stürme, Sturzfluten, Hitzewellen und Dürren verstärken werden, ebenso wie der Anstieg des Meeresspiegels, der Grundwasserverbrauch, der Einbruch der landwirtschaftlichen Produktivität und die Landverödung. Schon heute müssen beispielsweise in Nordindien wegen Temperaturen von 50 °C und mehr oft über Tage alle Arbeiten im Freien eingestellt werden. Und schon jetzt verschwinden weltweit jedes Jahr 24 Milliarden Tonnen fruchtbaren Bodens.

Erschütterungen von Lieferketten können hohe Kosten verursachen. 2011 etwa verursachten heftige Überflutungen in Thailand bei Tausenden von global agierenden Firmen Versicherungsschäden zwischen 15 und 20 Milliarden US-Dollar. Die UN schätzt, dass die Wirtschaftsleistung in den USA bis 2030 klimabedingt um mehr als 2 Billionen US-Dollar einbrechen könnte. Am schwersten betroffen sind Landwirtschaft, Bauwirtschaft und Bergbau, aber die Schäden in diesen Branchen werden sich auf alle Wirtschaftszweige auswirken. Unternehmer müssen neue Vorgehensweisen adaptieren. Wer ein vertrauensvolles Verhältnis zu Zulieferern aufbaut, kann eher darauf hoffen, dass diese bereit sind, wichtige Informationen auszutauschen, ihre Infrastruktur auszubauen oder Lagerkapazitäten hochzufahren. Aber sie sollten nicht alles auf eine Karte setzen. Unternehmen, die Disruptionen durch Wetterphänomene oder andere Umwelteinflüsse überleben wollen, müssen sich diversifizieren, insbesondere geografisch.

Die Collage zeigt: Eine antike griechische Statue einer Frau mit einem Smartphone und einer Einkaufstasche, auf der schwarze Fußabdrücke zu sehen sind. Einen Mann und ein Kind inmitten von Rauchschwaden, die aus einem Fabrikschornstein hervorsteigen. Einen kleinen Jungen mit einer Kohlenschaufel. Die Statue eines antiken Kriegers mit einem Schild in einer Hand und einem Handspiegel in der anderen, in dem sich das Gesicht einer Frau spiegelt. (c) Klawe Rzeczy, Getty Images
Unter Aufsicht: Die heranwach­sende digitale Generation wird Firmen abstrafen, die nicht nach­haltig genug agieren.

Planen Sie für die ferne Zukunft

Der Weg zu mehr Nachhaltigkeit wird für einige Unternehmen herausfordernd werden. Scope-1- und Scope-2-Emissionen lassen sich vergleichsweise leicht herunterfahren. Haben Unternehmen aber hohe Scope-3-Emissionen, deutet das auf Geschäftsmodelle hin, die stark von Zulieferern oder Endverbrauchern abhängen, die hohe Emissionen verursachen. "Das könnte ein radikaleres Umdenken erforderlich machen", sagt Nachhaltigkeitsprofessor Ioannou. "Insbesondere großen Unternehmen fällt es oft schwer, sich auf neue Bedingungen einzustellen. Aber das Zeitfenster, das uns bleibt, ist nicht groß." Das kommende Jahrzehnt könnte über das Überleben unzähliger Unternehmen und sogar ganzer Branchen entscheiden. Einige Unternehmen beugen schon jetzt vor. Wie der Ölriese BP, der trotz einer Rekordnachfrage nach Öl im September 2020 erklärte, dass er 1,1 Milliarden US-Dollar in Offshore-Windkraftanlagen investieren will.

Technologische Innovationen sind eine unabdingbare Voraussetzung, um nachhaltiger zu agieren, aber kein Allheilmittel. So sind etwa seltene Erden elementarer Bestandteil von Windkraftanlagen, Solarzellen und Batterien, doch ihre Förderung verseucht Böden und Wasser. Serverfarmen für Cloudcomputing verursachen bereits 2 % des gesamten Stromverbrauchs in den USA. Und jedes Jahr produziert die Menschheit 50 Millionen Tonnen Elektroschrott. Das ist mehr, als alle Zivilflugzeuge, die jemals gebaut worden sind, zusammen wiegen. Und nur 20 % davon werden recycelt.

Die kommenden zwei Jahrzehnte werden vielleicht die radikalsten Veränderungen hervorbringen, die die Weltwirtschaft bislang erlebt hat: die Dekarbonisierung der Energieversorgung, den Aufbau einer Landwirtschaft, die die Weltbevölkerung ernähren kann, ohne die Natur zu zerstören, und die Transformation hin zu einer Kreislaufwirtschaft, die weniger Müll produziert. "Noch fehlt es uns an Wissen, Erfahrungen und Expertise, um viele dieser Herausforderungen zu bewältigen", sagt Ioannou. "Unternehmen können dabei helfen, diese Probleme zu lösen, aber sie können es nicht allein." Wirtschaft und Regierungen müssen enger zusammenarbeiten.

Die Collage zeigt: Eine antike Statue eines Mannes, der auf Müllsäcken sitzt, aus denen eine Hand herausragt. Eine überdimensionierte Sanduhr, die von einem Handwerker aufrecht gehalten wird, während von oben ein Mann riesige Euromünzen in die Sanduhr hineinrollt. Eine Reihe fallender Dominosteine. (c) Klawe Rzeczy, Getty Images
Kettenreaktion: Unternehmen, die versuchen, ihre negativen Folgen für die Umwelt ab­zumildern, stärken oft dadurch auch ihren Ruf und ihre Fähigkeit, sich an neue Gegebenheiten anzupassen.

Kommunizieren Sie ehrlich und transparent

Das Bewusstsein für Nachhaltigkeit wächst stetig: unter Konsumenten, Angestellten, Investoren und Aufsichtsbehörden. Noch immer betrieben einige Firmen "Greenwashing", indem sie ihr Engagement für Nachhaltigkeit lediglich lautstark vortäuschen, sagt Tom Lawless, Head of Sustainability bei der Kommunikationsagentur Headland, "aber es wird immer schwerer für sie, damit durchzukommen". Eine wachsende Zahl an Unternehmen kommuniziert ehrlich und transparent. In den USA veröffentlichen mittlerweile 67 % der im S&P-Index gelisteten Unternehmen, wie viele Emissionen sie in die Atmosphäre abgeben, 2015 lag dieser Wert noch bei 53 %, bei den Firmen des Euro Stopt 600 hat sich diese Zahl im selben Zeitraum von 40 % auf 79 % fast verdoppelt, im japanischen Nikkei 225 stieg sie von 13 % auf 46 %.

Das ist nur ein Schritt auf dem langen Weg in Richtung Nachhaltigkeit. Noch immer halten Angst und Unsicherheit Unternehmen davon ab, klar zu kommunizieren. Doch es ist wichtig, dass sich alle Stakeholder anhand von internen wie externen Fakten ein Bild verschaffen können. Dazu gehöre auch, Verbraucher zu schulen, sagt Whelan: "Noch immer versuchen viel zu wenige Unternehmen, ihre Kunden mit Informationen zum Thema Nachhaltigkeit zu gewinnen. Noch immer lautet die Botschaft: Kauf! Kauf! Kauf! Aber kaum jemand widmet sich der Frage, was die Produkte, die sie herstellen, wirklich kosten." Eine Ausnahme ist Unilever. Im Juni erklärte der Lebensmittelgigant, künftig jedes seiner 70.000 Produkte mit detaillierten Angaben zu bedrucken, die aufschlüsseln, wie viele CO₂-Emissionen bei der Herstellung und beim Transport entstanden sind.

"Einen nachhaltigen Ruf kann man nicht herbeireden, sondern nur erarbeiten."

Tom Lawless

HEAD OF SUSTAINABILITY
Headland

Aber Kommunikation allein reicht nicht. "Einen guten Ruf in Sachen Nachhaltigkeit kann man nicht herbeireden, man kann ihn nur erarbeiten", sagt Lawless. Führungskräfte von Unternehmen sollten bereits zu einem frühen Zeitpunkt Teams einsetzen, die untersuchen, ob ihre Nachhaltigkeitsstrategie die Erwartungen der Stakeholder erfüllt. "Sobald die Strategie diese Erwartungen übererfüllt, ist der richtige Zeitpunkt gekommen, um sich mehr um Kommunikation zu kümmern." Das bringt große Vorteile für die Unternehmen mit sich. Denn vor allem für junge Jobbewerber wird immer wichtiger, wie nachhaltig Unternehmen geführt werden.

In einer US-Studie aus dem Jahr 2019 erklärten rund 40 % der Millennials, dass sie sich für ihren aktuellen Arbeitgeber entschieden hätten, weil dieser in Sachen Nachhaltigkeit besser abschnitt als die Mitbewerber. Und bei den Asset Managern von mehr als 40 global tätigen Investmentfirmen belegte das Thema Nachhaltigkeit in einer Umfrage durchgehend einen Spitzenplatz in ihrer Prioritätenliste. "Unternehmen, die Investoren beweisen können, dass sie nachhaltig denken und handeln, werden auf Dauer ihre Kosten senken", sagt Lawless.

Gesunder Kreislauf
Die Vorstellungen von Kreislaufwirtschaft sind oft diffus. Hier ein paar elementare Fakten.

Was bedeutet eigentlich Kreislaufwirtschaft?

Bislang folgten Volkswirtschaften meist einer linearen Struktur: Herstellen. Nutzen. Wegwerfen. Eine Kreislaufwirtschaft versucht, so wenig Ressourcen wie möglich zu verbrauchen, sie so lange wie möglich in einem Kreislauf zu halten und sie am Ende ihrer Lebensdauer zu verwerten. Das bedeutet: Mehr Recycling, mehr Reparieren – und mehr Geschäftsmodelle, bei denen Dinge geleast werden. Solche Modelle könnten viermal mehr Jobs schaffen als das Entsorgen, Deponieren und Recyceln von Abfall.

Warum ist sie wichtig?

Wir verbrauchen pro Jahr mehr als 100 Milliarden Tonnen an Ressourcen. Der Elektroschrott allein ist in den vergangenen fünf Jahren um rund ein Viertel angestiegen, 35 % der Mülldeponien sind mit Bauschutt gefüllt. Und der Berg wächst.

Gibt es Fortschritte?

Ikea plant, Möbel zurückzukaufen und als Second-Hand-Ware erneut anzubieten, der Smartphone-Hersteller Fairphone hat ein Rücknahmeprogramm ins Leben gerufen. Und der Elektronikkonzern Schneider Electric ist nicht nur dabei, ein Rücknahmeprogramm einzuführen, sondern verwendet darüber hinaus recycelte und recycelbare Materialien für seine Produkte.

Löst das alle Probleme?

Eine Kreislaufwirtschaft zwingt Menschen nicht dazu, ihr Kaufverhalten zu verändern. Bei jedem Schritt des Recyclingprozesses gehen Rohstoffe und Energie verloren. Eigentlich aber sollten wir weniger Ressourcen und Energie verbrauchen und idealerweise Null-Abfall-Lösungen entwickeln. Für einige Experten ist Kreislaufwirtschaft darum ein Ablenkungsmanöver, für andere zumindest ein Schritt in die richtige Richtung.

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