Konsum nach Corona: Schweizer setzen auf Qualität und Nachhaltigkeit
- Schweizer Verbraucher erwarten von Marken und Produkten verstärkt Qualität (64%) und Nachhaltigkeit (47%)
- Onlinehandel punktet mit kostenloser Lieferung
- Kleine Ladengeschäfte mit persönlicher Beratung liegen dennoch im Trend
Zürich, 11. November 2021
Die Covid-Pandemie hat das Kaufverhalten verändert. Schweizer Verbraucher setzen vor allem auf Marken mit einem hohen Qualitätsanspruch (64%) und nachhaltigen Produkten (47%). Auch wenn der Trend zum Online-Shopping ungebrochen bleibt, können insbesondere kleine Läden mit exklusivem Sortiment punkten. Das sind Kernergebnisse der Studie "Decoding Consumer Behavior" von Roland Berger und Potloc, für die 2.100 Verbraucher aus zwölf Ländern befragt wurden.
"Insgesamt blicken die Konsumenten deutlich positiver in die Zukunft und wollen sich grösstenteils in 2022 nicht weiter einschränken. Das sind gute Nachrichten für den Einzelhandel, der mit der Pandemie einen nie da gewesenen Einschnitt überwinden musste", sagt Faris Momani, Partner und Handelsexperte bei Roland Berger in Zürich. "Marken und Händler sollten aber berücksichtigen, dass Konsumenten bei ihren Entscheidungen heute andere Prioritäten setzen. Zudem erwarten sie mehr denn je einen konsistenten Online-Auftritt über Plattformen und Endgeräte hinweg. Und wenn sie ein Geschäft betreten, dann suchen sie ein exklusives Erlebnis.
Schweizer bei Nachhaltigkeit über globalem Durchschnitt
Bei der unmittelbaren Kaufentscheidung sind Qualität (64%) und Preis-Leistungs-Verhältnis (63%) die wichtigsten Kriterien für schweizer Verbraucher. Auch hier wird Nachhaltigkeit immer wichtiger. Während im globalen Durchschnitt ein Drittel dieses Kriterium in Zukunft noch stärker berücksichtigen will sind es in der Schweiz 47%. "Nachhaltigkeit ist endgültig beim Verbraucher angekommen", so Momani.
Zudem werden hierzulande die lokale Herkunft von Produkten (CH: 36%, globaler Durchschnitt 23%) und die gesellschaftliche Verantwortung von Marken (CH: 20%, globaler Durchschnitt 12%) von den Konsumenten geschätzt. Mit Blick auf die Warenkörbe zeigt sich, dass weiter Produkte für den täglichen Bedarf im Fokus stehen. 24% haben dieses Jahr beispielsweise mehr Geld für Essen ausgegeben.
Innenstadthändler können mit Beratung und Sortimenten punkten
Global ist der Online-Handel weiter auf dem Vormarsch. Ein Drittel (33%) der Befragten gab an, 2021 mehr im Internet zu bestellen, als im Vorjahr. Die Befragten aus der Schweiz liegen mit 28% knapp unter dem Durchschnitt. Wichtig sind den schweizer Kunden vor allem eine kostenlose Lieferung (52%) sowie die Möglichkeit, Artikel möglichst einfach (41%) und gratis (49%) zurückschicken zu können. "Die Verbraucher haben gelernt, wie praktisch und schnell der Einkauf im Netz sein kann – das gilt über alle Produktkategorien hinweg", sagt Momani.
Angebote wie eine (virtuelle) Beratung, Click-and-Collect- oder Live-Shopping spielen global und insbesondere in der Schweiz momentan noch beim Einkauf im Netz nur eine untergeordnete Rolle, werden aber in der Zukunft essenziell. Das sieht beim Einkauf im Ladengeschäft deutlich anders aus. Gerade schweizer Verbraucher strömen in die Innenstädte, um die Vorteile einer persönlichen Beratung (48%) zu geniessen. Die Frequenzen sind zwar noch nicht auf Vor-Corona-Niveau, aber die Conversion-Rates sind sehr gut. Ausserdem wollen sie auf exklusive Sortimente zurückgreifen (32%) und den Einkauf zelebrieren.
"Darin liegt eine Chance für Handel und Innenstädte", so Momani. "Um im Wettbewerb zu bestehen, können aber auch kleine Händler nicht mehr auf eine digitale Komponente verzichten. Dafür müssen sie ihre exklusiven Erlebnisse in soziale Plattformen tragen. Zudem kennen sie ihre Kundschaft gut und sitzen oft auf wertvollen Daten – dieses Potenzial von 'Small Data' und 'Communities' gilt es zu erschliessen."
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