Nivigjan, Consultant
Wie bist du zu Roland Berger gekommen?
Ich wurde in Schweinfurt, nahe Würzburg, geboren und bin dort aufgewachsen. Meine Eltern sind als Flüchtlinge vor dem Krieg in Sri Lanka geflohen. Nach meinem Schulabschluss in Schweinfurt habe ich ein Bachelor-Studium in Betriebswirtschaft an der Universität Bamberg absolviert, das auch ein Auslandssemester an der University of South Carolina in den USA beinhaltete. Meinen Master-Abschluss habe ich an der Rotterdam School of Management in den Niederlanden gemacht, ergänzt durch ein weiteres Auslandssemester in Lyon, Frankreich.
In Bezug auf praktische Erfahrungen habe ich früher als Kellner im Restaurant meiner Eltern gearbeitet. Darüber hinaus sammelte ich Branchen- und Beratungserfahrung durch zwei Praktika bei Bosch und Deloitte, zunächst in der Finanzberatung und später in den Operational Transaction Services. Ich hatte meine Interviews bei Roland Berger im Dezember 2022, während ich meinen Master in Frankreich abschloss, und begann offiziell im April 2023.
Was hat dich dazu motiviert, als erster in deiner Familie ein Studium zu beginnen?
Das waren meine Eltern. Als Flüchtlinge aus Sri Lanka war es meine Eltern, obwohl sie Uni-Abschlüsse hatten, unmöglich, ihre beruflichen Karrieren in Deutschland fortzusetzen. Meine Mutter widmete sich zunächst Vollzeit der Erziehung meiner Schwester und mir, bevor sie später als Kellnerin in unserem Familienrestaurant arbeitete. Mein Vater nahm den ersten Job an, den er nach dem Erhalt des Asyls finden konnte – als Koch in einem italienischen Restaurant im Jahr 1990 – und übernahm schließlich 2008 das Restaurant.
Meine Eltern haben mich immer ermutigt und oft gesagt: „In Deutschland hast du so viele Möglichkeiten; es liegt an dir, zu entscheiden, was du tun möchtest. Das Einzige, was du brauchst, ist eine gute Ausbildung.“ Ich habe einfach ihren Rat befolgt, und ich bin heute dank ihnen dort, wo ich bin
Welche Herausforderungen hattest du und wie hast du sie gelöst?
Eine meiner größten Herausforderungen war das Fehlen eines Rollenvorbilds und nicht zu wissen, in welche Richtung ich nach dem Abitur gehen sollte. Bei einem meiner Praktika hatte ich allerdings eine wirklich tolle Führungskraft. Mit diesem ehemaligen Mentor bin ich heute noch in Kontakt, obwohl er nicht im Consulting tätig ist. Darüber hinaus war es zudem schwierig, keine klare Vorstellung davon zu haben, welchen Weg ich einschlagen sollte. Ich hatte immer Interesse an der Wirtschaft – wie Unternehmen arbeiten, wie sie Einnahmen generieren, welche Strategien sie anwenden und warum einige erfolgreicher sind als andere. Betriebswirtschaft zu studieren schien daher eine naheliegende Wahl, aber ich war mir trotzdem nicht ganz sicher, ob das das Richtige für mich sein wird. Durch die Kombination meines Studiums mit praktischen Erfahrungen in Form von Praktika wurde mir dann allmählich klar, was ich eigentlich möchte. Im Laufe der Zeit war ich mir sicher, dass ich eine Karriere im Consulting anstreben möchte, um an Lösungen komplexer Geschäftsprobleme arbeiten zu können.
Was hättest du gerne früher gewusst?
Es gibt viele Wege ins Consulting, nicht nur über eine „klassische“ betriebswirtschaftliche Ausbildung.
Ein weiterer Faktor sind sogenannte „Zieluniversitäten“ – also solche, an denen Beratungen normalerweise sehr präsent sind und regelmäßig Recruiting-Veranstaltungen machen. Ich habe mich dazu entschieden, im Ausland in Rotterdam meinen Master zu machen, da die Uni und das Programm einen ausgezeichneten Ruf haben. Rückblickend habe ich aber festgestellt, dass es andere Universitäten gibt, an denen es zahlreiche Möglichkeiten gibt, während des Studiums schon mit Beratungen in Kontakt zu treten.
Allerdings ist es auch wichtig zu betonen, dass ein Studium an einer „Zieluniversität“ keine Voraussetzung für den Einstieg in der Beratung ist. Ich habe ja auch so meinen Weg in die Beratung gefunden, auch wenn ich während meines Masterstudiums nicht an Recruiting-Veranstaltungen mit deutschen Beratungsfirmen teilnehmen konnte.
Was war bei deiner Job-Suche / Entscheidung für einen Arbeitgeber besonders wichtig für dich als FirstGen-Student?
Ich denke alle, die eine Karriere im Consulting anstreben, wissen, dass sie die Möglichkeit haben, viel zu lernen, in vielen verschiedenen Branchen und Funktionen zu arbeiten und dafür aber keine typischen 9-5 Job haben.
Allerdings wird der kulturelle Aspekt des Consultings oft übersehen, obwohl sich das Feld schnell entwickelt. Zum Beispiel gibt es viel mehr Flexibilität bei Reisen, der Möglichkeit, Auszeiten zu nehmen, und ein zunehmendes Verständnis für die Bedeutung der Work-Life-Balance. Hier stach Roland Berger für mich hervor – sowohl in meinen Recherchen als auch während meiner Interviewrunden. Es war für mich beeindruckend, wie sich die Berater:innen bei Roland Berger dafür einsetzen, eine solche Kultur zu entwickeln und zu fördern. Letztendlich war das für mich auch der ausschlaggebende Grund, warum ich mich für Roland Berger entschieden habe.
Wie war dein Start bei Roland Berger? Und wie gefällt es dir nun nach einiger Zeit in der Firma?
Mein Start bei Roland Berger war super organisiert und begann mit einem „Kick-off-Bootcamp“, in dem ich zusammen mit anderen neuen Mitarbeitenden grundlegende Skills für die Beratung erlernte oder auffrischte. Danach ging es direkt los mit der Projekt-Arbeit. Seitdem hatte ich die Gelegenheit, an einer Vielzahl von Projekten zu arbeiten – einschließlich PMO, Carve-out, M&A Buy-Side und Sell-Side Due Diligence sowie der Entwicklung von Finanzierungskonzepten – in verschiedenen Branchen und in verschiedenen Teamkonstellationen mit zunehmend mehr Verantwortung.
Was war für dich bisher die beste Erfahrung, die du bei Roland Berger gemacht hast?
Zum einen von Beginn an die Verlässlichkeit unter den Kolleg:innen – gerade in den entscheidenden Situationen kann man bei Roland Berger auf die anderen zählen. Darüber hinaus fand ich es nach meiner Rückkehr aus der Industrie zu Roland Berger toll, wie viel diverser die Unternehmenskultur geworden ist.
Welchen Rat würdest du FirstGen-Studierenden gerne geben?
Es gibt unzählige Websites mit Informationen über Consulting und andere Karrierewege. Allerdings sind persönliche Geschichten und Einblicke, wie andere in die Beratung oder andere Bereiche eingestiegen sind, noch wertvoller. Deshalb empfehle ich, dein Netzwerk zu nutzen. Zögere nicht, Leute auf LinkedIn oder anderen Plattformen zu kontaktieren und zu fragen, ob sie bereit wären, ein kurzes Gespräch über ihre Karrierewege oder die Unternehmen, für die sie arbeiten, zu führen. Dieser Ansatz bietet die Möglichkeit, Einblicke zu bekommen, die andere Online-Ressourcen nicht bieten können.