Shaping the digital transformation: Questions top managers should be asking today.
Neue Brücken für Forschung und Technologie
Wie wir Wissenschaft und Wirtschaft besser zusammenbringen
Unser Leben ist digital. Wir kaufen online ein, kommunizieren via Smartphone und nutzen Medien übers Internet. Doch das ist längst nicht alles: Inzwischen hat die digitale Transformation auch sämtliche Stufen der industriellen Wertschöpfung erfasst, von der Logistik über die Produktion bis hin zur Dienstleistung. Der industrielle Kern Deutschlands und Europas verändert sich grundlegend. Das kann uns neues Wachstum bescheren, Wohlstand für breite Bevölkerungsschichten und eine höhere Ressourcenproduktivität. Es kann aber auch den Verlust der Weltmarktführerschaft für deutsche und europäische Industrieunternehmen bedeuten, wenn die digitale Transformation nicht entschieden angegangen wird. Google, Apple & Co. stehen als neue Konkurrenten bereit.
Bei der digitalen Transformation der Industrie, auch bekannt als Industrie 4.0, geht es um die durchgängige Vernetzung aller Wirtschaftsbereiche und die Anpassung der Akteure an die Gegebenheiten der digitalen Ökonomie. "Smarte Fabriken", autonome Logistiksysteme oder 3D-Drucker stellen viele etablierte Geschäftsmodelle und Wertschöpfungsprozesse auf den Kopf– ganz im Sinne der "schöpferischen Zerstörung" Schumpeters.
Roland Berger hat die Ursachen und Wirkungen der digitalen Transformation auf die deutsche und europäische Industrie im Rahmen einer Studie im Auftrag des BDI untersucht. Das Ergebnis der Studie offenbart die dramatische Tragweite der Veränderungen:
- Im besten Fall ergibt sich allein für Deutschland ein zusätzliches Wertschöpfungspotenzial von 425 Milliarden Euro bis 2025, für die europäische Industrie (EU-15 + Norwegen und Türkei) sind es 1,25 Billionen Euro in den nächsten zehn Jahren.
- Umgekehrt, falls es nicht gelingt, die digitale Transformation zu unserem Vorteil zu gestalten, summieren sich die möglichen Einbußen in Deutschland bis 2025 auf 220 Milliarden Euro – betroffen wären insbesondere die Automobil- und Logistikindustrie, die bis zu 140 Milliarden Euro an Bruttowertschöpfung verlieren könnten.
Das Gelingen der digitalen Transformation erfordert viele Anstrengungen, etwa den Ausbau der digitalen Infrastruktur, das Setzen einheitlicher Standards und eine europaweite Koordination. Ein entscheidender Baustein ist die enge Zusammenarbeit von Wirtschaft und Wissenschaft. Unternehmen brauchen den Beitrag aus Universitäten und Forschungseinrichtungen, die in Deutschland intensiv zu Methoden der Industrie 4.0 forschen und Anwendungen entwickeln.
Bei der Vernetzung von Wirtschaft und Wissenschaft gibt es in Deutschland gute Beispiele, etwa die industrienahe Forschungs- und Entwicklungsarbeit der Fraunhofer-Gesellschaft und der Arbeitsgemeinschaft industrieller Forschungsvereinigungen. Doch es gibt auch noch großen Verbesserungsbedarf. Wir sehen hier drei dringende Themen, die wir jetzt angehen müssen:
Fazit: Deutschland kann und muss mehr machen bei der Verzahnung von Wissenschaft und Wirtschaft – gerade jetzt in der rasanten digitalen Transformation der Industrie. Es ist eine altbekannte Wahrheit: Wissen ist nahezu der einzig relevante Rohstoff Deutschlands. Eine neuere Wahrheit ist, dass sich deutsche Industrieunternehmen zunehmend gegen Konkurrenz aus Schwellenländern und – siehe oben – neue Wettbewerber aus der Internetökonomie behaupten müssen. Der technologische Vorsprung schmilzt. Umso wichtiger ist die enge Zusammenarbeit von Wissenschaft und Wirtschaft.
Dieser Blog ist ein Debattenbeitrag zur Zukunft der Forschung, zuerst erschienen bei Jan-Martin Wiarda, Journalist für Bildung und Wissenschaft
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